„Du liebst mich nicht mehr!“

Meine Frau wirft mir oft vor: „Du liebst mich nicht mehr!“ Das verletzt mich sehr. Denn ich liebe meine Frau und ich arbeite sehr viel, damit es meiner Frau und meinen Kindern gut geht.
Ich leide darunter, dass mein Mann so unsensibel ist. Wenn es mir schlecht geht, körperlich oder auch seelisch, dann merkt er es gar nicht.

Lebensfragen - Lebensfragen 12/23
© Simone O‘Brien

Meine Frau wirft mir oft vor: „Du liebst mich nicht mehr!“ Das verletzt mich sehr. Denn ich liebe meine Frau und ich arbeite sehr viel, damit es meiner Frau und meinen Kindern gut geht. Und meine Frau weiß, dass ich ihr treu bin und nur sie liebe. Wie soll ich darauf reagieren?
Sie sollen die Worte Ihrer Frau nicht als Kritik oder Vorwurf verstehen, sondern sollen die Sehnsucht hinter diesen Worten spüren. Ihre Frau weiß sicher zu schätzen, dass Sie viel für die Familie tun, dass die viele Arbeit Ausdruck Ihrer Liebe zu ihr und der Familie ist. Aber sie möchte auch immer wieder spüren, dass Sie sie lieben. Das kann der kleine Satz sein „Ich liebe Dich“, auch wenn Sie ihn schon oft gesagt haben. Sie möchte ihn immer wieder einmal hören. Und sie möchte Ihre Liebe spüren in einem Kuss und in zärtlichen Berührungen. Nehmen Sie Ihre Frau öfter in den Arm, damit sie Ihre Liebe wirklich spürt. Das tut auch Ihnen selber gut. Denn dann spüren Sie auch die Liebe der Frau immer wieder neu. 

Ich leide darunter, dass mein Mann so unsensibel ist. Wenn es mir schlecht geht, körperlich oder auch seelisch, dann merkt er es gar nicht. Oder er will es nicht wahrnehmen. Auf jeden Fall tut er so, als ob alles in Ordnung sei, und geht seiner Arbeit nach. Wie kann ich damit umgehen?
Die stoische Philosophie sagt: Nicht der andere verletzt uns, sondern die Vorstellung, die wir vom anderen haben. Es verletzt uns, dass der andere dieser Vorstellung nicht entspricht. Ihr Mann möchte Sie nicht verletzen. Sie denken, er müsste doch spüren, dass es Ihnen nicht gut geht. Aber er spürt es halt gar nicht. Weil er es nicht von sich aus spürt, ist es Ihre Aufgabe, ihm wirklich zu sagen, dass es Ihnen gerade nicht gut geht. Wenn Sie immer nur erwarten, dass er doch reagieren sollte, fühlen Sie sich immer wieder neu verletzt. Versuchen Sie, Ihren Mann so anzunehmen, wie er ist, und die Vorstellungen loszulassen, die Sie von ihm haben.

Wenn auch Sie Fragen haben, schreiben Sie an Pater Anselm, c/o Verlag Herder, 79080 Freiburg, oder einfach per E-Mail an pateranselm@einfachlebenbrief.de.

Anzeige: Alles in allem – was letztlich zählt im Leben. Über Glück, Sehnsucht und die Kraft der Spiritualität. Von Anselm Grün

einfach leben im Abo

In einfach leben finden Sie spirituelle Impulse und Tipps zu wichtigen Lebensthemen. Ein idealer Haltepunkt, um dem beschleunigten Alltag zu entfliehen und sich auf die wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren. 

Zum Kennenlernen: 2 Ausgaben gratis

Jetzt testen