Die Jubeljahre sind sowohl Bedingung als auch Ergebnis der Papstverehrung. Diese wurde zuerst durch die Kurie selbst, dann durch die geistlichen Ritterorden und die Bettelorden, anschließend durch die Regularkleriker und schließlich in Gestalt des Ultramontanismus vor allem durch diözesane Strukturen und engagierte Laien gepflegt. Es gibt keine Papstverbundenheit ohne Jubeljahr – und umgekehrt. Rom ist die Handlungskulisse dieses Papsttums. Diese besondere Bedeutung Roms wurde unter anderem während des Risorgimento sichtbar, als Freiwillige aus zahlreichen Ländern in der päpstlichen Armee kämpften und die historische Verbindung ihrer Länder zum Papsttum betonten.
So schwärmten die meist überdurchschnittlich gebildeten französischen Freiwilligen vom sagenhaften Brief des Papstes Anastasius II. an König Chlodwig. Dieser Brief wurde als Beweis der besonderen Rolle Frankreichs als Schutzmacht des Papsttums angesehen.
Einige dieser Freiwilligen raten später als ultramontane Aktivisten und Redner heraus. Einer von ihnen: José del Carmen Sevilla (1844–1913) aus San Pedro de Lloc im nordwestlichen Peru. Bereits während der Kämpfe zwischen den Truppen Pius' IX. und den garibaldinischen Soldaten priesen die Zeitungen in Arequipa und Lima die Taten des jungen Obersten der Päpstlichen Zuaven und seine Verteidigung des Patrimonium Petri.
Peru in Rom
Die Verbindung zwischen Rom und Peru ist alt – und sie hat auch in Gebäuden in der Stadt ihren Ausdruck gefunden. Die innen prachtvolle und nach außen hin dezente Kirche Santissima Trinità degli Spagnoli wurde durch Kollekten aus dem damals noch sehr großen Erzbistum Lima fast zeitgleich mit den im Dezember 1726 – im Anschluss an das Heilige Jahr – erfolgten Heiligsprechungen der in Peru wirkenden Geistlichen Turibius von Lima (1538–1606) und Francisco Solano OFM (1549–1610) errichtet. Praktisch ein halbes Jahrhundert zuvor hatte Papst Clemens X., der ebenso ein Heiliges Jahr feiern sollte, die peruanische Dominikanerin Rosa de Santa María (1586–1617) heiliggesprochen; zu ihren Ehren wurde die Capella Colonna in der Dominikanerkirche Santa Maria sopra Minerva umgestaltet.
Schauen wir in die Gegenwart, dann begegnet uns in der Kirche Santa Maria della Luce die jüngste und am stärksten wachsende Bruderschaft Roms: die Hermandad del Señor de los Milagros, die "Bruderschaft des Herrn der Wunder". Diese Bruderschaft (das "Jubiläum der Bruderschaften" am 17. Mai und das prägende Erbe dieser mittelalterlichen Form des Laienapostolats in Rom sind natürlich ein Thema für sich) ist spanisch-peruanischer Prägung und vereint in Rom lebende Gläubige aus dem Andenraum um die Verehrung einer wundertätigen Christus-Figur aus dem 17. Jahrhundert. In bester römischer Tradition vereinen sich hier Fürsorge für Migranten und Import von Traditionen aus der Universalkirche in die Ewige Stadt.
Die Figur des "Herrn der Wunder" wurde erstmals im Oktober 2024 mit größter Feierlichkeit in den Petersdom getragen, in Begleitung des emeritierten Kardinalerzbischofs von Huancayo und ... des heutigen Bischofs von Rom, Leo XIV., damals Kardinal und emeritierter Oberhirte von Chiclayo in Peru: der Herr der Wunder in bester Tradition der Stadt der Wunder.