Herkunft zweier Wracks vor Costa Rica bestätigt: Es handelt sich um dänische Sklavenschiffe

Untersuchungen von Schiffshölzern, Ziegeln der Ladung und Tonpfeifen, die bei Unterwassergrabungen in Costa Rica gefunden wurden, bestätigen, dass sich an der Fundstelle zwei dänische Sklavenschiffe befinden, die historischen Quellen zufolge 1710 vor der Küste Mittelamerikas Schiffbruch erlitten.

Der Meeresarchäologe Andreas Kallmeyer Bloch vom Dänischen Nationalmuseum dokumentiert die Ausgrabung des Schiffswracks in Costa Rica.
Der Meeresarchäologe Andreas Kallmeyer Bloch vom Dänischen Nationalmuseum dokumentiert die Ausgrabung des Schiffswracks in Costa Rica. © John Fhær Engedal Nissen, Dänisches Nationalmuseum.

Die Bestätigung lieferten wissenschaftliche Analysen einer Unterwassergrabung aus dem Jahr 2023, bei der Meeresarchäologen des Dänischen Nationalmuseums und des Wikingerschiffsmuseums Holzproben aus einem der Wracks sowie Ziegelsteine entnahmen, die vor mehr als 300 Jahren Teil der Ladung waren. Außerdem wurden mehrere Tonpfeifen gefunden.

„Die Analysen sind sehr überzeugend und wir haben keinen Zweifel mehr, dass es sich um die Wracks der beiden dänischen Sklavenschiffe handelt. Die Ziegel sind dänisch, ebenso das Holz, das zudem verkohlt und verrußt ist. Das passt perfekt zu den historischen Berichten, dass eines der Schiffe verbrannt ist“, sagt David Gregory, Meeresarchäologe und Forschungsprofessor am Dänischen Nationalmuseum, wo er das neue maritime Forschungszentrum Njord leitet.

Ergebnisse der Analysen

Proben aus der Ausgrabung wurden im Dänischen Nationalmuseum und an der Süddänischen Universität analysiert und bestätigen, was die historischen Quellen über die Geschichte der Schiffe aussagen.

Die dendrochronologische Analyse von Eichenholz aus einem der Wracks zeigt, dass das Holz aus dem westlichen Ostseeraum stammt - ein Gebiet, das die nordöstliche deutsche Provinz Mecklenburg sowie Schleswig-Holstein, Dänemark und Schonen umfasst - und dass der Baum irgendwann zwischen 1690 und 1695 gefällt wurde. Das Holz ist außerdem verkohlt und verrußt, was die Aussagen historischer Quellen über eines der brennenden Schiffe bestätigt.

Die Ziegel haben die gleichen Abmessungen wie die sogenannten Flensburger Ziegel, die in Dänemark und den dänischen Kolonien verwendet wurden. Analysen des Tons, die Professor Emeritus Kaare Lund Rasmussen von der Süddänischen Universität durchgeführt hat, zeigen, dass der Ton aus Dänemark stammt - entweder vom Illerstrand oder vom Egernsund. Beide Fundorte liegen an der Flensburger Förde, wo im 18. Jahrhundert eine bedeutende Ziegelindustrie ansässig war.

Bei den Tonpfeifen handelte es sich um gewöhnliche, in den Niederlanden hergestellte Pfeifen, die auch auf dänischen Schiffen verwendet wurden. Größe, Form und Muster der Pfeifen deuten darauf hin, dass sie unmittelbar vor dem Untergang der Schiffe im Jahr 1710 hergestellt wurden. Tonpfeifen wurden selten länger als fünf Jahre verwendet.

Historischer Hintergrund zu den dänischen Sklavenschiffen

Historischen Quellen zufolge erlitten die beiden dänischen Sklavenschiffe Fridericus Quartus und Christianus Quintus 1710 vor der Küste Mittelamerikas Schiffbruch. Die Fridericus Quartus ging in Flammen auf, bei der Christianus Quintus wurde das Ankertau gekappt und das Schiff zerschellte in der Brandung. Bis heute ist unklar, wo genau die Schiffe verloren gingen.

In Costa Rica ist seit langem bekannt, dass zwei Wracks im flachen Wasser vor dem Cahuita Nationalpark gefunden wurden. Lange Zeit hielt man sie jedoch für Piratenschiffe. Doch als amerikanische Meeresarchäologen 2015 gelbe Ziegelsteine in einem der Wracks fanden, kamen neue Fragen zur Geschichte der Schiffe auf.

Die gelben Ziegel wurden in Flensburg hergestellt und im 18. und 19. Jahrhundert in Dänemark und den dänischen Kolonien verwendet. In anderen europäischen Ländern waren beim Bau neuer Gebäude andere Ziegel- und Steinarten in Mode.

Meldung Dänisches Nationalmuseum

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