Maximiliane Buchner: Kirchenbaukunst des 20. Jahrhunderts in Österreich, Petersberg: Michael Imhof Verlag 2022; 208 S.; 38,85 €; ISBN 978-3-7319-1191-3
Ein Jahrhundert des Kirchenbauschaffens
eines ganzen Landes in einer Publikation
vorzustellen, kommt selten vor. Für
Deutschland ist an Hugo Schnell (1972) und
danach noch an Barbara Kahle (1990) zu erinnern.
Im Nachbarland Österreich gab es
zuletzt einen zeitlich eingegrenzten Überblick
von Constantin Gegenhuber (Gebaute
Gebete. Christliche sakrale Architektur –
Neubauten in Österreich
1990 bis 2011, Salzburg
2011, vgl. Gd 3/2012, S. 32).
Mit dem neuen Band
der Kunsthistorikerin Maximiliane
Buchner liegt
nun eine sehr lesenswerte,
ja eine beispielhaft zu nennende
Zusammenschau
vor, die sowohl die vielfältigen
Verbindungen in die
Nachbarländer Deutschland
und die Schweiz wie zu den dort tätigen
Architekten aufzeigt und zugleich auch
ins 21. Jahrhundert ausgreift.
Einer Einführung (S. 6–21), die die Ausgangs-
und die Forschungssituation, die
Fragestellung, das Anliegen und die Vorgehensweise
beschreibt, folgt ein Kapitel
„Akteure des Kirchenbaus im 20. Jahrhundert
in Österreich“ (S. 22–29), eigene Kapitel
widmet die Autorin Pius Parsch, Otto
Mauer, Günter Rombold, Herbert Muck
und den Sozialstudien von Erich Bodzenta
und Norbert Greinacher. Den größten
Teil des Buches nimmt dann der mit einem
abschließenden Resümee in sieben Kapitel
unterteilte Abschnitt „Kirchenbau des
20. Jahrhunderts in Österreich – Themen
und Fallbeispiele“ (S. 30–178) ein. Die Kapitelüberschriften
machen schon deutlich,
dass der Überblick in mehreren Angängen
erfolgt: Raum und Gemeinschaft, Material
und Licht, Tradition im Weiterbauen, monumentalisierte
Glaubensarchitektur, Natur
und Landschaft sowie Kontemplation
und Individuum. Der Autorin gelingt damit
eine konzise Darstellung der Entwicklung
des Kirchenbauschaffens Österreichs. Dabei
nimmt sie in ihre Auswahl sowohl bekannte
wie auch teils bisher
in der Literatur eher
weniger beachtete Beispiele
auf.
Aus liturgiewissenschaftlicher
Sicht sind
z. B. von Interesse: Robert
Kramreiters Umbau von
St. Gertrud in Klosterneuburg,
1935 (S. 40 f., vgl.
S. 24), Zum Kostbaren Blut
in Salzburg-Parsch von der
Arbeitsgruppe 4, 1954–56 (S. 87 f. u. S. 148),
mit mittig freistehendem Altar oder aber
auch die Franziskus-Kirche von Luger &
Maul in Wels, 2004 (S. 166 f.) sowie der
„Raum der Stille“ im Hauptbahnhof Wien,
2014 (S. 173), beide als Communio-Räume
konzipiert.
Die 305 vielfach farbigen Abbildungen,
darunter auch einige Grundrisse, seien eigens
hervorgehoben; eine knappe, aber gut
ausgewählte Literaturliste schließt den gelungenen
Band ab.
Dr. Walter Zahner, Regensburg