Kind will nicht in den Kindergarten"Ich geh' da nicht mehr hin"

Auch nach einem guten Start können Kinder die Lust auf den Kindergarten spontan verlieren. Wenn das eigene Kind nicht mehr in den Kindergarten will, dann hat das oft mit Trennungsängsten zu tun.

Keine Lust auf den Kindergarten:
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„Keine Lust", sagt Emma, ohne von ihrer Barbie aufzublicken, der sie gerade ein Kleidchen aus Papiertaschentüchern gebastelt hat. Die Mutter steht an der Tür zum Kinderzimmer und wundert sich. Noch nie hat sie eine solche Reaktion erlebt, wenn sie morgens ihre Kleine in den Kindergarten bringen wollte. Der Satz „Komm, Emma, der Kindergarten wartet" löst sonst immer Freude aus und Emma läuft wie ein geölter Blitz zur Tür. Sonst. Aber heute? „Keine Lust."

Schlimm, wenn ein solches „Keine Lust" die gesamte Planung durcheinander bringt. Wenn erwerbstätige Eltern dringend darauf angewiesen sind, dass das Kind mitspielt, um pünktlich aus dem Haus zu kommen. Doch auch in Familien, in denen straffe Organisation nicht alles ist, wird die Kindergarten-Verweigerung zum Problem. Schließlich ist der Kindergarten nicht nur ein Betreuungsplatz, sondern auch ein wichtiger Lern- und Erfahrungsraum für das Kind. Es lohnt sich also in jedem Fall, nach den Auslösern der Unlust zu forschen.

Was könnte dahinter stecken?

Das ist die erste und wichtigste Frage, die Sie sich stellen müssen, wenn sich Ihr Kind immer wieder weigert, in den Kindergarten zu gehen. Behutsam können Sie versuchen herauszubekommen, wo die Gründe liegen. Die Frage „Warum willst du nicht in den Kindergarten?" wird das Kind unter Umständen nicht beantworten können. Vielleicht ist ihm selbst nicht klar, was die Ursache ist. Da hilft nur ein ruhiges Gespräch, vielleicht abends vor dem Einschlafen, in dem Sie über schöne und weniger schöne Erlebnisse im Kindergarten reden, über die Lieder und Spiele, die besten Freunde und jene Kinder, die Ihr Kind nicht so gerne mag. Lassen Sie das Kind erzählen, und beobachten Sie dabei, wann es fröhlich und wann es bedrückt wirkt. Dadurch bekommen Sie erste Anhaltspunkte. Vielleicht gibt es ein Kind in der Gruppe, vor dem Ihr Kind Angst hat oder von dem es gehänselt wird? Vielleicht gab es Streitigkeiten oder sogar Raufereien, die dem Kind die Lust am Kindergarten verleidet haben? Winzige Kleinigkeiten, die Erwachsene gar nicht registrieren würden, können ein Kind aus der Bahn werfen.

Mama, bleib bei mir!

Nicht immer ist der Auslöser jedoch im Kindergarten-Alltag zu suchen. „Ich möchte bei dir bleiben", schluchzt Paul, als die Mama sich am Kindergarten-Tor verabschiedet. Zwar ist der Abschiedsschmerz nach ein paar Minuten vergessen, doch dem Jungen tut es eben weh, wenn die Mama „Tschüss, Paul" sagt. Antonia wiederum macht schon zu Hause Theater. Gerade hat sie ein Puzzle angefangen, da will sie doch jetzt nicht gestört werden! Und ihre Antwort ist eindeutig: „Ich geh heute nicht in den Kindergarten." Es ist einfach zu gemütlich zu Hause. Und da gibt es noch Till, ebenfalls ein Kindergarten-Boykotteur: Er gehört zu den „Großen", kommt nächstes Jahr zur Schule, und der Kindergarten ist für ihn mittlerweile „Babykram". Er fühlt sich schlicht unterfordert und gelangweilt. Kindergarten - das ist unter seiner Würde. In einem solchen Fall sollten Sie sich an die Erzieherin wenden und mit ihr besprechen, ob und wie sich das letzte Kindergartenjahr durch besondere Angebote für die Älteren attraktiver gestalten lässt.

Motivation hilft

Kindergarten-Unlust, die sich nur ab und zu zeigt, wird am wenigsten zum Problem. So wie jeder Erwachsene, der mal mehr und mal weniger Lust hat, sich dem Alltagstrott zu unterwerfen, so hat auch ein Kind Tage, an denen es sich auf neue Abenteuer freut und dann wieder Phasen, an denen es am liebsten zu Hause bleiben und an Mutters Rockzipfel hängen möchte. Solche Phasen der Unlust vergehen meist, wenn das Kind erst im Kindergarten unter seinen Freunden ist. Darum hilft bei solchen sporadischen Unlust-Phasen meist die Motivation: Machen Sie Ihrem Kind den Kindergarten-Tag schmackhaft: „Deine Freunde werden heute bestimmt wieder eine Höhle in der Kuschelecke bauen. Da möchtest du doch dabei sein!"

Anders sieht es aus, wenn es Tag für Tag zu morgendlichen Auseinandersetzungen kommt. Dann liegen die Ursachen tiefer. Wichtig ist in diesem Fall, dass Sie das Gespräch mit der Erzieherin suchen. Wie verhält sich das Kind in der Gruppe? Zieht es sich auffällig zurück? Wirkt es ängstlich, über- oder unterfordert? Kann es sich in die Gruppe schlecht integrieren? Hat es Vorfälle gegeben, die die Verweigerung erklären könnten? Und wie könnte man das Kind wieder mehr motivieren und in die Gemeinschaft der Freunde einbinden? Wäre es vielleicht sogar ratsam, dass Sie, falls das zeitlich möglich ist, am Kindergarten-Geschehen eine Weile aktiv teilnehmen, etwa indem Sie die Gruppe bei Ausflügen begleiten und so eine Verbindung zwischen der Institution Kindergarten und dem Zuhause schaffen?

Mobbing: Wenn das Kind leidet

Erziehungsexperten sprechen heute vom Phänomen des „Kindergarten-Mobbings" - aber dass ein Kind aus der Gruppe ausgeschlossen wird, hat es immer schon gegeben. Sollten Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind von anderen Kindern gepiesackt und unterdrückt wird, müssen Sie etwas tun. Gespräche mit der Kindergarten-Leitung und den Eltern anderer Kinder bleiben Ihnen dann nicht erspart. Falls es sich bestätigt, dass Ihr Kind in der Gruppe ständig unter den Angriffen anderer Kinder zu leiden hat und die Erzieherinnen dagegen nichts tun können, sollten Sie den Wechsel in eine andere Gruppe anstreben. Oder, wenn es gar nicht anders geht, in einen anderen Kindergarten.

Verständnis und Konsequenz

Einfühlungsvermögen und Konsequenz sind zwei Eigenschaften, die auch beim Umgang mit der „Kindergarten-Unlust" gefragt sind. Lassen Sie Ihr Kind fühlen, dass Sie für seine Verweigerungshaltung Verständnis haben: „An manchen Tagen habe ich auch überhaupt keine Lust, zur Arbeit zu gehen." Sehr wirkungsvoll ist es, wenn Sie dann an die Reife Ihres Sprösslings appellieren: „Leider können nur Babys immer das machen, was sie wollen ..." Wetten, dass Ihr Kind diesen Vergleich nicht auf sich sitzen lässt?

Die zweite Eigenschaft, die Konsequenz, ist nicht weniger wichtig. Wenn nicht erhebliche Gründe dagegen sprechen, sollten Sie die morgendliche Routine beibehalten und auch ein maulendes Kind zum Kindergarten bringen. Jeder Mensch, auch ein kleiner, ist ein Gewohnheitstier. Wenn die Rituale immer wieder unterbrochen werden, gewöhnt sich das Kind an die Unbeständigkeit - und umso eher wird es immer wieder Diskussionen über die Notwendigkeit des Kindergarten-Besuchs geben.

Sollten Sie der Meinung sein, dass ab und zu eine „Kindergarten-Auszeit" nötig ist, gestalten Sie den gemeinsamen Vormittag nicht allzu attraktiv. Wenn das Kind merkt, dass Sie keine Zeit für gemeinsame Spiele oder Ausflüge haben und der Vormittag viel langweiliger verläuft als im Kindergarten, wird es auch nicht das Gefühl haben, zu Hause etwas zu verpassen.

Emma übrigens hatte doch noch Lust, zum Kindergarten aufzubrechen. Ihre Mama bastelte schnell aus einem Schuhkarton ein Auto, in dem die Barbie zum Kindergarten flitzen durfte. Da wollte Emma natürlich mit!

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