Wenn Sie an Landsknechte denken, was kommt Ihnen zuerst in den Sinn? Ihre kunterbunten Gewänder mit den vielen Schlitzen darin? Diese kann man ja oft auf Mittelalterfesten sehen, und von Anfang an habe ich mich gefragt: Wozu soll das gut sein?
Zu gar nichts, lautet die Antwort. Die Landsknechtmode ist so farbenfroh und extravagant wie wohl keine Soldatenkleidung jemals davor und danach, einfach weil es erlaubt ist. Anders als ihre Zeitgenossen dürfen sich die Landsknechte im 16. Jahrhundert anziehen, wie sie wollen.
Dieses Privileg nutzen sie derart exzessiv aus, dass ihre üppigen Gewänder sie bisweilen sogar beim Kampf behindern. Typisch sind aufgepuffte Hemden und Hosen, die dank der Schlitze noch bunter erscheinen – so wird auch die farbige Unterkleidung sichtbar. Hinzu kommt ein Hosenlatz, der ausgepolstert ist mit einer Schamkapsel, die ein besonders großes Geschlechtsteil suggeriert. Dieses frühe Gegenstück zum heutigen Push-up-Büstenhalter wird sogar zur allgemeinen Mode: »Unsere jungen Gesellen«, wettert der Theologe Andreas Musculus 1555, »machen den Latz vorn mit höllischen Flammen und Lappen unmenschlich groß, zum Ärgernis und zur bösen Verlockung der armen unwissenden und unschuldigen Mädchen.« Dass es mit der Moral bergab geht, ist wahrlich nichts Neues.
Ihr
Dr. Christian Pantle, Chefredakteur