Marc Aurel, der oft als „Philosoph auf dem Kaiserthron” bezeichnet wird, war tief von der Philosophie der Stoa geprägt. Ihre Ideen leiteten ihn sein ganzes Leben lang und prägten seine Persönlichkeit. Er kam bereits in jungen Jahren mit dieser Lehre in Kontakt, da sie fester Bestandteil der Ausbildung der römischen Oberschicht war.
Wesentliche Merkmale des stoischen Lebens und ihre Auswirkungen auf Marc Aurels Herrschaft waren die Kontrolle der eigenen Emotionen. Dies war ein Kernmerkmal des stoischen Lebens und passte gut zum Selbstverständnis der römischen Elite. Ein weiteres wesentliches Merkmal der Stoa ist der Dienst für die Gemeinschaft, und Marc Aurels Pflichtbewusstsein wird als eine seiner prägnantesten Eigenschaften hervorgehoben.
Umgang mit Krisen: Während seiner 19-jährigen Herrschaft musste Marc Aurel zahlreiche Krisen meistern, darunter den Krieg gegen die Parther, die Antoninische Pest und die Markomannenkriege. Er stellte sich diesen Herausforderungen erfolgreich und mit dem ihm eigenen Pflichtbewusstsein. In diesen Krisenjahren hätte Rom vermutlich keinen besseren Kaiser haben können.
Man schätzte an ihm die gewissenhafte Erfüllung seiner kaiserlichen Pflichten, zu denen seine effektive Kriegsführung und sein respektvoller Umgang mit der politischen Oberschicht gehörten. Obwohl er der Philosophie zugeneigt war, verbrachte er viele Jahre fern von Rom in Feldlagern an der Front, wo er schließlich auch starb.
Sein schriftliches Werk, die „Selbstbetrachtungen”, entstand vermutlich in den Feldlagern an der Donau und verdeutlicht Marc Aurels Anspruch, nach den Regeln der Stoa zu leben. Die Aufzeichnungen bieten einen einzigartigen Einblick in die persönlichsten Gedanken des Kaisers, gehören heute zur Weltliteratur und finden mit ihren stoischen Leitsätzen und Reflexionen in vielen Ratgebern und modernen philosophischen Strömungen Verwendung.
Weitere Einblicke in das Leben des "Philosophenkaisers" in der ANTIKEN WELT 4/2025
Die Texte im Titelthema erörtern das Leben und die Herrschaft des römischen Kaisers Marc Aurel, der als „Philosoph auf dem Kaiserthron“ bekannt war, umfassend. Sie behandeln seine Anfänge als Thronfolger, seine familiären Verbindungen und die Widerstände, denen er sich gegenübersah. Ein wesentlicher Fokus liegt auf den Markomannenkriegen, die an der Nordgrenze des Reiches tobten, sowie auf der verheerenden Antoninischen Pest, die das Imperium zur selben Zeit heimsuchte. Dabei wird die Rolle des Arztes Galen bei der Dokumentation der Epidemie hervorgehoben. Darüber hinaus wird Marc Aurels Beziehung zu Griechenland beleuchtet, insbesondere zu Eleusis und Athen, einschließlich seiner Förderung philosophischer Schulen.