Nein, denn
es gibt viele Gründe, die dagegensprechen, Geschwisterkinder in derselben Gruppe zu betreuen. Zu beachten sind hierbei unter anderem die äußeren Umstände. In Ballungsgebieten sind Kita-Plätze rar gesät. Organisatorisch ist es deshalb nicht immer möglich, dass ein Geschwisterkind in die gleiche Gruppe kommt. Der Großteil der Kindertageseinrichtungen unterteilt die Altersstrukturen der Gruppen jeweils in einen U3- und einen Ü3-Bereich. Eine kontinuierliche Betreuung von U3- und Ü3-Geschwistern wird dadurch im Vorhinein bereits ausgeschlossen. Auch aus pädagogischer Sicht spricht vieles dagegen: Geschwisterkinder – insbesondere Zwillinge – profitieren oft davon, eigene Räume für individuelle Erfahrungen zu haben. In getrennten Gruppen erhalten sie die Chance, sich unabhängig voneinander zu entwickeln, eigene Rollen zu erproben und Selbstwirksamkeit zu erleben. Sie lernen, Beziehungen außerhalb der Familie aufzubauen, was ihre soziale Kompetenz stärkt. Zudem kann es für jüngere Geschwister entlastend sein, sich nicht permanent an den älteren orientieren oder mit ihnen mithalten zu müssen. Die Gefahr, in der Geschwisterkonstellation in feste Rollenmuster (zum Beispiel: „der Große, der Kleine“) zu verfallen, ist groß – ebenso wie der ständige Vergleich oder gar Konkurrenzkampf.
Das bedeutet aber nicht, dass die Kinder voneinander abgeschirmt werden sollen. Viele Einrichtungen arbeiten inzwischen nach einem (teil-)offenen Konzept. Das sorgt dafür, dass Geschwisterkinder ausreichend Berührungspunkte im Kita-Alltag haben, obwohl sie unterschiedlichen Stammgruppen zugewiesen sind.
Ja, denn
ich bin der Meinung, dass es viele Vorteile für Kinder, aber auch für Eltern und Erzieher:innen mit sich bringen kann.
In meiner Einrichtung ermöglichen wir es Geschwisterkindern, in Anbetracht der individuellen Bedürfnisse, in der gleichen Gruppe betreut zu werden. Ich habe bereits viele positive Erfahrungen damit gesammelt. Im Vordergrund stehen für mich die positiven Auswirkungen für die Kinder.
Bei einer Eingewöhnung in eine Gruppe, in der schon Geschwisterkinder anwesend sind, schenken sich diese von Beginn an Sicherheit und Mut. Das sind gute Voraussetzungen für einen gelungenen Start in den Kita-Alltag. Das kann auch mir, als pädagogischer Fachkraft, die Eingewöhnung erleichtern.
Wenn ein älteres Kind die Einrichtung bereits besucht, kann das jüngere zusätzlich die Regeln und Abläufe am Modell der Geschwister noch anschaulicher kennenlernen. Den Kindern wird so auch ermöglicht, gemeinsame Kindheitserinnerungen zu sammeln, beispielsweise durch Ausflüge, Feste oder bei gemeinsamen Projekten. Das führt dazu, dass die Bindung der Kinder vertieft wird.
Auch Erziehungsberechtigte profitieren von diesem Modell. In meiner Einrichtung haben wir in allen Bereichen viele gemeinsame Strukturen, jedoch hat jedes Kleinteam individuelle Rituale und Regeln. Für die Eltern ist es einfacher, sich nur eine Struktur zu verinnerlichen. Elternabende finden oft bereichsübergreifend zum gleichen Zeitpunkt statt, sodass Eltern nicht auswählen müssen, welchen sie besuchen können.