Altkleidersammlungen sind vielerorts zu einem Verlustgeschäft geworden und stellen Verbände wie Caritas, Diakonie, Kolping und Malteser vor eine Zerreißprobe. Zuletzt beklagte das Deutsche Rote Kreuz im September drastisch sinkende Einnahmen. Seit Monaten warnt der Dachverband der gemeinnützigen Sammler „Fairwertung“ vor einem Zusammenbruch bewährter gemeinnütziger Infrastrukturen und fordert politische Maßnahmen. Rund 20 Prozent der Container deutschlandweit sind bereits abgebaut worden.
Das Europäische Parlament verabschiedete im September neue Regeln, nach denen die EU-Mitgliedstaaten Systeme einführen müssen, die sicherstellen, dass Hersteller die Kosten für Sammlung, Sortierung und Recycling von Textilien tragen. Dazu haben diese nun 20 Monate Zeit. Beobachter befürchten, dass der Markt für Altkleider so lange nicht aufrechterhalten werden kann. Fairwertung fordert eine Überbrückungshilfe.
Hinter dem Zusammenbruch des Altkleidermarkts steckt ein Bündel an Gründen. Wegen abnehmender Qualität, vor allem durch sogenannte „Fast Fashion“, lässt sich ein zunehmender Anteil der Textilien nicht mehr verwerten. Die Billigmode führt zu einem internationalen Preisverfall. Zudem hat eine EU-Richtlinie vom 1. Januar, die durch eine höhere Recyclingquote die Textilindustrie nachhaltiger gestalten soll, zu einer Zunahme unbrauchbarer Textilien in Containern geführt. Auch illegale Müllentsorgungen an den Sammelstellen und infolgedessen Kosten nehmen zu. Die Invasion Russlands in der Ukraine ließ die dortigen Absatzmärkte einbrechen. Zwei Branchengrößen unter den Textilverwertern haben bereits Insolvenz angemeldet.
Jedes Jahr fallen in der Europäischen Union fast 12,6 Millionen Tonnen Textilabfälle an. Laut Schätzungen werden weltweit weniger als ein Prozent aller Textilien recycelt.