Die Fürbitten heißen auch „Gebet der Gläubigen“.
Deswegen können sie nicht im eigentlichen
Sinne vorgebetet werden. Die meisten
Vorlagen beherzigen das inzwischen; sie
nennen ein Gebetsanliegen, eine Person oder
Personengruppe und bitten die Gemeinde
darum, für diese zu beten. Ob man die Gläubigen
„bevormunden“ muss, indem man den
Erwachsenen (!) auch noch sagt, um was sie
für diese beten sollen, bezweifle ich.
Was mich allerdings immer mehr stört,
ist der Hinweis „kurze Stille“. Es muss „lange
Stille“ heißen! Denn wenn ich einen Auftrag
bekomme, brauche ich auch Zeit, ihn
auszuführen.
Seit etwa zwei Jahren handhabe ich es
so in den Gottesdiensten, denen ich vorstehe:
Nach dem Nennen der Personen, für
die gebetet werden soll, durch die Lektorin/
den Lektor folgt eine lange Stille. Die dauert
(gestoppt nach Tonaufzeichnungen) 10 bis
15 Sekunden. Aber es braucht keine Stoppuhr!
Wer wirklich dem Auftrag folgt, spürt,
wie lang diese Zeit dauern muss, denn es
sind ja mindestens zwei Schritte: 1. Ich vergegenwärtige
mir diese Person(en). – 2. Ich
empfehle sie mit eigenen Worten in das Erbarmen
Gottes.
Anfangs habe ich es zu Beginn der Fürbitten
kurz so erklärt bzw. gezeigt: während
der Gebetsstille gesammelt zum Altar oder vor sich schauen, keinesfalls in die Gemeinde
blicken. In den zwei Jahren habe
ich noch nie das „Nun-mach-doch-mal-endlich-
weiter-Räuspern“ gehört. Im Gegenteil,
ich empfinde eine „gesammelte Stille“. Das
einzige Problem ist, dass sich die Lektorinnen
bzw. Lektoren in der Regel nicht trauen,
diese Stille bis zum Antwortruf selbst
zu steuern; deshalb spreche ich ihn dann.
– Versuchen Sie‘s mal!
Ergänzend dazu hier zwei der Formulierungen,
die ich so oder ähnlich anfangs
verwendet habe (und „zur Auffrischung“
ab und zu noch verwende):
-
„Die Fürbitten heißen auch ‚Gebet der
Gläubigen‘; sie sind also Ihr Gebet. Darum
nennt die Lektorin/der Lektor nur das Gebetsanliegen.
In der folgenden Stille vergegenwärtigen
Sie es sich und formulieren
bei sich eine entsprechende Bitte an Gott.
Dazu braucht es immer eine gewisse Zeit.“
- „Den wichtigsten Teil der Fürbitten hört
man nicht. Es ist das stille Gebet, das jede
und jeder von Ihnen im Herzen formuliert,
nachdem die Lektorin/der Lektor ein
Gebetsanliegen genannt hat. Dazu gibt es
jeweils eine längere Stille. Bringen wir so
einige Anliegen von Kirche und Welt gemeinsam
vor den Vater im Himmel.“