Auf dem Höhepunkt der Corona-
Pandemie 2020 waren auch wir
in der Pfarre St. Nikolaus in Wien-
Inzersdorf herausgefordert, mit unseren
35 Erstkommunionkindern – das waren
mehr Personen als die letzten Jahre – eine
sinnvolle Vorbereitungszeit zu gestalten.
Wie so viele andere haben auch wir trotz
Abstandsgebots versucht, über E-Mail,
Briefpost, selbstgemachte YouTube-Videos
und persönlich nach Hause gebrachte
Kinderbibeln mit den Kindern in Kontakt
zu bleiben. Da wir einen besonders vorsichtigen
Pfarrer hatten, der kurz vor der Pensionierung
stand und die Kirche wochenlang
kaum aufsperren wollte, und wir ab
September einen neuen Pfarrer in Aussicht
hatten, der aber drei Pfarrgemeinden übernehmen
sollte und somit viel mehr Arbeit
hatte, haben wir, drei ehrenamtlich in der
Pfarre arbeitende Frauen, eine neue, „Covid-
19-taugliche“ Feiermöglichkeit für die
Erstkommunion entwickelt. In Absprache
mit unserem Pfarrer konnten wir dieses
Konzept umsetzen und in drei Gruppen an
drei Samstagvormittagen mit den Kindern
Gottesdienst feiern. Dabei mussten wir auf
manches verzichten:
-
Es gab keinen feierlichen Ein- und Auszug.
- Die Kinder haben sich von ihren vorbereiteten
Sesseln um den Altar kaum
wegbewegt.
- Es wurden alle vorbereiteten Texte von
einer Person vom Ambo aus gelesen.
- Wir haben im Anschluss an die Gottesdienste
keine Agape-Feiern organisiert.
Familienmitglieder
als Kommunionspender/innen
Einige Neuerungen haben wir allerdings
auch als Bereicherung erlebt:
-
Wir haben uns vom Projekt „Mobile-
Kirche“, einem Verleihdienst der Erzdiözese
Wien für liturgische Möbel
und Geräte, die entsprechenden Teile
ausgeliehen, um im Pfarrgarten eine
auch optisch stimmige Feier zu ermöglichen.
- Wir hatten für jedes Erstkommunionkind
eine eigene Hostienschale.
- Die Familien haben selber eine Person
aus dem nahen Umfeld des Kindes bestimmt,
der/die als Kommunionspender/in fungiert hat. Diese/r war dann aufgefordert,
zuerst ihrem bzw. seinem Kind
die Hostie zu reichen, anschließend zu
warten, bis auch alle anderen Kinder an
der Reihe waren, und dann (auch das
war vorher abgefragt und abgezählt)
der eigenen Familie, die genau hinter
dem Kind auf einzelnen Bänken (nach
Haushalten geordnet) gesessen ist, die
Kommunion auszuteilen.
Es lässt sich mit Worten kaum beschreiben,
wie berührend, würdig und innig diese
Art der Kommunionspendung war. Da
wir diese Art der Feier dreimal erleben
durften, wagen wir zu behaupten: Ja, diese
Art der Erstkommunionfeier ist gut, richtig
und ermöglicht echte Gottesbegegnung.
Tage später haben wir noch Rückmeldungen
erhalten von tief berührten Menschen
aus den Familien. Dabei war vorher keine
„Probe“ möglich. Wir haben vorher lediglich
mit vielen E-Mails und Telefonaten
Fragen und Unsicherheiten geklärt und
konnten nur kurz vor der Feier auf Ort und
Besonderheiten eingehen.
Uns ist es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen
wichtig, so zu feiern, dass wir nicht
durch unachtsame oder oberflächliche Zeichen
dieses so großartige Sakrament selber
kaputtmachen.
Einladend Kirche sein
Geholfen hat uns sicherlich auch unsere Art
der Vorbereitung, die vor den Ausgangsbeschränkungen
ja noch möglich war. Wir
luden alle Eltern ein, an den vorbereitenden
Samstagnachmittagen dabeizubleiben,
um mitzuarbeiten, zuzuhören oder einfach
nur bei Kaffee und Kuchen zu plaudern.
Diese Freiwilligkeit belohnte uns mit wirklich
regem Interesse. Bei einer Einheit, der
„Abendmahlseinheit“ in der Obersakristei
(um das biblische Obergemach erfahrbar
zu machen), war wirklich kaum mehr Platz
für die vielen Erwachsenen, die auch dabei
sein wollten. Oder die Einheit im Januar in
der jahreszeitlich bedingt dunklen Kirche,
die nur von Kerzen in einem Sandkreuz,
das am Boden vor dem Altar vorbereitet
war, beleuchtet wurde – sie machte ganz
einfach durch die Atmosphäre deutlich,
wie kostbar uns das Gotteshaus und das
gemeinsame Feiern hier ist.
Was dieses Jahr bringen wird, wissen
wir nicht, aber wir bleiben dran, um Feiern
mit Qualität und Gottesbegegnung zu
ermöglichen.