Afrika vor dem 1. Weltkrieg 1914 – Aufgeteilt unter Europa

Die Situation, in der sich Afrika am Vorabend des Ersten Weltkriegs befand, war Ergebnis eines rasanten Wettrennens der Europäer um die Besetzung territorialer Gebiete. Dieser Wettlauf (»Scramble for Africa«) erfolgte in einem Zeitraum von ca. 20 Jahren fast überfallartig und von allen Seiten her. Den Auftakt bildete Ägypten. Der Vizekönig hatte unter dem Druck seiner wirtschaftlichen Nöte praktisch alle finanzielle Kontrolle, und damit letztlich die politische Gewalt überhaupt, an die Franzosen und Briten abgeben müssen. Letztere übten in einer Art Doppelherrschaft (»Dual Control«) ein strenges Regiment aus. Diese Situation bildete den Rahmen für die Aufteilung Afrikas.

Afrika vor dem Ersten Weltkrieg
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Von Deutsch-Südwestafrika bis zum Krieg in Südafrika

In rascher Folge wurden zwischen 1884 und 1889 Deutsch-Südwestafrika und Kamerun, Deutsch-Ostafrika, Französisch West- und Äquatorialafrika, Madagaskar, Sudan, Britisch-Ostafrika, Nigeria und Italienisch-Somaliland besetzt, Libyen folgte 1912. Im Kongo errichtete der belgische König Leopold II. im Jahre 1885 ein Art Privatkolonie (»Freistaat«). Komplettiert wurde das Ensemble von den imperialistischen Landnahmen der Portugiesen in Angola und Moçambique. Indigene Widerstandsbewegungen konnten sich nur für kurze Zeit halten. In Südafrika kam es infolge der imperialistischen Ausdehnungspolitik von Cecil Rhodes zum Krieg zwischen Europäern. Nach dem verlustreichen Sieg der Briten wurden die beiden Burenrepubliken in das britische Empire eingegliedert.

Glücksritter in Afrika

Außer in Ägypten erfolgte die imperialistische Besitzergreifung im Wesentlichen meist nicht durch staatliche Impulse bzw. aus handfesten strategischen Erwägungen heraus, sondern durch Handelsvertreter, Glücksritter, ambitionierte Soldaten bzw. andere Verantwortungsträger vor Ort. Für Deutschland war es Carl Peters, der durch die »Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft« mittels kaiserlicher Schutzbriefe eine wirtschaftlich-politische Hegemonialstellung aufbauen wollte. Vergleichbar entwickelte sich die Lage im Falle anderer Gebiete. Das Diktum, nach dem die Flagge dem Handel folgt, sorgte für die Einschaltung der europäischen Staaten.

Die Westafrikakonferenz von 1885

Maßgeblich für den weiteren Verlauf der Kolonisierung Afrikas war die Westafrikakonferenz in Berlin 1885. Dort hatte man, eigentlich um Konflikte zwischen den Europäern selbst zu verhindern, festgelegt, dass ein Gebiet erst tatsächlich und wirkungsmächtig besetzt werden musste, um entsprechende international anerkannte Rechte zu erlangen. Gerade dies aber hatte Leute wie Carl Peters umso mehr angespornt, durch Aktionen vollendete Tatsachen zu schaffen und durch entsprechende Überzeugungsarbeit die eigene Regierung zum Eingreifen zu bewegen. Das einzige größere Land, das im Jahre 1914 noch nicht von den europäischen Imperialmächten hatte besetzt werden können, war Abessinien (Äthiopien). Hier hatten die Italiener versucht, Fuß zu fassen, waren aber 1896 besiegt worden.

Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht

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