Integration im Kindergarten

Durch Migrationsbewegungen und die Aufnahme von Flüchtlingen sehen sich pädagogische Fachkräfte vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Doch das Zusammentreffen verschiedener Kulturen in Kita und Krippe bietet auch Chancen.

Integration im Kindergarten
© Diester Schütz - pixelio.de

Recht auf Bildung

Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung. Dies ist nicht nur in der UN-Kinderrechtskonvention verankert, auch legt das Kinder- und Jugendhilfegesetz fest, dass jedes Kind – unabhängig von seiner Herkunft – ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Anspruch auf einen Platz in der Kita hat. Kita oder Krippe kommt deshalb die wichtige Aufgabe zu, alle Kinder willkommen zu heißen und ihnen Teilhabe sowie Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

Spracherwerb fördern

Eine der größten Hürden der Integration ist die Sprache. Statt Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch von der Gruppe abzusondern und nur separat zu fördern, lassen sich sprachfördernde Maßnahmen auch vielfältig in den Kita-Alltag integrieren.

  • Mehrsprachige Bilderbücher: Die gemeinsame Betrachtung und das dialogische Lesen von Bilderbüchern erleichtert den Zugang zur Sprache und fördert die Bindung zwischen Erzieher/-in und Kind.
  • Lieder: Zusammen zu singen stärkt nicht nur die Sprachkompetenz, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl.
  • Sprachanlässe nutzen: Statt aus dem Nichts heraus ein Gespräch zu beginnen oder Kinder vor der ganzen Gruppe bloßzustellen, eignen sich echte Spielsituationen, um ohne Druck und notfalls mit Händen und Füßen ins Gespräch zu kommen.
  • Gemeinschaft stärken: Sprache wird gelernt, indem man sie spricht. Der Austausch mit Gleichaltrigen ist deshalb essenziell für den Spracherwerb.

Andere Kulturen – andere Regeln?

Besonders bei geflüchteten Kindern ist der bisherige Bildungszugang je nach Herkunftsland, Region und wirtschaftlicher Situation der Familie zum Teil stark begrenzt. Zudem können sich Erziehungskonzepte deutlich unterscheiden: In vielen Kulturen schlafen Kinder beispielsweise im Kita-Alter noch nicht allein in einem Raum oder bleiben abends länger wach. In der Kita hingegen gibt es nicht nur feste Regeln und Abläufe, auch werden bestimmte gesellschaftliche Werte vermittelt. Wie können pädagogische Fachkräfte Konflikte mit den Familien vermeiden?

  • Sich informieren: Je genauer Sie sich im Vorfeld oder spätestens beim ersten Kennenlernen über die Herkunft und die individuelle Situation der Familie informieren, desto besser können Sie auf ihre Befürchtungen und Bedürfnisse eingehen.
  • Erwartungen im Voraus klären: So wichtig es ist zuzuhören, so wichtig ist es auch, das pädagogische Konzept, die Werte und Regeln der Kita genau zu vermitteln. Wenn eine Sprachbarriere besteht, sollte unbedingt ein/-e Dolmetscher/-in beim Gespräch anwesend sein.
  • Strukturen und Vorurteile hinterfragen: Natürlich können Strukturen wie etwa Abhol- und Bringzeiten nicht beliebig an jede Familie angepasst werden. Hinterfragen Sie jedoch, ob es auch Regelungen gibt, die einen Spielraum ermöglichen. Überprüfen Sie beim Umgang mit geflüchteten Familien oder Kindern mit Migrationshintergrund außerdem immer wieder Ihre eigene Haltung und ob Ihr Umgang vorurteilsgeprägt ist.

Mit Fluchterfahrungen umgehen

Durch Krieg und andere existenzielle Bedrohungen im Herkunftsland und auf der Flucht erleben geflüchtete Kinder den Verlust von Sicherheit und Geborgenheit. Zwar können Erzieher/-innen eine therapeutische Begleitung und die professionelle Aufarbeitung von Traumata nicht ersetzen, ein paar Regeln helfen dennoch bei der Stärkung geflüchteter Kinder im Kita-Alltag:

  • Gehen Sie es langsam an: Nach dem Verlust der Heimat und oft auch wichtiger Bezugspersonen braucht es Zeit, wieder Zutrauen zu fassen. Signalisieren Sie Gesprächsbereitschaft, ohne jedoch die Kinder zu bedrängen.
  • Sicherheit schaffen: Schaffen Sie für die Kinder eine sichere Umgebung durch eine feste Bezugsperson sowie durch Rituale, die Halt und Orientierung geben.
  • Weder über- noch unterfordern: Beziehen Sie Kinder bestärkend mit ein, ohne Zwang auszuüben. Nur so erleben sie sich als Teil der Gruppe und erlangen wieder Vertrauen zu sich selbst und zu ihrer Umgebung.
  • Hilfe suchen: Vermitteln Sie Anlaufstellen, wenn Sie bei einem Kind große Traurigkeit oder Ängste bemerken.

Zum Schluss bleibt der Rat: Schützen Sie sich selbst! Niemandem ist geholfen, wenn Sie die Schicksale der Kinder zu nah an sich heranlassen und dadurch selbst in Ihrem Tun gelähmt werden.

Vielfalt als Chance

Vergessen Sie bei all den pädagogischen Herausforderungen und Problemen bei der Integration nicht, dass die Vielfalt von Kulturen auch eine Bereicherung darstellt. Nutzen Sie zusammen mit den Kindern die Chance, Vorurteile abzubauen und andere Bräuche und Sitten kennenzulernen – und beziehen Sie dabei bewusst auch die Familien mit ein! Bei einem Fest der Kulturen, einem Liederabend aus aller Welt oder Multikulti-Frühstück fühlen sich nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund willkommen, auch für alle anderen wird der (Kita-)Alltag ein bisschen bunter.

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