Zusammenfassung / Summary
Der aufgeklärte Religionsdialog kann nur gelingen, wenn die Gesprächspartner einander im Kern ihrer Überzeugungen ernst nehmen. Da es um Letztüberzeugungen geht, ist die Vernunft der gemeinsame Raum dieses Gesprächs. Seine Kultivierung obliegt von je her der Philosophie. Denn der religiöse Transzendenzbezug ist auch ihr genuines Thema. Dies zeigen ihre Transzendenzargumente, die als Gottesbeweise die Brücke zur Religion bilden. Geleitet vom Begriff der „wahren Unendlichkeit“ (Hegel) lässt sich diesen Argumenten die untrennbare Einheit von Transzendenz und Immanenz des absolut Unendlichen entnehmen wie auch der Gedanke seiner geschichtlichen Manifestation. Vom Subjekt innerlich vernommen ist dieses Unendliche unbedingter moralischer Anspruch und zugleich vertrauenswürdige letzte Macht. Damit ist die entscheidende Antwort auf die Theodizeefrage gegeben, die mit jenen Argumenten unvermeidlich aufbricht, wobei ihre bleibende Offenheit der unverfügbaren Freiheit und damit dem Geheimnis jener „wahren Unendlichkeit“ entspricht.
Enlightened dialogue with religion can be successful only when both partners take the core of each others’ convictions seriously. Since it concerns foundational convictions, reason is the shared space for such discussion. The cultivation of this space has always been the task of philosophy, because religious reference to transcendence is philosophy’s genuine theme. This is seen in philosophy’s transcendence arguments, which, as arguments for the existence of God, build the bridge to religion. Led by the concept of “true infi nity” (Hegel), these arguments posit the indivisible unity of transcendence and immanence, as well as the idea of its historical manifestation. Inwardly perceived by the subject, this infi nite is both unconditional moral claim and trustworthy ultimate power. Herein lies the decisive answer to the theodicy question inevitably connected with these arguments, in that their persistent openness corresponds to inviolable freedom and thereby, to the mystery of that “true infi nity”.