Kommunikation: Mit Kindern sprechenDie richtigen Worte finden

Die Kommunikation mit unseren Kindern ist nicht immer einfach. Wer mit Kindern reden möchte, der muss auch eine verständliche Sprache benutzen. Wir sagen Ihnen, wie Sie auch in schwierigen Situationen die richtigen Worte finden.

Mit Kindern sprechen: Die richtigen Worte finden
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Mit Kindern in angemessener und hilfreicher Weise zu sprechen, ist wichtig. Denn durch die Art und Weise, wie wir miteinander reden und umgehen, prägen wir die Qualität einer Beziehung. Und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist wohl mit die intensivste Verbindung, die wir im Leben haben. Virginia Satir, eine bekannte amerikanische Familientherapeutin, sagt: "Durch die Art, wie wir in der Familie sprechen, entsteht unter den Familienmitgliedern Selbstwert oder Minderwertigkeit."

Der Beziehungsaspekt von Gesprächen

Um in geeigneter Weise beobachten zu können, wie man miteinander spricht, ist es sinnvoll, sich zunächst vier Grundlagen der Gesprächsführung zu vergegenwärtigen. Der erste Punkt: Jede Gesprächssituation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Das bedeutet, dass ein Gesprächspartner neben dem sachlichen Inhalt anhand von Körpersprache, Gestik, Mimik und Tonfall wahrnimmt, wie der Sprechende zu ihm steht. Er spürt, welche Beziehung er zu ihm hat, ob er Respekt und Liebe für ihn empfindet oder ob er gerne oder genervt mit ihm spricht.

Dies ist in jeder Gesprächssituation so. Besondere Bedeutung aber hat dieser Punkt bei Gesprächen zwischen ungleichen Personen, zum Beispiel zwischen Eltern und Kindern, Lehrern und Schülern, dem Chef und einem Angestellten. Hier wird hauptsächlich auf der sogenannten Beziehungsebene wahrgenommen. So hören Kinder im Vorschulalter fast ausschließlich diese Botschaften. Wenn Sie zu Ihrem Fünfjährigen also sagen "Räum noch die Legos im Wohnzimmer weg vor dem Abendessen, das schaut ja wüst aus!", hört er wahrscheinlich nicht, dass sie gerne bei aufgeräumten Wohnzimmer zu Abend essen wollen. Die Botschaft, die das Kind aufnimmt, ist vielmehr: "Die Mama schimpft mich schon wieder", oder "Nie mache ich was richtig". Viele freche und patzige kindliche Reaktionen kommen daher. Sie sind Antworten auf das Gefühl, nicht wertschätzend behandelt zu werden. Dies zu vermeiden, ist im Alltag kaum möglich. Zu ausführlich und erklärend müssten wir jede Bitte, jeden Auftrag formulieren. Wichtig aber ist es, den Beziehungsaspekt von Gesprächen zu verstehen.

Metakommunikation

Ein zweiter wichtiger Aspekt im Gespräch mit Kindern ist die sogenannte Metakommunikation. Sie bietet die beste Möglichkeit, Schwierigkeiten in Gesprächen zu überwinden. Metakommunikation bedeutet, darüber zu reden, wie man gerade miteinander spricht oder umgeht. Wenn Ihr Kind zum Beispiel nicht zuhört, brauchen Sie es nicht zu schütteln oder anzuschreien. Halten Sie es lieber am Arm fest, suchen Sie Blickkontakt und sagen Sie zum Beispiel: "Mein Schatz, ich hab das Gefühl, Du hörst mir nicht zu. Wie oder wann kann ich mit Dir reden, so dass Du mir zuhörst?" Oder wenn Ihr Kind Sie anschreit, sagen Sie freundlich, aber sehr bestimmt: "Ich möchte nicht, dass wir in diesem Ton miteinander sprechen!" Egal um was es geht, wenn es schwierig wird, steigen Sie aus dem Inhalt des Gesprächs aus und sprechen Sie darüber, wie Sie miteinander umgehen.

Ich-Botschaften

Den dritten Aspekt von Gesprächen mit Kindern hat Tomas Gordon ausführlich beschrieben. Er empfiehlt "Ich-Botschaften" statt "Du-Botschaften" zu versenden. Ich-Botschaften sind Redewendungen, in denen man etwas über sich selbst sagt, anstatt den Gesprächspartner zu beschuldigen. Man bringt ein Gefühl, eine Meinung oder einen Wunsch zum Ausdruck: "Ich bin genervt, sauer, wütend, wenn Du ..." Immer, wenn man konstruktive Kritik üben möchte, sollte man das formulieren, was die Sache bei einem selbst auslöst, was für einen selbst das Problem ist. Der Satz "Ich hab Angst, wenn Du nicht zur besprochenen Zeit zu Hause bist" ist für ein Kind leichter anzunehmen als "Du bist unzuverlässig und ein böser Kerl!".

Zuhören

Der vierte und hier letzte Punkt betrifft das Zuhören. Meistens hören wir Erwachsenen nicht aufmerksam genug zu. Zuhören ist die höchste Kunst der Kommunikation. Viele Mütter und Väter erzählen immer wieder, dass ihre Kinder nicht vom Kindergarten erzählen. Es könnte sein, dass das an ihrer Art des Zuhörens liegt. Gut Zuhören, wie geht das also? Als erstes sollte man sich als Erwachsener wirklich vornehmen, nicht zu allem etwas zu sagen! Meistens reagieren wir sehr schnell mit Ratschlägen, Trost, Nachfragen oder Kritik. Vielleicht üben Sie mal, nur interessiert zu schauen, ein freundliches Gesicht zu machen oder gelegentlich zu nicken. Sie werden erleben, Kinder erzählen sehr gerne - wenn man ihre Reden nicht gleich nach Erwachsenenart kommentiert.

Allgemeine Gesprächstipps

  • In Gesprächen mit Kindern ist die Körpersprache sehr wichtig. Bieten Sie viel Körperkontakt an, gehen Sie im Gespräch nah an Ihr Kind heran und bleiben Sie im Blickkontakt.
  • Verhalten Sie sich immer möglichst kongruent zu Ihren momentanen Gefühlen. Schimpfen Sie nicht aus erzieherischen Gründen, wenn Sie die Situation eigentlich witzig finden. Drücken Sie Ärger und Hilflosigkeit klar aus. Und schreien Sie auch ruhig einmal, wenn Ihnen danach ist, möglichst jedoch in Form einer Ich-Botschaft.
  • Reden Sie in Ihrer Familie immer mal wieder über das Thema Macht. Gerade im Kindergartenalter ist es von großer Bedeutung, "wer der Bestimmer ist", wie meine Tochter mal sagte. Natürlich sind in Ihrer Familie Sie der Bestimmer! Aber Sie können gemeinsam mit Ihrem Kind überlegen, wann es mal bestimmen darf.
  • Bemühen sie sich so oft wie möglich um liebevolle Formulierungen. Auch wenn man schimpft, kann das liebevoll klingen: "Verdammt noch mal, Schätzlein, was ist Dir denn da für ein Blödsinn passiert! Was machen wir denn jetzt?"
  • Fordern Sie Ihre Kinder immer mal wieder auch zu Kritik an Ihnen auf. Vielleicht machen Sie ein Spiel daraus: Jeder sagt dem anderen, was ihm in der letzten Zeit gut gefallen hat und was ihn gestört hat. Der andere hört nur zu und rechtfertigt sich nicht gleich.
  • Sie können davon ausgehen, dass Ihr Kind Ihnen grundsätzlich keine Schwierigkeiten bereiten will. Denken Sie immer daran, dass es von Ihnen lediglich geliebt und respektiert werden möchte.

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