Heft 4/2023: Anders alt werden

Die demografische Entwicklung in Deutschland führt dazu, dass ein immer größerer Anteil der Bevölkerung zu den Altersgruppen im siebten bis neunten Lebensjahrzehnt (und darüber hinaus) gehört. Diese Menschen verfügen über ein großes Lebenswissen, über einen diversen Erfahrungsschatz und über völlig unterschiedliche – im Lauf eines langen Lebens erworbene – Kompetenzen.

Ausgestattet mit diesen (Lebens-)Reichtümern treten Menschen oft nach jahrzehntelanger Erwerbstätigkeit in ein drittes Lebensalter ein, in dem sie von den Mühen und Pflichten der vorangegangenen Lebensphase befreit sind. Als Rentner*innen verfügen sie im Vergleich zu ihren früheren Lebensphasen oft über Zeit, die sie selbstbestimmt gestalten dürfen. Im besten Fall können nun lange aufgeschobene Reisewünsche, bislang »vernachlässigte« Hobbys, aber auch die intensivere Pflege von Freundschaften und sozialen Kontakten realisiert werden. Abhängig ist die konkrete individuelle Gestaltung des dritten Lebensalters dabei von den finanziellen Möglichkeiten, vom Bildungsniveau, aber natürlich auch von der gesundheitlichen Konstellation.

Während dieses dritte Lebensalter meist als eine Zeit der Freiheit gedacht wird, wird die Perspektive auf das vierte Lebensalter von den irgendwann unweigerlich eintretenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen überschattet. Doch das Älterwerden ist kein Vorgang, dem man passiv ausgesetzt sein muss. Selbstbestimmt das eigene Älterwerden leben impliziert, sich möglichst frühzeitig mit den Fragen nach einem erwünschten Lebensraum (Wo will ich leben?), nach den sozialen Beziehungen (Mit wem will ich leben?), nach den individuellen und gesellschaftlichen Ressourcen (Wovon will ich leben?) sowie nach dem Lebenssinn (Wofür werde ich leben?) im (dritten und) vierten Lebensalter auseinanderzusetzen. Pastorale Perspektiven für ein würdevolles und selbstbestimmtes Älter- und Altwerden werden in den Beiträgen dieses Heftes aufgezeigt.