Antikythera: Antikes Schiffsfragment aus der Tiefe gehoben

Die Grabungskampagne 2025 am Schiffswrack von Antikythera, die vom 23. Mai bis zum 20. Juni durchgeführt wurde, ermöglichte die Bergung mehrerer noch miteinander verbundener Teile des Schiffs. Diese Fundstücke liefern Erkenntnisse zur antiken Schiffsbauweise und werfen ein neues Licht auf die Seefahrt im Mittelmeerraum in der Antike.

Ein Taucher birgt archäologische Objekte von der Fundstelle des Schiffswracks von Antikythera
Bergung von archäologischen Objekten© ESAG / UNIGE

Sorgfältige Bergung von Holzfragmenten

Besondere Sorgfalt wurde auf die Bergung eines seltenen, verbundenen Holzensembles gelegt, das 2024 entdeckt worden war: dabei handelt es sich um drei Schiffsplanken, die noch mit einem Spant miteinander verbunden waren. Dank einer speziell dafür entwickelten Stützstruktur konnte das Schiffsteil 2025 unversehrt an die Oberfläche gebracht werden. Es stellt eine technische Meisterleistung dar und liefert wertvolle Hinweise zur antiken Schiffbautechnik. Die Konstruktion bestätigt die „shell-first“-Methode, bei der zuerst die Aussenhülle und anschliessend die innere Struktur gebaut wird, was typisch ist für den Mittelmeerraum zwischen dem 4. und 1. Jahrhundert v. Chr.

Ensemble von Funden aus dem Schiffswrack von Antikythera: Holzfragmente aus dem Schiffsrumpf und Keramikfragmente
Holzplanke des Schiffsrumpfs und Keramikfunde ESAG / UNIGE

Erste Analysen zeigen, dass das Holz aus Ulme und Eiche besteht und möglicherweise um 235 v. Chr. datiert werden kann. Das Fragment misst etwa 0,40 m in der Breite und 0,70 m in der Länge. Die Planken, die dünner sind als jene, die Jacques-Yves Cousteau 1976 entdeckte (weniger als 5 cm dick), werfen mehrere Fragen auf: Gehören sie zu einem oberen Teil des Schiffs, zu einer Reparatur oder zu einem kleineren Begleitschiff? Eine detaillierte Untersuchung ist im Gange. Weitere Holzfragmente wurden in situ identifiziert, in Verbindung mit anorganischen (Blei, Kupfer) und organischen (Teer) Materialien, dies in der Nähe der von Cousteau erkundeten Zone.

Fragmente einer Skulptur und vielfältige Amphorenfracht

Beim Freilegen eines Felsens wurden Fragmente einer nackten männlichen Statue in Kontraposthaltung entdeckt und in situ dokumentiert. Nur ein Marmorsockel mit dem unteren Teil des linken Beins der lebensgroßen Statue konnte gehoben werden. Andere Fragmente sind in den harten Meeresablagerungen eingeschlossen und konnten bislang nicht geborgen werden.

Stark mit Ablagerungen versehener Fuß einer Statue aus Marmor
Fragment der Skulptur ESAG / UNIGE

Die Entdeckung von Amphoren aus Chios, die sich auf zwei verschiedene Bereiche des Wracks verteilen, zeigt eine grössere typologische Vielfalt als in früheren Kampagnen angenommen. Ein Tongefäß mit Ausguss, das Zerkleinern oder Mischen von Lebensmitteln verwendet wurde, liefert seltene Einblicke in die Bordküche der Antike.

Moderne Technologie und wissenschaftliche Dokumentation

Wie 2024 kamen geschlossene Kreislauf-Tauchsysteme mit Gasgemischen zum Einsatz, um die Sicherheit und die Tauchdauer zu optimieren. Die Operationen wurden von Mitarbeitern von Hublot Xplorations mit Unterwasserdrohnen in Echtzeit überwacht. Ein auf der Insel installiertes Feldlabor ermöglichte erste Analysen vor Ort. Die Grabungen wurden systematisch mit 3D-Photogrammetrie dokumentiert; die Daten – Zeichnungen, Fotos, Pläne – flossen in ein Geoinformationssystem (GIS) ein. Zusammen mit den Ergebnissen früherer Kampagnen bildet dieses Material nun eine wichtige Grundlage für künftige Forschungen.

Meldung ESAG

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