Wenn neue Ideen auf Einwände und Bedenken stoßenErlebnisse einer Kita-Fortbildnerin

Mit innovativen Ansätzen stößt unsere Autorin längst nicht in jeder Fortbildung auf Begeisterung. Doch sie muss die Skepsis ernst nehmen, um Teams zu neuen Wegen motivieren zu können.

Zwei Frauen sitzen sich gegenüber und reden.

In meinen Fortbildungen höre ich regelmäßig den Satz „Ja aber, bei uns geht das nicht, weil …“ Neue Ideen scheinen aus verschiedensten Gründen nicht infrage zu kommen: weil es zu wenig Personal oder zu wenige Räume gibt, weil sich Räume oder Spielmaterial nicht eignen, weil der Tagesablauf schon voll genug ist, weil Erwartungen der Familien dagegen sprechen, weil Verbote des Trägers oder Hygienevorschriften das nicht zulassen, weil es sonst Ärger mit der Unfallkasse gibt … und, und, und. Frage ich dann nach den Gründen, höre ich oft: „Das war bei uns schon immer so!“ Oder: „Damit machen wir seit Jahren gute Erfahrung“. Beliebt ist auch das Argument: „In der Theorie mag das ja alles schön und gut sein, aber in der Praxis lässt sich das nicht umsetzen“. Besonders wundert mich, dass solche Einwände vorgebracht werden, wenn es um Haltung oder Beziehungs- und Alltagsgestaltung mit den Kindern geht. Denn vieles ist durch Forschungsergebnisse längst belegt oder durch die Kinderrechtskonvention, Bildungspläne und geltende Gesetze sogar vorgegeben. Doch selbst wenn viele Fachkräfte die unverhandelbaren Grundlagen ernst nehmen, erscheint es ihnen schwierig bis unmöglich, sich von Altbekanntem zu verabschieden, neue Lösungen zu überlegen und in fachlichen Notwendigkeiten zu denken. Zu klagen und zu jammern, ist angesichts schlechter Rahmenbedingungen verständlich, gleichzeitig lähmt es, bremst aus und ist je nachdem auch unprofessionell.
Zu meinem Selbstverständnis als Fortbildnerin gehört es, meinem Gegenüber gleichwürdig zu begegnen und mich in seine Lage zu versetzen: Der subjektiv empfundene Stress der Fachkräfte ist ja vorhanden. Und die Gründe für ihre Skepsis erleben sie als real. Das will und muss ich ernst nehmen. Ich möchte denen, die sich tagtäglich den Herausforderungen ihres Berufs stellen, mit Anerkennung und Wertschätzung begegnen. Denn ich bin dankbar für jede Fachkraft, die im Kita-Alltag immer neu die Beziehung mit den Kindern gestaltet. In meinem Format Fortbildung kann ich darauf hinwirken, den Fokus darauf zu legen, das Positive und Machbare herauszuarbeiten. Manchmal nutze ich dafür ein Flipchart, auf dem genau das als Überschrift steht: ABER … WAS GEHT TROTZDEM? Und dann sammeln wir, was umsetzbar ist. Aus meiner Sicht lassen sich Beziehungen eigentlich immer gleichwürdig gestalten, wenn der Wille und das Verständnis da sind. Das fängt bei Kleinigkeiten an. Beispiele: Ich rede mit dem Kind auf Augenhöhe, indem ich in die Hocke gehe. Ich höre ihm zu und achte darauf, welche Worte ich wähle. Ich entschuldige mich bei Kindern, wenn ich ihre Integrität verletzt habe. Ich achte auf meine Art von Körperkontakt und schaue, ob ein Kind Trost braucht. Mit dem Team nehme ich mir vor, dass wir uns nicht gegenseitig bei unseren Interaktionen mit den Kindern „stören“ – außer, es ist gerade absolut dringend. Das alles funktioniert auch bei Personalmangel oder zu kleinen Räumen.

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