Der Ludus Chimairae
Im September 2019 hat sich die Truppe in Münster bei Dieburg niedergelassen. Die Gründungsmitglieder sind Studierende und ehemalige Studierende der Archäologie der Goethe-Universität Frankfurt. Zum Gladiatoren-Bühnenkampf kamen sie über einen Workshop der Uni im Jahr 2017, geleitet vom Archäologen, Kunsthistoriker und ausgebildetem Bühnenkampfmeister Mathias Kunzler, der in einem Auftritt auf der Saalburg im Sommer 2017 gipfelte.
Bewaffnet mit Schwert, Schild, Speer, Dreizack und Netz versuchen sie möglichst detailgetreu Ausrüstung und Kampfstil der Gladiatoren wiederzugeben. Leider gibt es dazu relativ wenige antike Schriftquellen, jedoch kann man sich an Darstellungen zum Beispiel auf Mosaiken orientieren.
In ihrem Training wollen sie jedoch nicht nur Kämpfe einstudieren und üben, sondern sich auch mit der Geschichte und der Herkunft der Gladiatur beschäftigen. Einmal im Monat halten sie dazu eine Theorieeinheit.
In dem praktischen Teil des Trainings üben und erarbeiten sie neue Choreographien ihrer Kämpfe. Aber auch Freikampf gehört dazu, wobei dabei gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.
Der dritte Teil des Trainings beinhaltet die Herstellung der Ausrüstung.
Die Ausrüstung
Jede der Gladiatorengattungen hat ihre eigene Ausrüstung. Die meisten tragen Schilde, die es in diversen Größen und Formen gibt sowie gesteppte Polsterungen.
Im Gegensatz zur Antike kämpfen die Gladiatoren des Ludus Chimairae teils in mehreren Gattungen. Dies führt auch zu einem Bedarf an verschiedener Ausrüstung.
Fast alles, was nicht geschmiedet werden muss, stellen die Gladiatoren selbst her. Doch nicht nur um Kosten zu sparen, sondern auch um der Ausrüstung Individualität zu verleihen und sie an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Vor allem die großen Schilde (scuta) sind dabei sehr prominent.
Die antiken Schilde wurden aus mehreren Lagen von Holzlatten verleimt und dann in Form gebogen. Um diesen enormen Arbeitsaufwand ein wenig zu minimieren, benutzen sie heute Kiefersperrholzplatten. Diese werden in mehreren Lagen verleimt und mit Leinen- oder Baumwolltuch umwickelt.
Um die Schilde in ihre charakteristische Form zu biegen, werden sie danach in eine eigens angefertigte Schildpresse gespannt. Davor muss jedoch noch der Schildbuckel befestigt werden, hinter dem sich auf der Innenseite meist der Griff versteckt.
Die gebogene Form dient zum Ableiten von Angriffen, um zu vermeiden, dass Waffen im Schild stecken bleiben. Der Schildbuckel schützt die Hand des Trägers. Sowohl das wuchtige scutum, als auch die beiden kleineren Schilde parmula und hoplon sind nicht nur reine Schutzwaffen, sondern werden auch durchaus offensiv eingesetzt.
Bemalt werden die Schilde nach eigenen Vorlieben, die meisten der Mitglieder entscheiden sich jedoch für antike Vorbilder.
| Autor: Jonathan Lautenschläger
Weitere Informationen zum Ludus Chimairae finden Sie hier.
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Die ANTIKE WELT widmet sich einem der populärsten Themen der Antike: den Gladiatoren. Neufunde der letzten Jahre, naturwissenschaftliche Methoden und veränderte Fragestellungen haben auch das Interesse der Wissenschaft wieder vermehrt auf das Phänomen der Spiele in den römischen Amphitheatern gelenkt. Daher kann die Redaktion Ihnen in Zusammenarbeit mit der großen Sonderausstellung «Gladiator – Die wahre Geschichte» im Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig neueste Forschungsergebnisse und spannende Befunde präsentieren.
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