Was genau ist ein Kamishibai?
Ein Kamishibai wird auch als „Erzähltheater“ bezeichnet. Wörtlich wäre es am besten mit "Papiertheater" (kami = Papier, shibai = Theater) zu übersetzen. Es besteht aus Bildkarten, mit denen die einzelnen Szenen einer Geschichte illustriert werden. Präsentiert werden die Bildkarten in einem bühnenartigen Rahmen, der über eine Öffnung oben verfügt, in die mehrere Bildkarten als Stapel hineingestellt werden können. Im Verlauf der erzählten Geschichte kann ein Bild nach dem anderen herausgezogen werden. Die stehenden Bilder können jedes für sich in Ruhe wirken. Währenddessen wird von einer Person eine Geschichte erzählt, die dann durch den Wechsel der Bildkarten unterstützt wird.
Das Kamishibai im Kita-Alltag
Wie wäre es, das Kamishibai als ein regelmäßiges Ritual im Kindergarten einzuführen? Am besten wählen Sie dafür eine gemütliche Ecke im Gruppenraum, in der Sie das Kamishibai aufbauen. Die Kinder können es sich dort dann mit Sitzkissen auf dem Boden bequem machen und gespannt das Erzähltheater verfolgen. Für einen schönen Wiedererkennungswert starten Sie das Erzähltheater beispielsweise mit einem Lied oder einem Reim, den die Kinder mitsprechen dürfen. So ist für alle klar: Gleich geht es los!
Die Bildkarten sind als Sets zu zahlreichen Themen erhältlich: Von Ostern bis Weihnachten gibt es zu jedem jahreszeitlichen Highlight ein eigenes Set. Sehr beliebt sind außerdem Märchen und generell Bilderbuchgeschichten. Wie wäre es ergänzend zu den Sets mit einem Projekt, bei welchem die Kinder selbst Bildkarten anfertigen, um dann ihre eigenen Geschichten zu erzählen?
Das Kamishibai zur Sprachförderung
Das Kamishibai ist eine tolle Möglichkeit für Kinder, ein Sprachgefühl zu entwickeln. Es unterstützt den Spracherwerb durch das Hören und Nachahmen von Sätzen. Mithilfe des Erzähltheaters lernen die Kinder neue Wörter und Redeweisen kennen und grammatikalische Strukturen können gefestigt werden. Auch das freie Erzählen wird so spielerisch gestärkt. Jedes Kind kann von seinen eigenen Erfahrungen zum Thema der Geschichte berichten oder miträtseln, wie die Geschichte wohl weiter geht. Zudem kann gemeinsam beschrieben werden, was auf den Bildkarten zu sehen ist. Die pädagogischen Fachkräfte können die Kinder nacheinander fragen „Was siehst du auf dem Bild?“ oder „Was gefällt dir besonders gut an diesem Bild?“. So werden die Kinder dazu ermutigt mitzumachen und die Rolle des Erzählers einzunehmen.
Emotionen verarbeiten
Mithilfe von Kamishibais können Geschichten zu den verschiedensten Themen erzählt werden. Die szenische Erzählweise eröffnet dabei besondere Chancen für kreative und ästhetische Gruppenerlebnisse. Beim Zuschauen ebenso wie beim Gestalten und Vorführen. Jedes Kind kann dabei von seinen persönlichen Erlebnissen berichten und seine Erfahrungen mit den anderen Kindern teilen. Hier können die pädagogischen Fachkräfte den Kindern mit ermutigenden Worten zur Seite stehen und ihnen das Gefühl vermitteln, dass es vollkommen in Ordnung ist, über die eigenen Emotionen zu sprechen. Die Bilder erweisen sich hier als stabilisierendes Hilfsmittel, hinter dem sich niemand versteckt, von dem sich aber jeder gestützt fühlen darf.
Kamishibai in Zeiten digitaler Bildung
Mit dem Erzähltheater Kamishibai entsteht ein kleines Theater im Raum, dessen Bildfläche die Kinder magisch in ihren Bann zieht. Diese Wirkung hat oftmals leider nur das heimische Fernsehgerät auf die Kinder und vermutlich lässt sich der Erfolg des Kamshibai auch dadurch erklären, dass es hier ganz ohne WLAN und Stromanschluss gelingt, die Aufmerksamkeit der jungen Zuschauer zu gewinnen und sie in einen lebendigen Dialog mit dem Erzähler zu bringen.
Quellen:
- http://www.mein-kamishibai.de/vorurteile-und-angst-vor-fremden
- http://www.mein-kamishibai.de/“kamishibai-ist-wie-fernsehen-ohne-strom“
- https://www.backwinkel.de/blog/kamishibai/#2
- http://www.mein-kamishibai.de/kamishibai-erzählen-kinderleicht