Er redete länger über den Köder als über den Mechanismus. Obwohl er auch ausführlich über die Wicklung der Spannfeder dozierte. Der Köder sei sogar noch wichtiger als der Schlagbügel. "Der Köder", rief er und zwickte sich in die Nasenspitze, "ist überhaupt das Allerwichtigste an der Mausefalle. Er muss stark duften und schwer sein, damit der Schädling fest genug daran zieht, um den Haken zu lösen, ohne die Trägerplatte zu verlassen. Sonst schnappt die Falle ins Leere."
Der Bibliothekar redete vom Nagetierbefall, bevor wir zum eigentlichen Thema unseres Zusammentreffens wechselten. Der nagende Wunsch des Bibliothekars war, "Angebote" zu entwickeln, die das christliche Erbe der Stätte "jungen Menschen von draußen" zugänglich machte. So eine herrliche Bibliothek für vier Mönche. Da geht doch mehr. Tja, so "von draußen." Tja, so für "junge Menschen." Und ganz wichtig: so "Angebote" halt.
Wäre dies dann ein erfolgreiches "kirchliches Angebot"? Wenn Menschen immer mehr und immer wieder weitere und vielleicht auch andere "kirchliche Angebote" konsumieren?
Angebote: Lustige Köder auswerfen, die Menschen "von draußen" … ja, was … "anlocken" oder "anbeißen" lassen sollen. Indirekt, nicht gleich mit Stundenbuch, Rosenkranz oder eucharistischer Anbetung, lieber so über Bande, damit man wohl nicht gleich merkt, womit man es zu tun hat. So softe Angebote.
Was will dieses Ködern von Menschen eigentlich bezwecken? Sollen die angelockten Personen so gebunden werden, damit sie immer mehr Angebote konsumieren – immer mehr Vorträge, Führungen, Podiumsgespräche, Fasten- und Besinnungskurse? Wäre dies dann ein erfolgreiches "kirchliches Angebot"? Wenn Menschen immer mehr und immer wieder weitere und vielleicht auch andere "kirchliche Angebote" konsumieren?
Hamlet, der Prinz von Dänemark, inszeniert in Shakespeares gleichnamiger Tragödie für die Mitglieder des Hofes ein Theaterstück. Eine Darbietung. Das Theaterstück im Theaterstück heißt "The Murder of Gonzago." Hamlet selbst nennt das Stück "The Mousetrap" und hofft, damit dem wahren Mörder seines Vaters eine Falle zu stellen, indem er die Reaktionen des Publikums beobachtet. Die Darbietung entlarvt Claudius als vom Gewissen geplagt: Dieser verlässt mitten im Stück den Saal und Hamlet weiß mit dem Publikum, wie es sich mit den Gewissen der Akteure verhält.
Menschenfischer oder Rattenfänger?
Zwischen Darbieten und Anbieten verläuft ein schmaler Grat. Stellt sich die Kirche mit ihren unzähligen "Angeboten" eine Falle? Sind diese "Angebote" häufig auch Ausdruck einer institutionellen Selbstentfremdung? Also die Selbstentfremdung einer Institution, die nicht weiß, vergisst oder verdrängt, was sie im Kern ist? Der es wichtiger ist, dass Kirche konsumiert wird – als Kirche zu sein?
Dabei ist ja das Angeln oder Fangen von Menschen (ἁλιεῖς ἀνθρώπων) gewissermaßen ein jesuanischer Grundauftrag, wie er beispielweise im Lukasevangelium (Lk 5,1-11) mitgeteilt wird. Fangen, aber nicht verfangen oder einfangen – so beteuern Theologen und Theologinnen schnell – stattdessen eher freundlich, im Sinne von "einladen" oder "gewinnen" oder "überzeugen". Eine kritische Theologie wird sicherlich hier auch schnell von der freiwilligen Hingabe, von der Freiheit des Menschen reden. Selbstverständlich und gut so.
Aber wie entkommt die Kirche mit ihren vielgestaltigen Institutionen der Falle, eine ködernde Anbieterin zu sein, mit der man interagiert, indem man ihre Angebote konsumiert? Die Kirche verkündet ja kein Produkt. Vielmehr ereignet sie sich als eine Gemeinschaft, eine Communio, die sich in der Adoration und im Dienst an den Nächsten veräußert, vielleicht auch verausgabt.