Der Monatsspruch im September 2017

Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.
Lukas 13,30

Es ist 8 Uhr morgens. Jonathan ist fünfeinhalb. Er zieht sich seine Sachen an für den Kindergarten. Hose, Schuhe, Jacke. Heute ist Jonathan wirklich schnell. Dann setzt er sich seine Mütze auf, dreht sich um und ruft: „Fertig!“ Da ist auch noch seine Schwester Greta, drei Jahre jung. Greta geht in den gleichen Kindergarten wie Jonathan. Ruhig, aber bestimmt antwortet sie ihm: „Ich spiele nicht mit.“
Greta ist ganz schön schlau. Sie hinterfragt das Spiel und seine Regeln. Und sie findet dabei einen leichten Umgang damit, dass ihr Bruder schon fertig ist und sie noch nicht.

Finden wir einen leichten Umgang mit Jesus? Er sagt: „Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.“ Von Ersten und Letzten spricht Jesus, den wir manchmal Herr und manchmal Bruder nennen. Spielen wir sein Spiel mit?
Erste und Letzte. Das ist reichlich schwarzweiß ohne etwas dazwischen. Gar keine Farbe, nicht einmal harmloses Grau. Kein gemütliches Mittelmaß, keine Bescheidenheit, keine Genügsamkeit und keine Gelassenheit. In seinen Worten gibt es nur Champions League oder Abstiegsplatz. Was dazwischen liegt, ist nicht der Rede wert.

Was haben diese Worte überhaupt mit mir zu tun? Ich bin doch selbst nie immer nur Letzter oder Erster. Wo bin ich in diesen Worten Jesu? Ein leichter Umgang mit seinen Worten ist wohl das Letzte, was Jesus sich gewünscht hätte. Und anders als Jonathan spielt er auch kein Spiel. Stattdessen drängt er uns zu einem ehrlichen Blick auf die Welt und auf uns selbst.
Wenn Jesus von Letzten und Ersten spricht, in Schwarzweiß statt in Farbe oder Grautönen, dann besteht die Zumutung nicht darin, dass Jesus mich nicht sieht in der Mitte. Sondern die Zumutung ist, dass es trotz aller Farben und Grautöne immer noch Schwarz und Weiß gibt. Jesus redet nicht über irgendein Spiel, in dem man einfach so sagen kann: „Ich spiele nicht mit.“ Oder in dem es um einen schönen, leidenschaftlichen, aber letztlich harmlosen Wettkampf geht. Wie beispielsweise beim Sport. Sei es Fußball oder Marathon, Kegeln oder Segeln. Ob man vorne dabei ist bei den Ersten oder ob man darum kämpft, nicht Letzter zu werden.
Kein Spiel. Sondern Jesus spricht über das Leben selbst.

Es gibt sie bei uns, die Menschen auf der Sonnenseite des Lebens. Die sich alles leisten können. Gutes und gesundes Essen. Die beste Versorgung und Pflege. Eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Es gibt Kinder, die haben alle Chancen.
Und es gibt sie bei uns, die Menschen auf der Schattenseite des Lebens. Deren Arbeitskraft nicht gebraucht wird. Deren Können und Erfahrung nichts wert ist. Die sich selbst aufgegeben haben. Eltern, die nicht wissen, wo sie die 70 Euro hernehmen sollen für den Taschenrechner am Gymnasium.

Erste und Letzte. Arme und Reiche in unserem Land. Wo man hinsieht, gibt es Arme und Reiche auf der ganzen Welt. Global gesehen ist das mit dem Taschenrechner Jammern auf hohem Niveau. Am anderen Ende der Erde ist das Trinkwasser verseucht. Die Dürre sorgt ein Jahr ums andere für den Ausfall der Ernte. Wer sind Erste und Letzte im Hunger? Wer sind Erste und Letzte im Krieg?

Letzte werden Erste sein und Erste werden Letzte sein. Das sind sehr große Worte.
Wann geschieht das und wo geschieht das?
Vor allem: Geschieht es von selbst oder durch uns, durch mich? Was könnte ich selbst tun, damit es gerecht, friedlich und fair in dieser Welt zugeht? Das ist eine altbekannte Frage christlichen Handelns. Jesus will, dass wir sie neu stellen. Und dass wir endlich gute Antworten darauf finden. Die Welt hat es bitter nötig, genauso wie wir alle.

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