Auffällig unauffälligPapstgräber und Leichen im Keller

Am Tag nach dem Requiem kommen die Menschen nach Santa Maria Maggiore, um das Grab von Papst Franziskus zu besuchen. Andere interessieren sich schon für das Konklave: Gibt es eigentlich Kardinäle, die besser nicht gewählt werden? Das vierte "Rauchzeichen" aus Rom.

Grab von Papst Franziskus in Santa Maria Maggiore
© Alessia Giuliani/CPP/KNA

I.

In der Hand der Vatikanmitarbeiterin klickt der kleine Personenzähler. Wie alles in diesen Tagen ist auch der Zugang zur Basilika Santa Maria Maggiore perfekt organisiert. Auf der Piazza dell'Esquilino sind gelbe Flatterbänder kreuz und quer gespannt, um die Wartenden wie auf dem Flughafen möglichst effizient auf dem Platz unterzubringen. Aber an diesem Abend ist das nicht nötig, es nieselt etwas, ich klettere über die Bänder hinweg, stelle mich in die Schlange und nach vielleicht fünf Minuten bin ich vor dem Kontrollpunkt, an dem man, ebenfalls wie am Flughafen, durchleuchtet wird. In der Basilika wird der Besucherstrom dann durch das linke Seitenschiff nach vorn gelenkt, sodass alle die Chance haben, einen Blick auf das Papstgrab zu werfen. Über der Grabplatte mit dem Namen des Papstes ist auf einer weißen Wand, beleuchtet von einem Spot, eine Kopie des Brustkreuzes angebracht, das Franziskus stets trug. Zahllose Menschen habe ihre Mobiltelefone in den Händen und versuchen, ein Foto des Grabes zu machen. Wenn sie dafür stehen bleiben wollen, werden sie von den Mitarbeitern unsanft weitergeschoben. Eine Frau befindet sich in einem Videotelefonat mit irgendjemandem, der laut aus ihrem Apparat kräht, während sie an dem Grab vorbeiläuft.

II.

Gestern habe ich geschrieben, dass auch Franziskus Vorgänger in einem "einfachen Holzsarg" beigesetzt wurden und ein "einfaches Grab" erhalten haben. Tatsächlich wurden sämtliche Päpste seit Pius XII. in den Vatikanischen Grotten recht nüchtern beigesetzt. Ein ebenso nüchternes Grab für Franziskus wäre da nicht sonderlich aufgefallen. Das schmucklose Papstgrab in Santa Maria Maggiore fällt aber auf, weil alles andere in dieser Kirche nicht schmucklos ist. "Ostentative Bescheidenheit" über den Tod hinaus?

III.

Mittags ist das Wetter noch angenehm, obwohl sich schon ein paar dunkle Wolken über dem römischen Himmel zusammenballen. Beim Essen auf einer Dachterrasse fragt mich jemand, ob es nicht Kardinäle gebe, die Leichen im Keller hätten. Ja, antworte ich, ich hätte von solchen Kardinälen gehört. Ob es dann nicht wichtig wäre, die Öffentlichkeit vor Beginn des Konklaves darüber aufzuklären, damit das Kollegium nicht versehentlich einen Kandidaten wählt, der den Mitbrüdern seine Leiche im Keller verschweigt? Das wäre sicher gut, repliziere ich, aber derartige Vorwürfe könne man nicht leichtfertig öffentlich machen, dafür brauche man schon gute Belege.

IV.

Hoffentlich sind die Kardinäle mit Leichen im Keller so weise, von sich aus abzuwinken, wenn das Kollegium sie in Erwägung zieht.

 

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