InnovationWie lässt sich Kita neu denken?

Im Juli fand in Bielefeld unter Leitung von Helen Knauf und Milena Förster ein „Makerthon“ statt. Dort haben sich Studierende mit der Zukunft von Kitas beschäftigt und innovative Antworten auf die ständig wachsenden Anforderungen gesucht und gefunden.

Lachend blicken zwei Frauen in die Kamera, Helen Knauf links und Milena Förster rechts im Bild.
© privat

Frau Knauf, was ist ein Makerthon?
Ein Makerthon ist eine Art Ideen-Marathon: Teams arbeiten einige Tage intensiv an Lösungen für reale Herausforderungen, also „Challenges“ aus der Praxis. In unserem Fall kamen sie aus der frühkindlichen Bildung: von Fachund Leitungskräften sowie Trägervertretungen. Teilgenommen haben Studierende der Hochschule Bielefeld und der Uni Bielefeld. In gemischten Teams konnten sie eigene Perspektiven einbringen, sodass vielfältige, durchdachte Lösungen entstanden. Der Makerthon erreichte neben Praxisnähe also auch einen fruchtbaren Austausch von Studierenden verschiedener Hochschulformen.

Frau Förster, mit welchen Problemstellungen haben sich die Studierenden beschäftigt?
Die Challenges spiegelten aktuelle Spannungsfelder frühkindlicher Bildung wider: Wie bleibt trotz Fachkräftemangel Zeit für gute Beziehungen? Welche Rolle spielt Digitalisierung für die Entlastung pädagogischer Fachkräfte? Wie lassen sich Bildungsräume noch stärker aus Kindersicht denken? Die Themen reichten von der Entwicklung mobiler Stationen für naturwissenschaftliches Forschen über ein Übergabekonzept mit Ritualen und Symbolen bis hin zum KI-gestützten Handbuch zur Entlastung bei der Angebotsplanung. Die Teams nutzten Methoden wie Persona-Übungen und Perspektivwechsel. Zudem standen sie in direktem Austausch mit den Challenge-Geber:innen.

Frau Knauf, was würden Sie als die zentralen Ergebnisse oder Erkenntnisse herausstellen?
Die Lösungsansätze zeigen, dass Studierende in kürzester Zeit differenzierte und praxistaugliche Antworten auf komplexe Fragen finden können. Ein Beispiel ist die Entwicklung der „Sprechenden Wände“ zur Bildungsdokumentation für einen kommunalen Träger. Dafür entwarfen die Studierenden Strategien, wie Fachkräfte diese Dokumentationsform in den pädagogischen Alltag integrieren können. Die verschiedenen Fachperspektiven und Vorerfahrungen der Studierenden trugen hier zur hohen Qualität der Ergebnisse bei. Und es zeigte sich, wie produktiv strukturierter Austausch zwischen Praxis und Hochschule ist, wenn er mit klarem Auftrag und auf Augenhöhe stattfindet. Die Erfahrung, an einem realen Problem zu arbeiten und direkt Feedback von Fachkräften zu erhalten, war für viele Studierende prägend. Methodisch zeigte sich, dass Perspektivwechsel, Rückkopplung mit Praxispartner:innen und schrittweise Weiterentwicklung von Ideen tragfähige Konzepte entstehen lassen.

Frau Förster, welche Lösungsansätze könnten den Sprung in die Praxis schaffen?
Besonders vielversprechend sind die Ansätze für den Alltag wie das Übergabekonzept, das Handbuch zur KI-Unterstützung oder die mobilen Forschungsstationen. Hier zeigten die Challenge-Geber:innen großes Interesse, Ideen mit den Studierenden weiterzuentwickeln. Übertragbarkeit hängt aber nicht nur vom Produkt, sondern auch von der Haltung ab: Innovation beginnt nicht zwangsläufig mit technischer Ausstattung, sondern oft mit dem veränderten Blick auf das Kind, den Alltag und die eigene professionelle Rolle. So gesehen gab der Makerthon auch Impulse für das gemeinsame Weiterdenken pädagogischer Praxis.

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