Große Wut, was nun? Emotionsregulation und Impulskontrolle bei Kleinkindern

Im U3-Alltag sind Kleinkinder häufig mit Situationen konfrontiert, die sie überfordern können, z. B. die anfangs ungewohnte Umgebung, zu viel Lärm oder fixe Abläufe, die den unfreiwilligen Abbruch eines Spieles erfordern. All das kann bei den Jüngsten zu Stress, Hilflosigkeit und Frust führen – Empfindungen die wiederum oft massiven Wutanfälle auslösen. Aufgrund ihrer noch nicht entwickelten Impulskontrolle sind wütende Kleinkinder vor allem die zugewandte und bedürfnisorientierte Ko-Regulation durch eine pädagogischen Fachkraft angewiesen.

1) Welche Ursache haben Wutanfälle?

Kleinkinder, die von einer frustrierenden Aufgabe, einem störenden Umstand oder einem Konflikt überfordert sind, haben kaum Handlungsspielräume, um ihre Situation eigenständig zu verbessern. Hinzu kommt, dass sie häufig noch nicht in der Lage sind, ihren Unmut sprachlich kundzutun. Beides führt oft zu noch mehr Stress und Hilflosigkeit. Wutanfälle sind bei Kindern dieses Alters somit als sog. Endpunktreaktionen zu verstehen. Diese treten auf, wenn ein Kleinkind keine Alternative dazu sieht, seiner Verzweiflung laut, ungestüm und manchmal auch aggressiv Ausdruck zu verleihen. Die Wut eines Kindes bricht sich dabei unterschiedlich Bahn, abhängig u.a. von seinem Alter, der familiären Prägung, seinem Temperament und der individuellen Selbstwahrnehmung. 

2) Wie sollten pädagogische Fachkräfte auf Wutanfälle der Kinder reagieren?

Ein Kleinkind, das sich schreiend und weinend auf den Boden wirft, obwohl die Gruppe eigentlich gerade ins Freie gehen wollte, bringt den Ablauf durcheinander und zieht die Aufmerksamkeit der pädagogischen Fachkraft von den anderen Kindern ab. Dennoch ist es für das betroffene Kind sehr wichtig, dass sich die Fachkraft ihm unmittelbar und verständnisvoll zuwendet. Es in dieser Situation allein zu lassen, in der Hoffnung, dass es sich von selbst beruhigen wird, oder es gar für sein Verhalten zu maßregeln, widerspräche allen frühpädagogischen Grundsätzen! Denn um ihre Emotionen zu regulieren, sind unter Dreijährige noch dringend auf die Unterstützung ihrer erwachsenen Bezugspersonen angewiesen. Um sich zu beruhigen, sind sie auf eine ko-regulierende Fachkraft angewiesen, die ihnen zur Seite steht und bedürfnisorientiert individuelle Möglichkeiten aufzeigt, die große Wut zu bremsen. Ist deren Auslöser ein Streit mit einem gleichaltrigen Spielpartner, sollten Fachkräfte nicht zu früh einschreiten: Auch Kleinkinder sollten die Chance haben, Konflikte zunächst selbstständig auszuhandeln – sie sind ein wichtiges soziales Lernfeld. Hier ist ein geschulter Blick gefragt, um abschätzen zu können, wann junge Streithähne auf die Unterstützung einer Fachkraft angewiesen sind. Für Kita-Teams entlastend ist in solch herausfordernden Situationen zusätzlich ein verbindlich vereinbartes Konflikthandling, das bei kindlichen Wutanfällen greift.

3) Wie lassen sich Wutanfälle von Kleinkindern im Kita-Alltag reduzieren?

Wutanfälle von Kindern unter drei Jahren lassen sich durch die bewusste Reduktion von typischen Stressfallen im Kita-Alltag einschränken. Hierzu zählen etwa unflexible Tagesabläufe, zu wenige Möglichkeiten der Kinder zu partizipieren oder schlecht geplante Übergänge. Es kann folglich helfen, sich im Team selbstreflexiv zu fragen, inwieweit solche Störsituationen erkannt und behoben werden können. Dennoch ist ein völlig wutfreier Kita-Alltag illusorisch und aus pädagogischer, entwicklungsorientierter Perspektive auch nicht erstrebenswert. Denn alle Gefühle, auch ein vielleicht zunächst so negativ besetztes wie Wut, haben ihre Berechtigung, denn gerade die Wut sensibilisiert erwachsene Bezugspersonen für die persönlichen Grenzen eines Kindes und bringt die Entwicklung der Impulskontrolle voran. Wut muss daher in jedem Fall erlaubt sein!

 

Was ist die Quintessenz?

  • Kleinkindliche Wut beruht oft auf Überforderung und Stress, gepaart mit noch unzureichender Impulskontrolle und fehlenden sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten.
  • Kleinkinder brauchen in diesen Situationen Aufmerksamkeit, Zuwendung und Unterstützung bei der Emotionsregulation.
  • Wut muss erlaubt sein. 

 

Mehr zu diesem wichtigen Thema erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe unserer Fachzeitschrift „Kleinstkinder in Kita und Tagespflege“.

Im Kleinstkinder-Podcast finden Sie außerdem eine passende Folge mit Verhaltensbiologin Gabriele Haug-Schnabel zu diesem Thema.

 

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