Ein Benediktinerkloster in der Oberpfalz lebt seit den Neunzigern ökologisch. Für die Mönche ist das eine Konsequenz aus ihrer spirituellen Tradition.

Umweltschutz und ein verantwortlicher Umgang mit knapper werdenden Ressourcen gelten als Gebote der Stunde. Manchmal entsteht der Eindruck, das Bewusstsein hierfür sei so richtig erst in den letzten Jahren entstanden. Aber schon lange bevor das Thema in aller Munde war, ist ein bayerisches Benediktinerkloster Mitte der Neunzigerjahre das Wagnis eingegangen, auf eine ökologische Wirtschaftsweise umzusteigen. Und das nicht etwa, um sich durch Anpassung an einen Trend einen aktuellen Anstrich zu geben, sondern als logische Folge aus der eigenen spirituellen Tradition. Die in Plankstetten gelebte unaufgeregte Verbindung von Ökologie und Spiritualität strahlt aus: Immer wieder ist das Kloster mit positiven Schlagzeilen in den Medien, das Gästehaus und die Klosterschenke ziehen zahlreiche Besucher an.

Wer die Abtei südlich von Neumarkt in der Oberpfalz besucht, wird bei der Ankunft auf dem Parkplatz von zufrieden grasenden Rindern auf der Weide nebenan beäugt. Die Mahlzeiten setzen sich aus dem zusammen, was vor Ort selbst hergestellt oder, wenn nötig, von regionalen Biobauern zugekauft wurde. Tomaten und Gurken sucht man im Januar vergeblich auf dem Teller. Regionale und ökologische Kreislaufwirtschaft heißt das Konzept. Es gibt eine Klostermetzgerei und -bäckerei sowie eine Gärtnerei und neben der Rinder- eine artgerechte Schweinehaltung. Ein Hofladen und die Klosterschenke ermöglichen die direkte Vermarktung. Die landwirtschaftliche Produktion orientiert sich an den Bioland-Richtlinien.

"Nachhaltigkeit ist uns tatsächlich in die Genetik eingegossen", sagt Pater Josef Maria Böge OSB, der als Prior unter anderem für die Betreuung der Gäste zuständig ist. Benediktinerklöster werden langfristig gegründet und sollen auf Dauer fortbestehen: "Das heißt, wir müssen so wirtschaften, dass wir unsere Existenzgrundlage, nämlich Grund und Boden, erhalten".

Ihn fasziniert das in Plankstetten umgesetzte Autarkiekonzept: "Wir treten damit in die Fußstapfen der mittelalterlichen Klöster, die sich weitgehend selbst versorgt haben. Das ist auch heute noch möglich." Auch wenn er selbst zuerst Benediktiner sei und sich die Abtei nicht wegen des Engagements für die Umwelt ausgesucht hat, merkt man ihm die Begeisterung an. "Wir zeigen, dass eine ökologische Landwirtschaft zur Ernährung dieses Hauses funktioniert. Wir haben ungefähr 14.000 Übernachtungen im Jahr. Man kann es nicht nur in der kleinen Öko-Familie schaffen, sondern es geht auch im größeren Maßstab."

"In den Psalmen sagen wir dem lieben Gott Dank für die Schöpfung, die er so wunderbar gemacht hat. Wenn wir die Schöpfung als Gottes Werk erkennen und sie als gut erkennen, dann müssen wir mit ihr so umgehen, dass sie erhalten wird."

Neben der stabilitas zeichnet das benediktinische Leben das Gebet aus, das den Tag strukturiert. Dem Gottesdienst sei nichts vorzuziehen, schreibt der heilige Benedikt in seiner Ordensregel. Dessen Bedeutung schildert Pater Josef Maria lebensnah: "Es geht nicht darum, dass wir dem lieben Gott einen Psalm vorlesen. Den kennt er schon. Aber es geht darum, dass wir immer wieder in die Beziehung mit IHM zurückkommen, weil sie das ist, was Leben grundsätzlich ausmacht." Zugleich ist das Stundengebet ein Impulsgeber für einen achtsamen Blick auf die Umwelt: "In den Psalmen sagen wir dem lieben Gott Dank für die Schöpfung, die er so wunderbar gemacht hat. Wenn wir die Schöpfung als Gottes Werk erkennen und sie als gut erkennen, dann müssen wir mit ihr so umgehen, dass sie erhalten wird", beschreibt er den Zusammenhang.

In der Regel des Gründers finden sich konkrete Impulse, die das Handeln von heute inspirieren. Alle Arbeitsgeräte seien wie heiliges Altargerät zu behandeln. Für Pater Josef Maria bedeutet das, die Sachen so zu pflegen, dass sie möglichst lange halten, und nicht etwa im Winter draußen gelassen werden und kaputtgehen: "Also eine ganz typische Idee von Nachhaltigkeit".

Einzelgäste kämen nicht unbedingt wegen des ökologischen Konzepts, behördliche Gruppen, für die Nachhaltigkeit inzwischen ein Entscheidungskriterium ist, aber durchaus. Ihr eigenes Modell wollen die Mönche nicht missionarisch aufdrängen, sondern aus sich heraus wirken lassen: "Wir sind jenseits jeder Ideologie. Wir haben uns dafür entschieden, weil wir glauben, dass das sinnvoll ist. Und jetzt muss der Gast entscheiden, was für ihn sinnvoll ist".

Kraftquellen

Die angebotenen Kurse decken eine Bandbreite von spirituellen bis hin zu ökologischen Themen ab. Gäste können sowohl eine Einführung in den gregorianischen Choral bekommen als auch Waldbaden ausprobieren. Egal in welchem Kurs wird jedoch ein vorsichtiger Anstoß zum Handeln gegeben – etwas weniger Fleisch essen, öfter das Fahrrad für den Weg zur Arbeit benutzen. Was genau man versuchen möchte, muss jeder für sich entscheiden: "Es geht nicht primär darum, zu sagen: Ach, jetzt habe ich ein schönes Wochenende in Plankstetten gehabt und das war alles gesund und lecker und schön. Sondern es geht darum, was Kleines mit in den Alltag zu bringen."

Noch grundlegender zählt für Pater Josef Maria, dass die Besucher etwas von der erfahrenen Glaubensspiritualität mit nach Hause nehmen. "Also vielleicht einmal mit uns beten und wieder merken: Es gibt Gott, der diese Welt gemacht hat. Ein Ort zu sein, an dem Gott präsent ist und sich im Leben der Menschen wieder in Erinnerung bringt. Und wahrzunehmen, dass diese Rückbesinnung eine Kraftquelle ist."

Wie sich auf dieser Grundlage dann auch der Blick auf andere Menschen, Tiere und die Natur verändern kann, zeigt die Geschichte des Klosters auf eindrückliche Weise.

Hefte

COMMUNIO im Abo

COMMUNIO will die orientierende Kraft des Glaubens aus den Quellen von Schrift und Tradition für die Gegenwart erschließen sowie die Vielfalt, Schönheit und Tiefe christlichen Denkens und Fühlens zum Leuchten bringen.

Zum Kennenlernen: 1 Ausgabe gratis

Jetzt gratis testen