Nachruf auf dem Totenzettel von Erwin Gatz

Während eines Sonntagspaziergangs, den er zusammen mit einem Mitbruder im Mergelland unternahm, befiel ihn ein plötzliches Unwohlsein. Er setzte sich kurz auf eine Bank, um Kraft zu schöpfen, wurde dann bewusstlos. Im Klinikum in Maastricht konnte nur noch der Tod durch Herzstillstand festgestellt werden. Mit Erwin Gatz verlieren die Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes, das Päpstliche Priesterkolleg am Campo Santo Teutonico und das Römische Institut der Görres-Gesellschaft eine Persönlichkeit, die fast 36 Jahre ihre Geschicke lenkte.

Erwin Gatz war ganz durch seine Familie und seine Herkunft im deutschbelgisch-niederländischen Grenzland geprägt. Seine Kindheit wurde durch die Kriegs- und Nachkriegszeit, aber auch durch die katholische Pfarrjugend bestimmt. Seine Berufung zum Priestertum wurde nachhaltig durch Familie und Pfarrei gefordert.

Erwin Gatz begann so, wie er bis zu seinem Tod bleiben sollte: zielstrebig, nüchtern, fleißig, beständig, schnörkellos. Alles, was er wurde, hat er sich von Grund auf erarbeitet, und er blieb dabei immer bescheiden. Große Ankündigungen lagen ihm überhaupt nicht: Ihm kam es auf die Ergebnisse an. Und obwohl er oft sagte: „Die besten Kommissionen bestehen aus einem Mann“, war er alles andere als ein isolierter Einzelgänger. Auch wenn manche ihn als kurz angebunden erlebten, so hatte er doch weit mehr gute und sympathische Seiten. Um nur einige zu nennen: Er taktierte nicht und war grundehrlich; er besaß eine erstaunliche Menschenkenntnis; er verließ sich nie nur auf sich selbst. Persönlich anspruchslos, half er ohne viel Aufhebens bedürftigen Studenten; er war weder nachtragend noch parteiisch; er hielt sich vornehm aus dem vatikanischen „Hofleben“ heraus; er zog immer die Zusammenarbeit dem Einzelgängertum vor; er war bildungs- und wissensdurstig.

Erwin Gatz studierte Philosophie und Theologie an den Universitäten Bonn (1953-1958) und München (1956-1957). Am 12. Marz 1960 wurde er in Aachen zum Priester geweiht. Es folgte pastorale Tätigkeit als Kaplan an St. Godehard in Vorst (1960), St. Laurentius in Grefrath (1961-1965) und St. Anna in Düren (1965-1971). Am 31. Mai 1961 wurde er bei Hubert Jedin mit der Arbeit „Rheinische Volksmission im 19. Jahrhundert dargestellt am Beispiel des Erzbistums Köln“ promoviert, am 28. Oktober 1970 (Probevorlesung) habilitierte er sich mit der von Eduard Hegel betreuten Arbeit „Kirche und Krankenpflege im 19. Jahrhundert“. 1971 bis 1975 war er Subsidiar an St. Anna in Düren und Akademischer Rat am Institut für Kirchengeschichte der Universität Bonn; daneben nahm er seit 1971 einen Lehrauftrag am Katholisch-Theologischen Seminar der Technischen Hochschule Aachen wahr. 1973 bis 1975 war er apl. Professor für Mittlere und Neue Kirchengeschichte. Am 23. Februar 1975 wurde er als Rektor der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes und ihrer Kirche Santa Maria della Pieta sowie als Rektor des Priesterkollegs am Campo Santo Teutonico eingeführt und übernahm als Geschäftsführender Direktor das Römische Institut der Görres-Gesellschaft. Im Haus arbeitete er eng mit seinen Mitarbeitern und der Gemeinschaft der Schwestern der Christlichen Liebe zusammen. In seinem abschließenden Tätigkeitsbericht notierte er 98 Priesterweihen, 9 Bischofserhebungen und 56 Promotionen von Ex-Alumnen des Kollegs. Seit 1980 war er Honorarprofessor an der Universität Bonn, 1981 bis 2003 Gastprofessor an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Zum 8. Dezember 2010 erfolgte seine Entpflichtung als Rektor der Erzbruderschaft und des Kollegs, zum 31. Dezember 2010 als Direktor des Görres-Instituts.

Erwin Gatz hinterlasst ein beeindruckendes wissenschaftliches Lebenswerk, darunter vor allem das Bischofslexikon, das Bistumslexikon, die „Geschichte des kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jahrhunderts“, „Kirche und Katholizismus seit 1945“, das Wappenbuch und den Kirchengeschichtsatlas. Vielen Rompilgern wurde er durch seine „Roma Christiana“ zum Wegbegleiter. Sein letztes Buch trägt den Titel „Wie Priester leben und arbeiten“. Prälat Gatz war hochverdient für die Kirche und wurde dafür am 4. Mai 2008 zum Apostolischen Protonotar ernannt.

Sein Grab befindet sich auf dem Campo Santo Teutonico unweit des Kircheneingangs. Die Brüder und Schwestern der Erzbruderschaft, Mitbrüder im geistlichen Amt, Schwestern der Christlichen Liebe und alle Gläubigen werden um ihr Gebetsgedenken ersucht.

Grabdenkmal für Erwin Gatz auf dem Campo Santo Teutonico

An diesem heiligen Ort, dessen Sorge ihm fast 36 Jahre lang anvertraut war, ruht nun im Frieden Christi ERWIN GATZ.

Geboren am 4. Mai 1933 in Aachen,
dort zum Priester geweiht am 12. Marz 1960,
am 8. Mai 2011 vom unerwarteten Tod in Maastricht ereilt.

Er war Rektor des Campo Santo Teutonico, Apostolischer Protonotar,
Leiter des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft.

ERWIN GATZ hat sein Leben der Seelsorge an den Pilgern und seinen deutschen Landsleuten gewidmet, die Kirchengeschichtsforschung durch zahlreiche Studien, fruchtbare Lehrtätigkeit und in unvoreingenommener Redlichkeit vorangetrieben, mit Frohsinn die Freundschaft und den gegenseitigen brüderlichen Respekt gepflegt.

Die Erinnerung an ihn möge immer bestehen bleiben.

Die Familienangehörigen und die Erzbruderschaft des Campo Santo Teutonico haben dieses Denkmal dankbaren Herzens errichtet.

Idee und Konzept: Albrecht Weiland, Regensburg
Entwurf des Inschrifttextes: Don Alessio Stasi, Pontificio Collegio Teutonico, Rom
Entwurf und Ausführung: Steinmetzmeister Franz Seidl, Friedberg b. Augsburg

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