Neuer Fund verbindet den Sutton-Hoo-Helm mit Dänemark

Ein auf der dänischen Insel Tåsinge gefundener Stempel weist darauf hin, dass der ikonische Helm aus Sutton Hoo in England im südfünischen Inselmeer hergestellt worden sein könnte.

Peter Pentz, Kurator im Dänischen Nationalmuseum, mit der Patrize aus Tåsinge.
Peter Pentz, Kurator im Dänischen Nationalmuseum, mit der Patrize aus Tåsinge.© John Fhær Engedal Nissen, Dänisches Nationalmuseum

Der Helm von Sutton Hoo ist einer der symbolträchtigsten Funde Großbritanniens. Bisher wurde angenommen, dass der Helm aus Uppland in Schweden stammt. Dort wurden Helme gefunden, die mit berittenen Kriegern verziert waren, wie eines der Motive auf dem Helm.

Motiv eines reitenden Kriegers auf  der Patrize, gefunden auf Tåsinge im südfünischen Inselmeer in Dänemark
Motiv eines reitenden Kriegers auf der Patrize, gefunden auf Tåsinge im südfünischen Inselmeer in Dänemark Mads Lou Bendtsen, Dänisches Nationalmuseum.
Der neue Fund von Tåsinge weist jedoch eine auffallende Ähnlichkeit mit einem der Motive auf dem Helm von Sutton Hoo auf, was unser Verständnis der Ursprünge des Helms und der Machtverhältnisse in Nordeuropa um 600 n. Chr. verändern könnte.

Der Helm wurde zu Beginn des 7. Jahrhunderts im Südosten Englands als Teil einer aufwendigen, königsgleichen Schiffsbestattung beigesetzt. Er kam erst wieder ans Tageslicht, als er 1939 bei archäologischen Ausgrabungen in der Region entdeckt wurde. Der Helm war in Hunderte von Stücken zerbrochen, doch Experten gelang es, die Fragmente wieder zusammenzusetzen, darunter auch das Motiv eines berittenen Kriegers mit einem unter dem Pferd liegenden Mann.

Dasselbe Motiv wurde nun nach Tåsinge im Südfünischen Inselmeer zurückverfolgt, wo ein Sondengänger eine besondere Art von Stempel, eine sogenannte Patrize, gefunden hat. Eine dünne Metallplatte wurde auf die Patrize gelegt und dann gehämmert, um das gleiche Motiv auf dem Metall zu erzeugen. Der Stempel wurde dem Svendborger Museum übergeben und von dort an das Dänische Nationalmuseum geschickt, wo er von Kurator Peter Pentz eingehend untersucht wurde.

Motiv eines reitenden Kriegers vom Sutton Hoo-Helm.
Motiv eines reitenden Kriegers vom Sutton Hoo-Helm. Goran tek-en, Wikipedia, Lizenz CC-BY-SA 4.0.
Vergleicht man das Motiv auf der neu entdeckten Patrize von Tåsinge mit dem berittenen Krieger auf dem Helm von Sutton Hoo und den schwedischen Motiven, so wird deutlich, dass die Patrize von Tåsinge dem Motiv auf dem Helm viel näher kommt als die schwedischen Motive.

Ähnlichkeiten finden sich in Details wie der Manschette am Handgelenk des Kriegers, den Haaren des Kriegers, dem mandelförmigen Geschirr auf dem Kopf des Pferdes, seinen Zügeln, dem Schwert, das unter dem Schild des Kriegers hervorlugt, und den „Ballen“ oder Kreisen an den Füßen des liegenden Mannes. Die schwedischen Gegenstücke zeigen ein Wildschwein oder einen Raubvogel auf dem Helm, was weder auf dem Helm von Sutton Hoo noch auf dem neuen Fund von Tåsinge zu sehen ist.

Laut Peter Pentz, Kurator des Dänischen Nationalmuseums, könnte dies bedeuten, dass der berühmte Helm eher in Dänemark als in Schweden hergestellt wurde: "Der Sutton-Hoo-Helm genießt weltweit Kultstatus. Für die Briten ist er ein Nationalschatz, vergleichbar mit dem Sonnenwagen für die Dänen. Es wäre sensationell, wenn dieser Helm, der offensichtlich von einer bedeutenden Person, möglicherweise einem König, getragen wurde, in Tåsinge hergestellt worden wäre. Dies deutet auf eine mögliche dänische Verbindung zum Helm hin, aber auch zu der Person, die ihn trug und mit ihm begraben wurde."

Peter Pentz fand weitere Gemeinsamkeiten zwischen der Patrize von Tåsinge und einem anderen Helmfragment aus Sutton Hoo, die ihn zu der Vermutung veranlassten, dass sie nicht nur aus der gleichen Region stammen, sondern auch von der gleichen Gruppe von Handwerkern hergestellt wurden. Ein geplanter 3D-Scan soll die auffälligen Ähnlichkeiten genauer untersuchen und Klarheit bringen. Sollte der Helm von Sutton Hoo tatsächlich in oder um Tåsinge hergestellt worden sein, würde dies das bisherige Verständnis der Rolle Dänemarks im Machtgleichgewicht Nordeuropas um 600 verändern.

Meldung Dänisches Nationalmuseum

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