Frauenweihe

Die Ordination von Frauen zu Priesterinnen ist in der katholischen Kirche verboten, anders als etwa in den evangelischen Kirchen. In Teilen der Theologie gelten die meisten, wenn nicht alle Argumente gegen die Frauenweihe inzwischen als überholt. Das gewichtigste Argument verweist auf die Realpräsenz Jesu in der Eucharistiefeier: Wenn Brot und Wein zum Leib und Blut Christi verwandelt werden, nehme der Priester nicht nur die Rolle Jesu beim letzten Abendmahl, sondern auch dessen Gestalt an: Christus – ein Mann – könne demnach nur durch die Person eines Mannes abgebildet werden. Ein weiteres Argument verweist auf die Kirchengeschichte: Demnach ist die Frauenweihe nicht denkbar, weil sie es auch bisher nicht gewesen ist.

Studien zur Geschichte der ersten Christen belegen inzwischen, dass einige Frauen schon früher Aufgaben in der Gemeinde übernommen haben, die sie heute nicht mehr ausüben dürfen. Biblische Studien zeigen, dass Jesus selbst sehr offen auf Frauen zugegangen ist und ihnen viel anvertraut hat. Z.B. waren es allein Frauen, die entdeckt haben, dass Jesu Grab leer ist, und die den zunächst skeptischen Männern erklären mussten, dass er auferstanden ist. Die Männer waren skeptisch, weil sie in einer patriarchal strukturierten Gesellschaft lebten und den Frauen nicht glauben wollten. Mit der Infragestellung des Patriarchats, also der Regelung fast aller Lebensbereiche allein durch Männer, gerät auch das Verbot der Frauenordination zunehmend unter Druck.

Heute ist die katholische Kirche in dieser Frage gespalten. Länder mit eher liberalen Gesellschaften haben kein Verständnis für den Ausschluss von Frauen an kirchlichen Ämtern. Viele kehren der Institution deshalb den Rücken, andere versuchen, sie von innen heraus zu verändern. So engagieren sich etwa Laienverbände wie „Wir sind Kirche“, Teile des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“, „Maria 2.0“, der „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“, die katholischen Pfadfinder uvm. und – vereinzelt – auch Geistliche für eine Lockerung des Verbots. Als ersten Schritt fordern viele ein „Diakonat“ für Frauen, womit sie dem Priester noch nicht gleichgestellt wären, aber mehr Aufgaben im kirchlichen Dienst und in der pastoralen Praxis übernehmen dürften. Das könnte auch den Priestermangel, der in vielen Regionen der Welt vorherrscht, entschärfen.

Konservativere Länder wie die USA, weite Teile Afrikas, Südamerikas und Asiens sowie Osteuropas, die in der Weltkirche die Mehrheit bilden, plädieren weiterhin für ein Verbot der Frauenweihe. Sie berufen sich u.a. auf das kirchliche Recht, festgehalten im CIC (Codex Iuris Canonici). Im CIC finden sich hingegen auch Argumente für die Zulassung von Frauen zum Sakrament der Priesterweihe, wonach „unter allen Gläubigen eine wahre Gleichheit in ihrer Würde und Tätigkeit besteht“ (can. 208 CIC).

Philipp Adolphs

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