In den Jahren 1999 und 2000 erlebte die Ökumene ein Wechselbad der Gefühle. Am 31. Oktober 1999, dem Reformationstag, hatten Vertreter der Lutherischen Weltbundes und der römisch-katholischen Kirche in Augsburg die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet. Wiewohl inhaltlich nicht unumstritten, galt die Erklärung doch als "Meilenstein" des ökumenischen Dialogs, der auf weitere Schritte der Annäherung der Kirchen hoffen ließ. Keine zehn Monate später kam jedoch aus Rom für protestantische Christen eine herbe Enttäuschung. 
Die am 6. August 2000 veröffentlichte Erklärung Dominus Iesus attestierte den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen unumwunden, sie seien nach römisch-katholischem Verständnis keine Kirchen "im eigentlichen Sinne". Diese Sprechweise wurde als brüsk zurückgewiesen, Rom habe kein Monopol, das Kirchsein anderer Kirchen zu definieren. So endete das ökumenische 20. Jahrhundert zur Jahrtausendwende mit dem Anbruch einer neuen ökumenischen Eiszeit. 
Tatsächlich wiederholte Dominus Iesus die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils, wonach die Kirchen der Reformation zwar durchaus Elemente des Kircheseins enthalten, aber eben doch nicht im Vollsinn als Kirche gelten können, insbesondere deshalb, weil ihre Amtsträger nach den Maßstäben des römisch-katholischen Kirchenverständnisses nicht gültig ordiniert sind und daher angeblich nicht in der apostolischen Sukzession stehen.
"Kirchen anderen Typs"?
Immerhin hat das Zweite Vatikanische Konzil, das vor 60 Jahren im Dezember endete, die evangelischen Kirchen nicht mehr verketzert, sondern als kirchliche Gemeinschaften gewürdigt, allerdings nicht – wie die orthodoxen und altorientalischen Kirchen – als "Schwesterkirchen" anerkannt. Was seinerzeit als ökumenischer Fortschritt gefeiert wurde, las sich im Jahr 2000 als Ausdruck ökumenischen Stillstands. Dominus Iesus ging über die Formulierungen des Konzils keinen Deut hinaus, als hätte es die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999 nicht gegeben. 
Um die ökumenischen Irritationen zu beruhigen, schlug Kardinal Walter Kasper seinerzeit vor, im Blick auf die Reformationskirchen von "Kirchen anderen Typs" zu sprechen. Diese sensiblere Diktion, die das Selbstverständnis der protestantischen Partner wertschätzend aufgreift und 2010 von Benedikt XVI. auch bestätigt wurde, provoziert allerdings die Gegenfrage, ob die evangelischen Kirchen überhaupt im Sinne des römisch-katholischen Verständnisses Kirche sein wollen. In einem Brief an Erik Peterson hat der Berliner Dogmenhistoriker Adolf von Harnack schon 1928 notiert: 
"Der Protestantismus muss rund bekennen, dass er eine Kirche wie die katholische nicht sein will und nicht sein kann, dass er alle formalen Autoritäten ablehnt, und dass er ausschließlich auf den Eindruck rechnet, welchen die Botschaft von Gott und dem Vater Jesu Christi und unserem Vater hervorruft."
Unbeschadet der ökumenischen Irritationen ist rückblickend festzuhalten, dass das eigentliche Thema der Erklärung Dominus Iesus gar nicht die römische Haltung zu den evangelischen Kirchen war. Im Mittelpunkt stand vielmehr das umstrittene Konzept einer pluralistischen Theologie der Religionen, die besonders außerhalb Europas, in Nordamerika, aber auch in Ländern des globalen Südens prominente Vertreter hat.
Kontrapunkt gegen die Pluralistische Religionstheologie
Papst Johannes Paul II. wollte im Jubiläumsjahr nicht nur eine "Reinigung des Gedächtnisses" durch die großen Vergebungsbitten vornehmen, sondern auch das Bekenntnis zur Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche kraftvoll erneuern. 
Die Pluralistische Religionstheologie stellte genau diese Einzigkeit in Frage. John Hick, ihr wohl prominentester Vertreter, lehrte, dass die ultimative Wirklichkeit unerkennbar und unsagbar sei. Die unterschiedlichen Religionen böten unterschiedliche Perspektiven auf das "ewige Eine" und könnten als prinzipiell gleichwertige Wege zum Heil betrachtet werden. Es komme darauf an, die Selbstzentrierung zu überwinden und sich der ultimativen Wirklichkeit zuzuwenden. Diese erlösende Transformation des Menschen werde in allen religiösen Traditionen auf unterschiedliche Weise angestoßen. Jesus Christus sei hier nur ein Katalysator der Erlösung unter vielen anderen.
Den Anspruch des Christentums, dass sich der unendliche Gott in der Person und Geschichte Jesu Christi ein für alle Mal und unüberbietbar mitgeteilt habe, lehnten auch andere Vertreter der pluralistischen Religionstheologie ab. Paul Knitter, ein ehemaliger katholischer Priester, forderte eine Einklammerung dogmatischer Wahrheitsansprüche und warb für einen "Primat der Orthopraxie". Die guten Früchte seien entscheidend, theologische Dogmen sekundär. 
Alle diese Entwürfe kommen in der Betonung der negativen Theologie überein, dass die Wirklichkeit des Absoluten unerkennbar und unsagbar ist. Keine konkrete geschichtliche Offenbarung könne das Absolute in seiner Transzendenz einholen. Deshalb seien alle Religionen nur "Linsen" auf das unerkennbar ewige Eine. Der Wahrheitsanspruch des Christentums müsse depotenziert werden, es könne nicht beanspruchen, die einzig wahre Religion zu sein.
Gott hat nicht viele Gesichter, seine Gegenwart leuchtet nicht in Bruchstücken in den unterschiedlichen Religionen gleichermaßen auf, er bindet sich an die Gestalt und Geschichte Jesu, dessen Leben, Tod und Auferstehung in den Evangelien erzählt und in den paulinischen Briefen bezeugt wird.
Die Erklärung Dominus Iesus setzt hier einen Kontrapunkt und erinnert an das christliche Bekenntnis: "Jesus ist der Herr" (1Kor 2,3), "in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (Kol 2,9), er ist "der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6). Unter Aufbietung einer Fülle an biblischen Zitaten, kirchlichen Glaubensbekenntnissen und dogmatischen Lehrentscheidungen wird bekräftigt, dass in Jesus Christus Gott selbst nahegekommen ist.
Gott hat demnach nicht viele Gesichter, seine Gegenwart leuchtet nicht in Bruchstücken in den unterschiedlichen Religionen gleichermaßen auf, er bindet sich an die Gestalt und Geschichte Jesu, dessen Leben, Tod und Auferstehung in den Evangelien erzählt und in den paulinischen Briefen bezeugt wird. Das tut auch die Basisformel des Ökumenischen Rates der Kirchen, die von einer "Gemeinschaft von Kirchen" spricht, die "den Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen".
Entsprechend unterscheidet Dominus Iesus zwischen echtem Glauben an Jesus Christus und religiösen Überzeugungen in nichtchristlichen Religionen, gesteht aber zu, dass es in anderen religiösen Traditionen Momente des Heiligen und Wahren gibt, die so authentisch ausgeprägt seien, dass man davon lernen könne.
Und das Judentum?
Ein deutliches Defizit von Dominus Iesus besteht darin, dass die besondere Stellung des Judentums nicht vorkommt und die israeltheologische Wurzel der Christologie ausgeblendet bleibt. Jesus ist der Sohn einer jüdischen Mutter, er hat die Psalmen gebetet, die Propheten gelesen und die jüdischen Festtage mitgefeiert, das alles bleibt unerwähnt. Ohne den Hintergrund des Alten Testaments kann man Gestalt und Botschaft Jesu nicht verstehen. Diese israeltheologische Leerstelle ist ein Rückfall hinter die Erklärung Nostra Aetate, die nach dem Schrecken der Schoa die wurzelhafte Verbindung zwischen Israel und Kirche neu herausgestellt hat. Die Befürchtung jüdischer Stimmen, dass die Betonung der Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi als impliziter Aufruf zur Judenmission gedeutet werden könne, hätte umgehend pariert werden müssen.
Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat gezeigt, dass nur ein Drittel der Christen in Deutschland daran glaubt, dass Gott sich in Jesus Christus geoffenbart hat. Ein alarmierender Befund.
25 Jahre nach der Veröffentlichung von Dominus Iesus ist die Herausforderung des religiösen Pluralismus noch größer geworden – und wir votieren dafür, das Bekenntnis zu Jesus Christus wieder in die Mitte zu rücken. Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat gezeigt, dass nur ein Drittel der Christen in Deutschland daran glaubt, dass Gott sich in Jesus Christus geoffenbart hat. Ein alarmierender Befund. Ein Christentum ohne Christus, das sich gesellschaftlich allein durch karitatives Engagement oder durch moralisch-politische Einlassungen legitimiert, wird weiter erodieren.
Gegen den Triumphalismus
Die freundliche Empfehlung, dass alle Offenbarungsreligionen ihre Wahrheitsansprüche einklammern und zu humanen Praktiken anleiten sollten, nehmen wir nicht vorbehaltlos auf. Jan Assmanns Konzept der religio duplex etwa geht davon aus, dass es auf der einen Ebene die konkreten Religionen mit religiösen Überzeugungen, rituellen Praktiken und moralischen Weisungen gibt. Auf der anderen Ebene stehe das unbekannte All-Eine, das alle Religionen anzielen, ohne es zu erreichen. Diese undogmatische Sicht der Religion, die mit Lessing eine performative Wendung der Wahrheitsfrage empfiehlt, droht selber dogmatisch zu werden, wenn die Einklammerung der Wahrheit als letzte Wahrheit ausgegeben wird.
Das Bekenntnis zu Christus darf nicht triumphalistisch daherkommen, subtile Indoktrinationen oder gewaltförmige Praktiken der Glaubensweitergabe sind strikt abzulehnen.
Assmanns Religionskritik enthält aber einen wichtigen Anstoß, der im römischen Dokument Dominus Iesus fehlt. Das Bekenntnis zu Christus darf nicht triumphalistisch daherkommen, subtile Indoktrinationen oder gewaltförmige Praktiken der Glaubensweitergabe sind strikt abzulehnen. Die Art und Weise des Zeugnisses muss dem Inhalt des Bezeugten entsprechen. Statt die Rede von der definitiven Selbstoffenbarung in Christus in doktrinalem Ton zu proklamieren, ist sie in die heutigen Sprachwelten zu übersetzen. Das Evangelium ist ein Angebot, das frei angenommen oder eben abgelehnt werden kann. Der Glaube ist eine Option, kein Zwang. Jesus selbst hat seine Botschaft nicht mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt, sondern ist für sie bis zuletzt am Kreuz gewaltlos eingestanden.
Die Botschaft der Rechtfertigung
Die Kirchen wären gut beraten, in einer von Polarisierungsdynamiken bestimmten Gesellschaft das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, das im Ethos der Tora gründet, neu in Erinnerung zu rufen. Statt andere gnadenlos auf ihre Fehler zu fixieren, macht der Glaube an die Rechtfertigung des Sünders klar, dass jeder Mensch trotz seiner Fehler angenommen ist. Die Kirchen aber halten das Gedächtnis Jesu Christi präsent, ja in Gebet und Liturgie weisen sie in seine Gegenwart ein. Diese Gegenwart hat transformierende Kraft und ist in der Nachfolgepraxis zu bewähren. 
Wenn aber die Kirchen das Bekenntnis zu Christus abschwächen oder selbst nicht mehr ernst nehmen, werden sie ihrem Auftrag nicht gerecht. Denn an den Namen Jesu Christi ist die Botschaft der Rechtfertigung gebunden, die im Reizklima des Rechthabenmüssens wohltuende Unterbrechung bringt und den Frieden befördert, den eine von Krisen und Kriegen geschüttelte Welt als Heilmittel dringend nötig hat.