Die Planungen der Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Pflegeheim an der Eisenbahnstraße in Kenzingen (Landkreis Emmendingen) zu sanieren und zu erweitern, machten eine archäologische Rettungsgrabung notwendig. Der Grund war, dass sich unter der Erde im geplanten Baubereich archäologische Kulturdenkmale befanden. Im Bereich des Erweiterungsbaus wurden Reste der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Bebauung sowie Reste des 1657 bis 1662 errichteten Klosters erwartet. Die mit Unterbrechungen ab Ende März von der Firma E&B excav durchgeführte und vom Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart fachlich begleitete Untersuchung wurde am Montag, 30. Juni 2025, beendet.
Erwartungsgemäß kamen im Bereich der ehemaligen Hofareale gewerbliche Spuren – darunter eine mittelalterliche Schmiedeesse (Feuerstelle zur Erwärmung von Metallteilen beim Schmieden) – zutage. Die eigentliche Überraschung war allerdings ein gedeckter Kanal, der ein Teil des Stadtbachsystems von Kenzingen war. Der Befund belegt, dass die Goldgasse und Spitalgasse bis ins Spätmittelalter parallel zur Eisenbahnstraße bis zur Stadtmauer führten. In jeder Gasse floss ein Arm des Stadtbachs, der in den Stadtgraben und in die Kleine Elz entwässerte.
Unerwartet wurde auch westlich der ehemaligen, um einen Hof gruppierten Konventsbauten, ein weiterer Gebäudetrakt um einen Innenhof erfasst. Offenbar war das gesamte Areal zwischen Eisenbahnstraße und Klostergasse vom Franziskanerkloster überbaut. Das 1662 geweihte Kloster veränderte damit maßgeblich die älteren, in die Zeit der Stadtgründung Mitte des 13. Jahrhunderts zurückreichenden, Baustrukturen.
Meldung Regierungspräsidium Stuttgart