Depression – Mehr als ein schlechter Tag

Jeder kennt das: Schlechte Laune, mies geschlafen, keine Lust zu nichts, Unkonzentriertheit, kein Appetit. Man wünscht sich nichts mehr, als dass der Tag zu Ende geht. Eine Situation, die ganz normal ist, denn schlechte Tage hat jeder. Hält dieser Gemüts- und körperliche Zustand jedoch länger an, sollte man sich fragen, ob nicht mehr dahinter steckt.

Depression

Schätzungen legen nah, dass in Deutschland 5 % der Bevölkerung unter Depressionen, die zu den affektiven Störungen gezählt werden, leiden. Außerdem erkranken pro Jahr etwa 1 bis 2 % neu. Die Wahrscheinlichkeit im Lauf des Lebens eine Depression zu entwickeln, ist relativ hoch: zwischen 7 und 18 % der Menschen sind betroffen. Vor allem im Alter zwischen 30 und 40 Jahren erkranken viele an einer Depression, sie kann aber in jedem Lebensalter auftreten. Dabei sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Depression ist nicht gleich Depression: die Spannweite reicht von leichten, saisonal auftretenden Depressionen bis hin zu schweren Depressionen. Die Mehrheit der an schweren Depressionen erkrankten Personen denkt früher oder später an Suizid. 10 bis 15 % dieser Menschen begehen Selbstmord.

Volkskrankheit Depression?

Daniel Hell, emeritierter Professor für klinische Psychiatrie an der Universität Zürich, stellt in seinem Buch Depression. Wissen, was stimmt fest: „Depression ist kein neues Phänomen. Seit es schriftliche Zeugnisse gibt, finden sich auch Hinweise, dass Menschen an Depressionen gelitten haben (etwa König Saul in der Bibel). Aber das Verständnis und die Bezeichnung dieser Zustände haben sich immer wieder verändert.“ Ob die Zahl der Erkrankten tatsächlich zunimmt, ist wissenschaftlich umstritten. Sicher ist jedoch, dass das Thema in der Öffentlichkeit angekommen ist. Vielen ist noch der tragische Selbstmord von Fußballtorwart Robert Enke in Erinnerung, der die Erkrankung Depression – auch im Sport – in den Fokus rückte.

Man unterscheidet hauptsächlich zwei Formen:

  • Von einer unipolaren Depression spricht man, wenn nur depressive Phasen vorliegen, manische Phasen fehlen.
  • Kommen zu Niedergeschlagenheit, Antriebsarmut und Interesselosigkeit Phasen übermäßig gehobener Stimmung (Manie), spricht man von einer bipolaren Störung. Dies ist bei ca. 5 % der Patienten der Fall.

Die Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, Depressionen ernst zu nehmen. Viele der Betroffenen suchen keine ärztliche Hilfe, sei es aus Angst, Unwissenheit oder Schamgefühl. Depressionen sind nach wie vor ein Tabu in unserer Gesellschaft, über das Betroffene nicht gerne sprechen. „Heute spricht man von Depression vor allem im Zusammenhang mit Burn-out. Viele sagen lieber, sie hätten ein Burn-out. Eine solche Diagnose ist in der Gesellschaft anerkannt. Und mit dieser Aussage kann ich bei den Zuhörern entweder Mitleid, Bedauern oder aber Bewunderung erzeugen. Denn Burn-out zeugt davon, dass ich zu viel gearbeitet habe. Man denkt unwillkürlich: da ist ein Mensch, der sich außergewöhnlich für seine Firma einsetzt. Oder aber da ist ein Mensch, der von seiner Firma ausgenutzt wird. Und dann bedauert man ihn, dass er in einer so unmenschlichen Firma arbeiten muss“, führt Benediktinerpater Anselm Grün in seinem Buch Wege durch die Depression aus.

Gute Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene

Die Diagnose von Depressionen ist aufgrund ihres vielfältigen Erscheinungsbilds wie bei vielen psychischen Erkrankungen schwierig. Neben medizinischem Fachwissen gehört viel psychiatrische Erfahrung dazu, um eine Depression sicher zu diagnostizieren. Die gute Nachricht: die Möglichkeiten der Behandlung sind heute vielfältig und aussichtsreich; sie können zum Verschwinden der Depression führen oder maßgeblich dazu beitragen, dass die Betroffenen ein gutes Leben führen können. Vor allem die Psychotherapie und die Pharmakotherapie (Behandlung mit Hilfe von Arzneimitteln) sind effektive Behandlungsmethoden bei Depression. In den letzten Jahren hat sich ebenfalls die Psychoedukation etabliert, die eine gezielte Aufklärung und Information zum Störungs-/Erkrankungsbild zum Ziel hat. Welches die richtige Herangehensweise für den einzelnen Patienten ist – abhängig von der Schwere der Erkrankung bzw. Störung, dem Befinden des Betroffenen und dessen persönlichen Neigungen – entscheiden am besten Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. Es besteht außerdem die Möglichkeit auf weitere therapeutische Verfahren wie Soziotherapie, Entspannungsverfahren und Ergotherapie zurück zu greifen.

Die renommierte Yoga-Lehrerin Anna Trökes macht zum Beispiel in ihrem Buch „Yoga bei Depression“ deutlich, dass Yoga die Fähigkeit verbessert, sich selbst wahrzunehmen und körperliche sowie emotionale Bedürfnisse frühzeitiger und differenzierter zu erkennen. Damit ist Yoga eine der wirkungsvollsten begleitenden Therapien bei Depression. Bei der Übungspraxis wird besonderen Wert auf das Einüben von Achtsamkeit und Meditation gelegt, denn Forschungen der modernen Neurowissenschaften belegen deutlich, dass darin das größte und nachhaltigste Heilungspotenzial liegt. "Die Botschaft ist tröstlich und herausfordernd zugleich: Alles, was wir tun, beeinflusst und formt unser Gehirn; allein durch unsere Taten und Gewohnheiten können wir entscheiden, ob wir unser Gehirn und damit unser Leben zum Schlechteren oder zum Besseren verändern“, so PD Dr. Holger Cramer, Forschungsleiter an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Kliniken Essen-Mitte und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungsprofessur für Naturheilkunde, Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen.

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