Untersuchung eines bedeutenden Altbergbaus mit archäologischen Ausgrabungen im Ruhrgebiet

In einem Wald in Sprockhövel-Haßlinghausen (Ennepe-Ruhr-Kreis) wird derzeit ein archäologisches Forschungsprojekt zum frühen Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet abgeschlossen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), des Deutschen Bergbau-Museums Bochum sowie des GeoPark Ruhrgebiet e.V. untersuchen einen bedeutenden Altbergbau mit archäologischen Ausgrabungen.

Zwei Archäologinnen und ein Archäologe bei der Arbeit in einem archäologischen Schnitt eines Altbergbaus in einem Wald bei Sprockhövel-Haßlinghausen
Die Ausgrabungen erbrachten auch Holzkohle in den Profilen, mit denen per Radiokarbondatierung der Bergbau datiert werden kann. Hinter der rechten Archäologin sieht man im Profil ein Holzkohleband, was ausreichend datierendes Material lieferte.© Deutsches Bergbau-Museum Bochum/Jennifer Garner

"Jedes Kind im Ruhrgebiet weiß, dass der Kohlenbergbau der wirtschaftliche Motor der Region in den vergangenen hundert Jahren war," so LWL-Archäologe Dr. Manuel Zeiler. "Kaum bekannt ist dagegen, dass bereits im Mittelalter in der Region Steinkohle abgebaut wurde. Die Ursprünge eines der bedeutendsten Bergbaugebiete Europas liegen somit noch nahezu im Dunkeln - dies wollen wir ändern", so der Experte der LWL-Archäologie für Westfalen weiter. Denn es gebe nur wenige Schriftquellen zu den Anfängen des Steinkohlenbergbaus, seine Entwicklung bis zum 17. Jahrhundert sei auch kaum in Schriftquellen beschrieben. Eine wichtige technologische Zäsur sei dabei der Beginn des Stollenbaus.

Dr. Jennifer Garner vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum: "Am Beginn des Steinkohlenbergbaus erkannten die Bergleute an der Oberfläche Steinkohle und folgten den Flözen mit Grabungen senkrecht oder schräg in die Tiefe. Irgendwann aber gruben die Bergleute so tief, dass das einfließende Grubenwasser kaum mehr ausgefördert werden konnte. Das war der Beginn des Stollenbaus", erklärt Garner.

Ein Stollen ist eine horizontale Eingrabung in den Berg, durch die dann das Grubenwasser ausgelassen werden kann und aus dem Berg gelöst wird - Lösungsstollen werden daher diese Stollen genannt. Um den Beginn dieses Übergangs zum Stollenbau untersuchen zu können, waren Geländebegehungen und die Auswertung historischer Quellen nötig. So konnten die Forschenden den Stollen in Haßlinghausen als geeigneten Forschungskandidat identifizieren. "Dieser Stollen befindet sich in einem Areal, dass bereits im 17. Jahrhundert intensiv bergbaulich genutzt wurde", weiß Dr. Till Kasielke vom GeoPark Ruhrgebiet e.V. "Dieser alte Stollen war damals aber schon alt, blieb unberücksichtigt und deswegen vermuten wir, dass er älter als das 17. Jahrhundert datiert", so Kasielke weiter.

Ein Archäologe steht neben dem im Profil sichtbaren Stollenmundloch
Herausragendes Ergebnis ist die Freilegung des alten Stollens, der mit den Schachtpingen an verschiedenen Betriebspunkten gleichzeitig errichtet wurde. LWL-Archäologie für Westfalen/Manuel Zeiler

Eine Seltenheit im Ruhrgebiet

Darüber hinaus ist der Stollen nach Angaben der Fachleute eine Rarität im Ruhrgebiet: Damit der Stollen schnell angelegt werden konnte, wurden zahlreiche Bauschächte angelegt, damit untertage mehrere Teams gleichzeitig die Stollenabschnitte graben konnten, ein sogenannter Gegenortvortrieb. Der Stollen ist mit 70 Metern Länge kürzer als die bekannten Entwässerungsstollen der Region und erreichte das Flöz in 10 Metern Tiefe.

Die Forschenden gruben Ausgrabungsschnitte mit Unterstützung der Stadt Sprockhövel, dem Landesbetrieb WaldundHolz.nrw sowie der Grundstückseigentümerin und konnten verschiedene Bauareale des Stollens analysieren. Ziel sind Funde, die diesen alten Bergbau datieren helfen und damit einen Ansatz ermöglichen, wann im Ruhrbergbau erstmals Stollen erbaut wurden.

Die Ergebnisse und Erfahrungen dieser Untersuchungen sollen in ein umfassenderes montanarchäologisches Projekt zu den Anfängen des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet fließen. Die Arbeiten in Sprockhövel sind die Fortsetzung dieses interdisziplinären Forschungsprojektes zu den Ursprüngen des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet, das 2024 mit Ausgrabungen in Hagen startete.

Meldung LWL

Antike Welt

Das Jahresabonnement der ANTIKEN WELT

Nutzen Sie den Preisvorteil!

  • Abopreisvorteil (D):
    99,- € zzgl. 6,30 € Versand (D) statt 131,55 € im Einzelkauf
  • inkl. Digitalzugang
  • 11.- € pro Ausgabe im Abo
  • insgesamt 9 Ausgaben im Jahr: 6 reguläre Hefte und 3 Sonderhefte
  • ohne Risiko, jederzeit kündbar 
Jetzt gratis testen
AiD Magazin

Das Jahresabonnement der Archäologie in Deutschland

Nutzen Sie den Preisvorteil!

  • Abopreisvorteil (D):
    99.- € zzgl. 6,30 € Versand (D) statt 131,55 € im Einzelkauf
  • inkl. Digitalzugang
  • 11,- € pro Ausgabe im Abo
  • insgesamt 9 Ausgaben im Jahr: 6 reguläre Hefte und 3 Sonderhefte
  • ohne Risiko, jederzeit kündbar 
Jetzt gratis testen