Magdalénien

ca. 19.000 – 12.000 v. Chr.

Begriff 1863 von E. Lartet eingeführt, nach seinen Grabungsfunden im Abri La Madeleine (Dordogne). Jüngste Kultur des Jungpaläolithikums, Verbreitung in SW-Europa (Nordspanien, Frankreich) und in der eisfreien Tundra des nördlichen Mitteleuropa. Die nomadisierende Wirtschaftweise beruhte auf Jagd großer Herden (Wildpferd- und Ren), untergeordnet in SW-Europa auch Rothirsch. Großwild wie Mammut und Wollnashorn waren dagegen durch Überjagung bereits fast ausgerottet und nach Osteuropa abgedrängt.

Die traditionelle Stufengliederung I-VI (H. Breuil 1912) beruhte auf der Typologie der Geschossspitzen und ist heute nur noch forschungsgeschichtlich von Interesse, da das M 0-II in Nordspanien nicht vorkommt. Heutige Gliederung in Magdalénien inférieur incl. Badegoulien (Breuil 0-III; ca. 19.300 – 14.700 cal. BC), Magdalénien moyen (Breuil IV, ca. 14.700 – 13.400 cal. BC) und Magdalénien supérieur/ final (Breuil V-VI, ca. 13.400/ 14.000 – 12.000 cal. BC).

Neben Höhlen und Abris sind auch Freilandsiedlungen nachgewiesen, mit hautbespannten Zelten von bis zu 8m Durchmesser. Gekocht wurde in mit Tierhaut ausgelegten Gruben, deren Inhalt mit Kochsteinen erhitzt wurde. In den Siedlungen gibt es in einigen Fällen Bestattungen mit Beigaben und reicher Ockerbestreuung.

Inventar:

In der ältesten Stufe (Badegoullien) sind die Steingeräte wenig hochwertig; später ähneln sie Formen des vorausgehenden Gravettiens. Eine Sonderform findet sich im Papageienschnabelstichel. Erstmals Harpunen und Widerhakenspitzen aus Knochen, Geweih oder Silex. Diese werden als Speerprojektile gedeutet, die mit der Speerschleuder geworfen wurden (Höhepunkt M III-IV). Zeit der gewaltigsten Höhlenmalereien (z.B. Lascaux, Altamira). Kleinkunst (Stein, Knochen, Geweih, Elfenbein) universal verbreitet und z.T. über große Distanzen transportiert. Auffällig für das M. ist die Vorliebe für Schmuck aus Tierzähnen, Perlen und Muscheln. In der Steinindustrie erste Mikrolithen. Nachfolger des M. waren in Nordeuropa die Hamburger Kultur und  Federmessergruppen.

Autor: Leif Steguweit