Sie haben alles versucht. Aber das Gespräch beim Paar-Therapeuten hat gezeigt: es ist das beste, sie trennen sich. Zuerst einmal ein Schock. Manchmal auch eine Erleichterung, nach langen Phasen der ambivalenten Gefühle und des innerlichen Hin und Hers. Nach einer Trennung durchlaufen wir, laut Psychologin Verena Kast, ähnlich wie nach dem Tod eines geliebten Menschen, vier Phasen:
- Man will nicht wahrhaben, dass die Beziehung zu Ende ist: alte Gewohnheiten werden beibehalten, wie der samstägliche Marktbummel. Morgens wacht man auf und es fühlt sich an, als ob der Partner noch da wäre. Man schaut alle paar Minuten auf das Mobiltelefon – vielleicht meldet sich der Partner doch noch und die Trennung erweist sich als Irrtum?
- Emotionen brechen auf: Wut, Trauer, Aggression und Erleichterung wechseln sich ab. Wichtig ist, allen diesen Gefühlen Raum zu geben – sonst kann eine Depression entstehen.
- Suchen, finden, sich trennen. Man schwelgt in Erinnerungen. Sucht gemeinsame Plätze auf. Trifft gemeinsame Freunde, betrachtet Fotos und Liebesbriefe. Der Schmerz ist überwältigend.
- Neuer Selbst- und Weltbezug. Nach und nach sucht man nach einer neuen Identität. Trifft nach einer Phase des Rückzugs Menschen. Lernt neue Leute kennen und sucht sich vielleicht neue Betätigungsfelder.
Trennung verarbeiten und überwinden
Der Psychologe Mathias Jung hat in seinem Buch Trennung und Aufbruch Tipps von „Überlebenden“ von Trennungen oder Scheidungen gesammelt. Jeder erlebe eine Trennung auf seine Weise. „Sage mir, wie Du Dich trennst, und ich sage Dir, wer du bist“. Der eine macht einen schnellen Schnitt, der andere zögert jahrelang. Der eine ist aggressiv, der andere leidet passiv und zum Steinerweichen. Der eine versteinert, der andere fließt vor Weinen förmlich auseinander. Gibt es eine gute Scheidung oder Trennung?
Trennung: was nun?
Wenn der Beziehungsstress so groß wird, dass man ihn körperlich wahrnimmt – Magenkrämpfe, Kopfschmerzen, deprimierte Stimmung – oder dass man einfach nicht mehr miteinander reden und lachen kann. Wenn der andere nicht bewusst zuhört, ist es indes Zeit zum Ausbruch.
- Suchen Sie das Gespräch mit anderen Menschen, die eine Trennung oder Scheidung hinter sich haben. So erhalten Sie Verständnis und erfahren, dass Sie das Recht auf ambivalente Gefühle haben, auf Befreiungsgefühle einerseits und eine lange Trauerzeit andererseits.
- Wenn Sie Zweifel über Ihren Entschluss haben, werden Sie still, schließen Sie die Augen zu und schauen Sie nach innen: Was ist in mir? Wie geht es mir? Wohin möchte ich?
- Gehen Sie lieb mit sich um. Blicken Sie nicht im Zorn auf Ihre Beziehung oder Ihr eigenes Verhalten.
- Vertrauen Sie Ihrer Fähigkeit zur Weiterentwicklung. Das nimmt Ihnen die Angst vor dem Alleinsein.
- Ziehen Sie sich zurück. Gehen Sie zwei Wochen ins Kloster und führen Sie Tagebuch über Ihre Gefühle, Gedanken und Erinnerungen. Oft gibt es dort Seelsorger, die auch für Gespräche zur Verfügung stehen.
- Schreiben Sie eine Wunschliste, was Sie sich von Ihrem nächsten Partner wünschen.
Neuanfang nach einer Trennung
So absurd es auch klingen mag: eine Trennung kann unsere Beziehungsfähigkeit stärken, wenn wir uns Zeit nehmen, sie aufzuarbeiten. Versuchen Sie, Frieden zu schließen mit Ihrem Ex-Partner- und ihm zu vergeben. Die kann besonders wichtig sein, wenn gemeinsame Kinder im Spiel sind. Es geht aber auch um Ihren Seelenfrieden. Denn jeder Hass, den Sie gegen jemand anderen in sich tragen, mindert Ihre Lebensfreude.
Lassen Sie sich Zeit für Ihren Neuanfang. Überfordern Sie sich nicht. Verändern Sie die Dinge nach und nach. Wenn Sie zu schnell handeln, können Sie sich überfordern.
- Packen Sie eine Kiste mit den Habseligkeiten Ihres Ex-Partners und geben Sie ihm diese zurück.
- Packen Sie gemeinsame Erinnerungsstücke in eine Kiste und lagern Sie sie auf dem Dachboden. Nach einem Jahr entscheiden Sie, was damit geschieht.
- Wenn Sie in der gemeinsamen Wohnung bleiben, möblieren Sie sie um. Wechseln Sie Ihre Bettwäsche, hängen Sie neue Bilder auf.
Manche Menschen suchen sich neue Freunde oder einen neuen Wohnort. Oft nimmt man jedoch seine Probleme an einen neuen Ort mit. Wichtig ist, dass Sie innerlich mit der Trennung klar Schiff machen, dann können Sie auch in gewohnter Umgebung einen Neuanfang starten.