Ganz offen
Zum Theologischen Fragebogen (CIG Nr. 39, S. 6)
Am Wochenende wird mein Interesse an Glaubens- und Kirchenthemen dank CIG immer wieder neu angefacht. In den Interviews ist zu spüren, dass auch auf den Lehrstühlen ohne Berührungsängste an vielen Denkfronten gekämpft wird. Diese Art von Offenheit ist auch dem Interviewpartner anzumerken.
Dr. Wolfgang Tinnefeldt, Mainz
Ich hätte Herrn Schüßler gerne gefragt, welchen praktischen Tipp er für das Inwendig-Werden des „Reiches Gottes“ (Mk 1,14–15) hat.
Christoph Strötz (online)
Engagement
Zum Artikel „Vom Haus Gottes zur Hausordnung“ (CIG Nr. 39, S. 5)
Solche Beiträge helfen, Gottesbilder zu hinterfragen und Bibeltexte anders zu lesen. Ein echter Glaubensgewinn.
Maria Driever, Mering
Großartig, wie die Autorin den patriarchalen Zeitgeist und die Staatstreue der Pastoralbriefe herausarbeitet. Solange wir Katholiken aber noch auf mehr Synodales in der Kirche warten müssen, ist jede(r) gut beraten, sich im Vertrauen auf Taufe, Firmung und die unbedingte Gnade Gottes mit Gleichgesinnten für die Verteidigung der Freiheiten und Vielfalt der Lebensformen in westlichen Demokratien zu engagieren.
Reinhard Grave, Belm
Heimatlos
Zum Zeitgang „Wir sehen uns als Hebammen“ (CIG Nr. 38, S. 3)
Das Engagement von Schwester Philippa Rath und Petra Knauer für die aus der Kirche Ausgetretenen ist großartig. Die übliche Reaktion lautet meist: Das sind Abtrünnige, Verräter des Glaubens. Man macht ihnen bewusst ein schlechtes Gewissen. Die meisten von ihnen haben jahrelang Kirchensteuer gezahlt und oft aktiv in den Gemeinden mitgearbeitet. Durch die Taufe haben die Kirchen mit diesen Personen einen Bund oder Vertrag geschlossen. So ist es ihre Pflicht, sie auch weiter zu begleiten.
Jürgen Koch, Neuburg / Donau
Sie fragen, welche Sehnsucht nach einem Kirchenaustritt bleibt. Ich weiß es nicht. Für mich ist es eher Trauer.
Geomar Holham (online)
Der Beitrag regt mich zum Nachdenken an: Wie kam es, dass mir kirchliche Anliegen heute viel weniger bedeuten als in meiner frühen und späteren Jugend, als ich im Priesterseminar war. Mein Perfektionismus war wohl untypisch. Mir erschienen meine Kollegen als lau, zum anderen fand ich, je länger ich Theologie studierte, diese selbst teilweise verwirrend und gar nicht immer überzeugend. Irgendwann spürte ich, vielleicht kommt man am besten zurecht, wenn man nicht alles zu ernst nimmt.
Dr. Hans Högl, Wien
Weit über 20 Jahre habe ich mich in der evangelischen Kirche hier im Ort engagiert, war in vielen Gebieten aktiv, langjährig im Ältestenkreis und zehn Jahre Vorsitzende des Ältestenkreises. Doch dann mehrten sich die Konflikte mit der Pfarrerin und von der Kirchenleitung kam keinerlei Unterstützung. Ich trat zurück und gab alle Ämter ab. Und ich fiel in ein Loch – heimatlos –, so, wie Sie es beschrieben haben. Im Glauben tief verwurzelt, aber die spirituelle Heimat ging verloren. Jetzt, zwei Jahre später, bin ich in der katholischen Kirche hier im Ort aktiv und finde langsam meine innere Ruhe wieder.
Ursel Zachmann, Rauenberg
(Un-)gerecht?
Zum Leitartikel „Der Betrüger als Vorbild“ (CIG Nr. 38, S. 1)
Der Schrifttext Lk 16,1–13 hat wohl schon Generationen von Predigerinnen und Predigern beschäftigt, ohne dass sie eine zufriedenstellende Erklärung finden konnten. Dabei sollte es eigentlich genügen, auf den griechischen Originaltext zu schauen, der nicht vom „ungerechten Verwalter“ spricht, sondern vom „Verwalter der Ungerechtigkeit“. Nicht der Verwalter ist ungerecht, sondern die Verhältnisse, die er verwaltet, denn sie ermöglichten es, für Schulden einen horrenden Zinssatz zu nehmen. Die Tora verbietet das Zinsnehmen von Angehörigen des eigenen Volkes grundsätzlich (vgl. Dtn 23,20) und versteht es als Ausnutzen einer Notlage. Wenn der Verwalter die Schulden um den ungerechten Zinssatz vermindert, dann handelt er nicht ungerecht, sondern setzt vielmehr die Tora wieder in ihr Recht ein. Deshalb lobt Jesus die Klugheit des Verwalters und stellt ihn als Vorbild hin.
Stefan Welzig, Maria Enzersdorf