Der Monatsspruch im März 2007

Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Römer 8,18

Es geht um Schmerz. Es geht um Leiden, wo es richtig wehtut. Da gibt es nichts schön zu reden. Da gibt es nichts zu verharmlosen. Die Situation ist beklemmend.
Nicht jede Situation ist beklemmend und nicht jeder Mensch leidet. Das ist eine Binsenwahrheit, und dennoch ist sie ernst zu nehmen, gerade wenn wir über Schmerz und Leiden nachdenken. Denn es macht einen erheblichen Unterschied, ob ich vom Leiden rede und Leiden kenne oder ob ich vom Leiden nur gehört habe. Wer Leiden selber kennt, kann echt davon reden und Menschen wirklich und tief verstehen, die dieses Leiden teilen. Das ist Weisheit und Erfolg vieler Selbsthilfegruppen.

Umso aufmerksamer können wir auf Paulus hören, wenn es bei ihm um Leiden geht. Denn Paulus weiß in der Tat, wovon er redet. Krankheit, Gefängnis, Katastrophen hat er durchlitten. Und es war nicht wie in manchen alten Heiligengeschichten, wo das Leiden klingt, als würde es den betroffenen Menschen gar nicht so richtig berühren. Paulus war spürbar von Leiden und Schmerz bedroht. Es war körperlich da, es tat richtig weh.
Sowieso können wir uns im Jahr 2007 in Mitteleuropa kaum ausmalen, wie sehr ein Mensch der Antike Schmerzen ausgesetzt war, vor der Erfindung von Aspirin und Narkose und Antibiotika. Oder wie unmenschlich die Zustände in einem antiken Gefängnis waren und wie brutal die Strafen. Oder wie riskant und durchaus schmerzhaft sich eine Reise gestaltete.

Paulus kennt Leiden und Schmerz. Er weiß, wovon er redet. Und seine feste Überzeugung ist, die Leiden dieser Zeit fallen nicht ins Gewicht gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit.
Kann das wahr sein, was Paulus da behauptet? Es gäbe genug Gründe gegen ihn. Schmerzen beanspruchen ihr eigenes Gewicht, sie können einen Menschen total bestimmen. Von wegen nicht ins Gewicht fallen! Oder die zukünftige Herrlichkeit ist doch alles andere als körperlich so spürbar wie der Schmerz. Manchen wird dazu das Stichwort Vertröstung einfallen. Eine irgendwie geartete bessere Zukunft lindert doch keinen akuten Schmerz!

Diese Gründe gegen Paulus mögen einleuchten. Aber für seine Überzeugung steht ein Apostel ein, der körperlich weiß, wie weh Leiden tun kann. Seine Überzeugung ist nicht Theorie, sondern Leben. Wie können wir Paulus verstehen?
Es geht in der Tat um Schmerz. Es geht um Leiden, wo es wirklich wehtut. Da wird nichts schön geredet. Aber in diesem Schmerz erlebt der Apostel eine Gegenmacht. Er erlebt Gottes Geist und er erlebt die Schmerzen des Gekreuzigten. Er erlebt die Kraft des Gebets und die Herrlichkeit des Auferstandenen. Ohne dieses Erleben verstehen wir Paulus nicht.

Aber wenn wir erkennen, wie Paulus in Krankheit, Gefängnis, Katastrophen diese andere Macht erlebt, dann kann sich uns seine Überzeugung vielleicht erschließen. Dann ist sein Glaube, seine Überzeugung eben ein wirkliches Gegengewicht gegen den totalen Anspruch des Schmerzes auf einen Menschen. Es gibt noch etwas anderes, etwas Größeres als den Schmerz. Dann ist die zukünftige Herrlichkeit eben ein wirkliches Licht am Ende des Tunnels. Der Schmerz hat nicht die Zukunft, das Leiden wird ein Ende haben.
Dafür wirft Gott sein ganzes Gewicht in die Waagschale, Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, und seinen Heiligen Geist.

Wie gesagt, es ist nicht unwichtig, dass Paulus weiß, wovon er redet. Seine Überzeugung ist echt und am Leben geprüft. Vielleicht kann sie gerade deshalb dort überzeugen, wo Menschen beklemmende Situationen auszuhalten haben und Leiden ertragen müssen. Und wer dieses zurzeit nicht so erlebt, mag die Überzeugung des Paulus bedenken, prüfen und pflegen und seine eigenen Erfahrungen sammeln. Denn wer weiß heute schon, was er morgen braucht und welche Überzeugung ihn dann tragen kann.

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