Der Monatsspruch im April 2016

Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.
1. Petrus 2,9

„Auserwählt zu sein kommt mir manchmal wie eine Strafe vor.“ So lässt sich das manches Mal von Menschen jüdischen Glaubens vernehmen. Sie sind das auserwählte Volk. Von Gott auserwählt. „Dich habe ich erwählt aus allen Völkern“, heißt es im Alten Testament. Aber ein Blick in die Geschichte offenbart, dass zur Geschichte des Volkes Israel unglaublich viel schreckliches Leid gehört. Bis zum heutigen Tag. Sodass sich dann manches Mal da und dort die Bitte vernehmen lässt: „Ach hättest du doch ein anderes Volk erwählt, dann könnten wir wenigstens in Frieden leben.“ Gott aber hat das Volk Israel erwählt. Ihm hat er Weisungen zum Leben gegeben, an denen wir uns in unserem Kulturkreis und erst recht in unserer christlichen Religion orientieren. Das allein zeigt schon die enge Verbundenheit zwischen Christen und Juden. Dazu tritt die offenbare Erkenntnis, dass Jesus und seine Jünger Juden waren; dass auch wir Christen das Alte Testament lesen, dass die ersten Christen und Christinnen Juden waren. Unsere christliche Religion ist auf das engste mit dem jüdischen Glauben und der jüdischen Tradition verbunden. Fatalerweise wurde die Verbundenheit in der Geschichte oft genug negiert und mit Füßen getreten. Übrigens auch bis zum heutigen Tag. Dabei bleibt der Satz richtig und wahr: „Ohne Judentum kein Christentum.“ Schon sind wir mitten im Monatsspruch April. Denn der Verfasser des ersten Petrusbriefes schreibt an eine christliche Gemeinde. Ihr und damit den dort lebenden Christen und Christinnen spricht er fast alle Attribute zu, die doch dem Volk Israel gehören: „auserwähltes Geschlecht, königliche Priesterschaft, heiliges Volk“.

Da entstehen Fragen: Sind wir Christen und Christinnen jetzt das neue Volk Gottes? Sind wir das einzige Volk Gottes? Oder gibt es jetzt zwei? Darüber wird eifrig diskutiert, manches Mal auch gestritten. Dabei bleibt Gottes Zusage an das jüdische Volk ohne Wenn und Aber bestehen. Keiner nimmt davon etwas zurück, auch nicht der Monatsspruch April. Israel bleibt das Volk Gottes; und wir gehören auch dazu. Denn allen anderen außerhalb Israels hat Gott eine Tür eröffnet, wie es im Johannesevangelium heißt, um auch zum Vater zu kommen. Das Neue Testament nennt die Tür beim Namen: Jesus Christus. So sind wir Christen und Christinnen auch zum auserwählten Volk geworden.

Das hat an Gottes Liebe zu Israel nichts geändert. Der Schreiber des ersten Petrusbriefes erinnert gleichzeitig auch an den klaren Auftrag, der uns gegeben ist: Wir sollen verkündigen, wie uns Gott „von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ berufen hat. Der Monat April beginnt bestrahlt vom Licht der Auferstehung. Nur wenige Tage vor dem Beginn des April feien wir Ostern. In manchen Gemeinden wird eine Osternacht gefeiert. Wer das schon mal in einer romanischen Hallenkirche bei den katholischen Geschwistern erlebt hat, der erinnert sich daran, wie tatsächlich das Licht in die Finsternis der Nacht der Kirche gebracht wird und sich dann nach und nach ausbreitet. Von einer Kerze zu anderen. Von einem zum anderen. Von Herz zu Herz. So wird die Finsternis erhellt, vertrieben. Wunderbares Licht macht sich breit. Tod, wo ist dein Schrecken? Verschlungen vom Licht des Lebens. Es ist nicht weniger eindrücklich wenn die Osternacht in einer evangelischen Kirche gefeiert wird, egal, welchen Baustil die Kirche hat. Zu erleben, wie eine Kerze nach und nach ihr Licht weitergibt, die Finsternis erhellt, vertreibt, das lässt den einen oder anderen manches begreifen. Was Auferstehung bedeutet. Was es heißt: „dem Tod die Macht genommen zu haben“. Was es heißt, wie Gottes Licht, seine Liebe sich in der Welt ausbreiten kann. Von einer zum Nächsten. Das erleben und zu erfahren ist etwas Besonderes. Gottes Licht weiterzugeben ist unser Auftrag. „Tragt in die Welt nun ein Licht …“

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