Jingle: Gemeinsam wachsen, gemeinsam lernen. Willkommen beim Podcast von Kleinstkinder in Kita und Tagespflege.
Claudia Uihlein: Hallo zusammen, mein Name ist Claudia Uihlein. Ich bin Redakteurin bei Kleinstkinder in Kita und Tagespflege und ich bin heute hier mit Dr. Julia Rehme-Röhrl. Dr. Julia Rehme-Röhrl hat 10 Jahre Erfahrung als Ärztin, blickt auf über 400 Notarzteinsätze zurück und ist seit vier Jahren Mami. Sie arbeitet als Unfallchirurgin an einer Unfallklinik in Süddeutschland und ist dort als Notärztin im Einsatz. Seit sie Mutter ist, beschäftigt sie das Thema Sicherheit und Gesundheit von Babys und Kindern noch mal aus einem ganz anderen Blickwinkel und das hat für sie den Ausschlag gegeben, als Notarztmami auf Instagram zu posten zum Thema Notfallmedizin und Erste Hilfe für Babys und Kinder. Im Herder Verlag hat sie ein Buch mit dem Titel „Die Notarztmami“ veröffentlicht. Sie hat auch schon für unser Fachmagazin geschrieben und für unsere Praxismappe. Und in der kommenden Ausgabe von Kleinstkinder wird sie ausführlich zu den Themen Unfallprävention, Sicherheit und erste Hilfe für Kinder unter 3 Jahren in der Kita schreiben. Julia, auf Unfälle und Notfälle sollte man ja im Alltag mit Babys und Kleinkindern immer vorbereitet sein. Uns interessiert natürlich deine Erfahrung aus der Praxis. Für welche Art von Unfällen ist das Risiko bei den unter Dreijährigen denn besonders hoch?
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Ja, wenn man so ein Ranking machen wollen würde und gucken wollen würde, was am allerhäufigsten ist, dann sind es nun mal die Stürze. Ja, das kann der Sturz sein, einfach bei einem Laufanfänger oder Krabbelbaby nach vorne aus dem Sitzen, aus dem Gehen heraus. Es kann aber eben auch ein Sturz über eine Treppenstufe oder vom Wickeltisch sein. Das ist so das Allerhäufigste. Daneben ist aber auch das Erforschen natürlich ganz wichtig in diesem Alter und die Kinder probieren alles aus. Daher sind auch Vergiftungen oder Verbrennungen häufig. Vergiftungen kommen daher, weil sich Kinder natürlich alles in den Mund stecken, sei es draußen oder drinnen. Und dann natürlich auch noch wie in jedem Alter eigentlich Transportunfälle. Das heißt eben auch im Auto, Fahrradanhänger oder im Kinderwagen.
Claudia Uihlein: Okay, das heißt, die Sturzgefahr, die steht an erster Stelle. Dann lass uns doch da gleich mal ein bisschen näher drauf eingehen.We reagieren pädagogische Fachkräfte am besten, wenn ein Kind stürzt und vor allem, welche Möglichkeiten haben sie denn einzuschätzen, wie schwerwiegend so ein Sturz war?
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Also als allererstes würde ich sagen, ein Sturz ist was völlig Normales und eigentlich Harmloses. Es ist einfach wichtig, dass das Kind diese Erfahrung macht. Das muss ja auch erst lernen, wo ist mein Schwerpunkt? Was passiert, wenn ich mich über eine Stufe oder über eine Kante beuge und meinen Kopf nach vorne hänge? Der Körper und auch der Geist müssen ja erst lernen: Wenn ich mein Gewicht verlagere, was passiert da? Das heißt, es ist unvermeidlich, dass das Kind stürzen wird, irgendwann in irgendeiner Form und sei es auch mal vielleicht, weil andere Kinder in der Umgebung vielleicht drängeln und schubsen. Das wird einfach passieren und am Anfang muss man das eben auch noch lernen. Das A und O ist natürlich, dass ich solche Stürze, die wirklich gefährlich sind, das heißt, solche aus großer Höhe, die kann ich natürlich als betreuende Person schon minimieren, indem ich größere Stufen oder Treppen absperre. Oder wenn es ein Balkon runtergeht, dass dieser Balkon keine Schlitze hat, wo ein Kind durchrutschen könnte. Wenn es z.B. um eine Terrasse oder ein Gartenbereich geht, dass das wirklich abgesichert ist. Oder eben am Wickeltisch wirklich zu sagen, ich verlasse den Wickeltisch nie. Alle Utensilien sind da safe an diesem Platz und ich kann sie direkt benutzen, ohne mich auch nur eine Sekunde wegzudrehen von dem Kind. Trotzdem, wie gesagt, passieren Stürze immer. Das ist per se nichts Schlimmes. Das A und O ist dann, wie verhält sich das Kind danach und wie verhalte ich mich danach? Positiv ist es, wenn das Kind schreit und direkt quasi einen Schocklaut von sich gibt. Schlechter ist es, wenn das Kind gar nichts mehr sagt. Ja, wenn es direkt apathisch wird, so nennen wir das, also schläfrig, irgendwie nicht mehr ansprechbar, das wäre schlecht und auch wenn es direkt erbricht. Das ist ein Zeichen, dass auf dem Kopf irgendwas schon Gröberes stattgefunden hat.
Aber als Betreuungsperson kannst du natürlich nur vermeiden, dass es wirklich nicht von großer Höhe stürzt, sondern nur auf Ebene der eigenen Körpergröße. Das ist so auch das Maß, was ich immer angebe. Also Körpergröße bei einem Kind, alles, was drüber ist, ist gefährlich. Alles, was drunter ist, kann man als eher ungefährlich einschätzen. Das ist schon mal das erste. Trotzdem spielt es natürlich auch eine Rolle, wo fällt das Kind hin? Ist es auf eine Kante gefallen? Ist es auf den harten Untergrund gefallen? Ist es in Dornen oder Glasscherben gefallen? Ist noch mehr passiert? Und da kann ich als betreuende Person direkt mit dem Bodycheck überprüfen, wie schwerwiegend so eine Verletzung jetzt gerade gewesen ist. Den Bodycheck lernt man im Erste-Hilfe-Kurs. Wenn du willst, können wir den auch kurz mit meiner Biggy mal durchgehen.
Claudia Uihlein: Ja, gerne.
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Die habe ich nämlich hier immer dabei, die Biggy. Das ist meine Erste-Hilfe-Puppe. Die sieht zwar ein bisschen schockierend mit aufgerissenem Mund aus. Aber da kann man sehr gut dran vormachen, was man jetzt machen würde. Also das erste ist, wenn ein Kind natürlich hinfällt, dass ich es mir erstmal anschaue. Das heißt, Betrachtung wäre das Allererste. Sehe ich schon, irgendwo kommt Blut raus, sieht's irgendwie komisch aus? Ist irgendein Körperteil abgewinkelt, was so nicht sein sollte oder was macht das Kind? Hält es sich vielleicht den Arm oder kann es vielleicht nicht aufstehen? Also einfach mal gucken, was ist los? Das dauert eine Sekunde. Einfach mal das Kind angucken. Ja, dann als nächstes würde ich von Kopf nach Fuß, deswegen heißt es eben Bodycheck, von Kopf nach Fuß einfach mal checken, was so los ist.
Claudia Uilein: Also einmal von oben bis unten.
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Genau, dazu einfach mal auf meinen Schoß nehmen, auch ansprechen und sagen, ja, was ist denn los? Und dabei kann ich natürlich fokussierter untersuchen. Auf die Stirn und die Wangenknochen schauen, ob irgendwo Blut rauskommt, und das Ganze mache ich mit dem ganzen Körper. Würde ich dann weitermachen, bisschen auf dem Brustkorb drücken, bisschen an den Ärmchen wackeln, sage ich immer auf bayerisch. Also, das heißt, die Funktionsprüfung zu machen, auch mit den Gelenken. Ist hier irgendwas oder gibt es hier vielleicht eine Stelle, wo das Kind besonders viel Schmerz angibt. Oder merke ich auch bei dieser Funktionsprüfung irgendwo an den Füßchen, dass es irgendwo abnormal wackelt oder wehtut oder krepitiert, nennen wir das. Also so ein knackendes, reibendes Geräusch gibt. Und wenn das alles in Ordnung ist und sich das Kind einigermaßen beruhigt hat, vielleicht noch bisschen weint, bisschen schnieft, dann auch einfach mal gucken. Diese Funktionsprüfung machen wir auch in der Klinik. Also einfach mal das Kind weiterspielen lassen und gucken, bewegt es sich normal, setzt es seine Arme und Hände ganz normal ein, verhält es sich ganz normal, lässt sich auch wieder beruhigen. Schreit jetzt nicht nonstop schrill, gibt keine Aua mehr an, dann kann ich mir eigentlich sicher sein, dass der Sturz glimpflich vorübergegangen ist.
Claudia Uihlein: Okay, das ist ja schon mal gut zu wissen und eine gute Hilfe für den ersten Check nach einem Sturz. Du hast noch eine andere Gefahr erwähnt mit der auch Fachkräfte häufig konfrontiert sind, das Verschlucken. Da ist es ja besonders wichtig, dass man schnell und vor allem auch richtig reagiert. Wie sollten Fachkräfte hier denn vorgehen? Und gibt's vielleicht je nach Alter des Kindes auch unterschiedliche Vorgehensweisen, die du da empfehlen würdest?
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Also, es ist generell so, dass es auch beim Beikoststart bei Kleinkindern natürlich schon auch einfach immer dazu kommen wird. Die Kinder werden sich verschlucken, weil sie es einfach noch nicht so gut können. Und das ist per se auch hier nichts Schlimmes, wenn man sich mal verschluckt und das Kind kann eigentlich sehr gut mit seinem Hustenstoßreflex die Sachen wieder selber abhusten oder hochhusten. Das heißt, du kannst dieses Husten und Abhusten schon auch unterstützen, nicht indem du gleich anfängst zu klopfen, sondern wenn du merkst, hey, das Kind hustet einfach kräftig, hat sich einfach verschluckt, dann kann man es auf jeden Fall aus dem Hochstuhl z.B., wenn es im Hochstuhl sitzt, herausnehmen und hinstellen und einfach mal beobachten. Ist dieses Husten noch laut und kräftig, kommt das Kind selber zurecht? Es wäre sogar falsch, es dann zu stören bei so einem effektiven Husten, sondern ich möchte es einfach nur unterstützen und auffordern und sage: "Ja, huste kräftig ab, das kommt schon raus", einfach positiv Feedback geben.
Claudia Uihlein: Also hinstehen ist da besser, als wenn es sitzt? D.h., im Stehen kann es das besser?
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Ja, dann kann sich die Atemhilfsmuskulatur selber aktivieren, also der Brustkorb freier entfalten. Das Kind kann sich auch mit den Füßen abstützen, es kriegt einfach den Brustkorb weiter auf und kann dann besser abhusten. Was anderes ist es, wenn sich dieser Husten dann verändert in sogenannten ineffektiven Husten. Das heißt, du merkst, dass das Kind wirklich keine Luft mehr kriegt, dich mit erschrockenen Augen anschaut und immer weniger hustet oder gar nicht hustet und ganz still wird. Und da ist dann der Einsatz der betreuenden Person wirklich erforderlich. Und da wäre es sehr gut, wenn man eben die Erste-Hilfe-Handgriffe dann auch kennt und weiß, wie man die anwendet. Da ist es nämlich so, dass man am besten ein C formt mit der Hand und diese unter das Kinn des Kindes legt und das Kind dann mit der Schwerkraft nach vorne beugt. Das heißt, ich hoffe, ihr könnt es so gut sehen, Kopftieflage nennen wir das. Jetzt nehmen wir mal an, das Kind hat ein Smartie verschluckt. Dann nimmt man diesen C-Griff, legt das Kind mit Kopf nach unten und schlägt dann fünfmal fest hier zwischen die Schulterblätter und schon ist das Smartie runtergefallen. Könnt ihr jetzt leider nicht sehen.
Claudia Uihlein: Ich hab's gehört.
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Wichtig ist, dass man sich traut. Man muss da wirklich, auch wenn man sich als Erwachsener normal verschluckt hat, dran denken, wie kräftig man das machen muss, dass es wirklich der Schwerkraft folgend herunterfällt. Wenn die Kinder schon bisschen größer sind, kann man sich die auch übers Knie legen, so altertümlich das anhört, aber einfach, dass der Kopf nach vorne gebeugt, wirklich weiter runter hängt, denn es hängt ja irgendwo hier im Halsbereich und der soll dann der Schwerkraft folgend nach unten zeigen. Wenn das alles nichts hilft und nach fünfmal sich nichts löst und das Kind weiter um Atem ringt, dann ist es wichtig, der Kollegin zu sagen, bitte mal die 112 anrufen, wir haben hier drohendes Ersticken. Wenn ein Kind etwas Giftiges oder eine Bügelperle oder irgendwas verschluckt hat, dann ist natürlich Obacht geboten und irgendjemand sollte in der Zwischenzeit auch professionelle Hilfe holen, während ich mit dem Kind einen Heimlich-Handgriff mache. Das geht bis zu ein, zwei Jahre. Also mit so einem Kind, was ich jetzt hier habe, sollte man eigentlich nicht den klassischen Heimlich-Handgriff machen, wie wir ihn alle gelernt haben beim Führerschein. Das heißt, nicht dahinter stellen und so machen und drücken, sondern wirklich nur mit zwei Fingern auf Höhe des Brustkorbes drücken.
Claudia Uihlein: Weil sonst die Verletzungsgefahr zu groß ist bei dem Druck für die Jüngsten?
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Wobei mit einem Dreijährigen kann man auch schon den normalen Heimlich-Handgriff machen. Ja, das muss man so bisschen auch dann selber körperlich einschätzen, wie groß sind denn die Kinder schon? Also, ich würde sagen, bis ein Jahr auf jeden Fall diesen Heimlich-Handgriff. Und wenn das fünfmal gemacht wurde, kann man auch wieder wechseln und fünfmal wieder schlagen. Und in der Regel kenne ich keinen Fall, wo das nicht auch schon sehr effektiv geholfen hat. Es kann auch sein, dass das Kind dann sogar erbricht vor lauter Husten, aber wenn dadurch der Fremdkörper endlich gelöst wird, ist das in dem Fall ja sinnig und gut. Wichtig ist nur auch zu checken, was hat es verschluckt, weil es gibt so ein paar Sachen, wie z.B. eben Gifte oder Batterien oder Stecknadeln, Reißzwecken. Da muss man natürlich auch gucken, ob das Kind weitere innere Verletzungen hat und sollte es auf jeden Fall dann einem Arzt vorstellen.
Claudia Uihlein: Im schlimmsten Fall, also wenn sich das Kind verschluckt und die Handgriffe nicht erfolgreich sind, dann kann es ja auch passieren, dass das Kind bewusstlos wird. Und dann müssten ja Fachkräfte gegebenenfalls, bevor der Notarzt eintrifft, auch Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, oder?
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Genau. Also wir sprechen ja jetzt die ganze Zeit von Situationen, in denen das Kind noch bei Bewusstsein ist, in der ersten Situation sogar versucht, selber zu husten. Da, wie gesagt, einfach unterstützen und beobachten. Dann gibt es die Situation, in der es das nicht mehr alleine schafft. Da empfiehlt sich der C-Griff, die Rückenschläge zwischen die Schulterblätter und der Heimlich-Handgriff, je nach Alter. Und wenn es dann wirklich ist, wie du sagst, dass das Kind sogar das Bewusstsein verliert, dass wirklich der Atemweg vielleicht schon komplett verlegt ist und es bewusstlos wird, dann müsste man reanimieren. Auch da empfehle ich natürlich immer, den Erste-Hilfe-Kurs regelmäßig aufzufrischen. Also ein bewusstloses Kind braucht einfach Luft und wenn es nicht mehr atmet, auch die Herzdruckmassage und das im Wechsel. Das Wichtigste ist natürlich die Beatmung beim Kind, weil es oft ein Sauerstoffschaden ist oder ein Sauerstoffmangel, warum ein Kind bewusstlos wird. Und das ist beim Kind auch einfach, denn wir haben ja so einen großen Mund, man kann als Erwachsener Mund und Nase in einem zusammenfassen und erstmal fünfmal dem Kind Luft zufächeln, fünfmal beatmen. Ich mache das mal vor. Ja, also fünfmal Mund und Nase beatmen und dann direkt weitermachen mit 15 Wiederbelebungsdrücken. Das kann man bei einem Kleinkind so machen, indem man die Daumen zusammenlegt und da 15-mal draufdrückt, natürlich immer auf einem harten Untergrund. Ja, nicht jetzt so wie ich das in der Luft gemacht habe, sondern wirklich hier so draufdrücken mit einem harten Untergrund jetzt am Tisch oder am Boden, damit man auch einen Gegendruck hat. Und dann wieder zweimal beatmen, 15-mal drücken. Zweimal beatmen, 15-mal drücken. Das wäre das Optimale. Bei älteren Kindern kann man das auch nur mit einer Hand machen und beim Erwachsenen kennen wir es ja eh so. Ja, da ist nur wichtig zu beachten, dass es nicht ein Drücken aus dem Ellenbogen heraus ist, sondern es ist ein Drücken mit dem ganzen Oberkörper des Helfenden oder des Reanimierenden. Ja, das ist nicht so ein bisschen wackeln aus dem Ellenbogen, sondern man muss da selber die ganze körperliche Kraft aus dem Oberkörper einsetzen. Wobei das wirklich erst so ab acht bis zehn Jahren geht. Für Kleinstkinder eigentlich ausreichend ist die o.g. Bewegung, aber immer mit dem Gegendruck auf einem harten Untergrund. Und so hat man schon das Wichtigste gemacht, um die Zeit zu überbrücken, in der hoffentlich auch jemand den Notarzt gerufen hat oder die Notärztin.
Claudia Uihlein: Und jetzt nehmen wir mal an, es tritt ein Notfall ein in der Kita. Dann muss ja auch bei den Fachkräften jeder Handgriff sitzen und alle Beteiligten sollten sofort wissen, was zu tun ist. Aus deiner Erfahrung, welche vorbeugenden Maßnahmen können denn pädagogische Einrichtungen oder sollten sie ergreifen, um im Ernstfall optimal vorbereitet zu sein?
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Also das Wichtigste meiner Ansicht nach ist halt immer, dass man sich schon vorher mit solchen Fällen, sage ich jetzt mal, einfach beschäftigt. Das müssen ja nicht immer gleich Unfälle und Notfälle und Reanimation sein, aber man muss ein Bewusstsein schaffen dafür, dass es diese Fälle gibt. Man muss, soweit es möglich ist auch Prävention betreiben. Das heißt eben sowas wie Kantenschutz oder Absicherung einer Treppe oder heiße Gegenstände außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren oder Stecknadeln, kleine Knopfbatterien außerhalb der Reichweite aufbewahren, solche Sachen. Also Prävention ist schon das Eine und dann aber auch das ständige Wiederholen und Trainieren. Auch wir machen das. Wir haben auch nicht tagtäglich Kindernotfälle. Ja, auch wir üben das immer wieder. Wir üben auch immer wieder den Fall von Massenverletzten. Also was ist, wenn es in der ganzen Schule brennt? Wie reagieren wir da? WDenndiese Ereignisse kommen ja nicht so häufig vor, aber trotzdem müssen wir immer vorbereitet sein. Das heißt, auch das stetige sich Weiterbilden oder Wiederholen hilft einem, mehr Sicherheit zu erlangen und dann auch strukturierter handeln zu können. Deswegen empfehle ich auch immer diese Erste-Hilfe-Poster oder Checklisten oder Algorithmen oder dass man zusätzlich zum Erste-Hilfe-Kurs eben die Sachen auch im Team mal durchspricht und dann auch weiß, dass es in so einem Fall eben wichtig ist, klar zu kommunizieren, klar anzusprechen, wer ist der Ansprechpartner und immer auch dran zu denken: Ich muss mir Hilfe holen, ich kann das gar nicht allein schaffen, andere Kinder sind auch noch da, ich brauche dann immer einen Zweiten. Nicht dass kostbare Zeit verstreicht. Solche Sachen muss man halt einfach immer wieder durchgehen oder auch für den Notfall irgendwo eine Liste haben, damit man dann sicher sein kann, dass man nichts vergisst.
Claudia Uihlein: Sehr gut. Ja, vielen Dank, liebe Julia, für das spannende Gespräch. Ich freue mich, dass du zu diesem Thema diese wichtige Aufklärungsarbeit leistest und dass wir dich dabei auch ein bisschen unterstützen können. Und wer sich jetzt noch intensiver mit dem Thema Unfall, Prävention, Sicherheit und Erste Hilfe beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch von Dr. Julia Rehme-Röhrl, die „Notarztmami“. Und wer ganz konkrete Informationen und Erste-Hilfe-Tipps für Kinder unter drei Jahren sucht, für den erscheint im April unsere Kleinstkinderausgabe 3/25. Dann vielen Dank noch mal für das Gespräch, liebe Julia, und ich wünsche dir noch einen schönen Tag.
Dr. Julia Rehme-Röhrl: Vielen Dank.
Jingle: Gemeinsam, was gemeinsam lernen. Schön, dass ihr reingehört habt. Bis bald. Umfangreiches Fachwissen für die Betreuung der Jüngsten findet ihr auf www.kleinstkinder.de