Sein und ZeichenZur karolingischen Eucharistiekontroverse

Zusammenfassung / Summary

Im Anschluss an die semiologischen Beobachtungen des evangelischen Literatur- und Medienwissenschaftlers Jochen Hörisch zum Abendmahl geht es im vorstehenden Beitrag um eine zeichentheoretische relecture der Karolingischen Eucharistiekontroverse. Der zeichentheorertische Aspekt der Kontroverse spielte in der theologischen Forschung zur Eucharistiekontroverse des 9. Jahrhunderts (Josef Rupert Geiselmann, Hans Jorissen) bislang keine zentrale Rolle, hat unter historischen Mediävisten in den letzten Jahre aber zunehmend Aufmerksamkeit gefunden. Sowohl Paschasius Radbertus als auch Ratramnus berufen sich auf die Zeichentheorie Augustins sowie auf den Begriff figura bei Ambrosius, interpretieren sie aber ganz unterschiedlich. Nach einer kurzen einführenden Darstellung der Zeichentheorie Augustins in „De doctrina christiana“, folgt ein Überblick zu Entstehung und Ablauf der Karolingischen Eucharistiekontroverse. Danach wird gezeigt, wie Radbertus und Ratramnus hinsichtlich der Frage nach der Wirklichkeit der Eucharistie das Verhältnis von Sein und Zeichen bestimmen. Radbertus sieht sich mit seinem realistischen Verständnis eucharistischer Signifikation als den besseren Interpreten Augustins und seines Lehrers Ambrosius, während er Ratramnus vorwirft, die Verba Testamenti als figurata locutio symbolistisch zu interpretieren. Die Frage der eucharistischen Signifikation steht auch im Zentrum der Kontroverse zwischen Berengar von Tour und Lanfrank von Bec sowie des evangelischen Abendmahlsstreits zwischen Martin Luther und Huldrych Zwingli.

Following the semiological observations made by the evangelical literary and media scientist Jochen Hörischs concerning the Lord’s Supper, the foregoing article deals with a sign-theoreticel relecture of the Carolingian eucharistic controversy. Until now, the sign-theoreticel aspect of the controversy has not played a central role in theological research on the eucharistic controversy of the ninth century (Josef Rupert Geiselmann, Hans Jorissen), though it has gained increasing attention among mediaevalists. Both Paschasius Radbertus and Ratramnus invoke Saint Augustine’s sign-theory as well as the term figura found in the writings of Saint Ambrose. After a brief introduction into Augustine’s sign-theory as presented in De doctrina christiana, an overview is given on the emergence and the development of the Carolingian eucharistic controversy. It is then shown how Radbertus and Ratramnus each determine the relation between being and sign with regard to the reality of the Eucharist. With his realistic understanding of eucharistic signification, Radbertus sees himself as the superior exegete of Augustine and his teacher Ambrose, while accusing Ratramnus of interpreting the verba testamenti symbolistically as figurata locutio. The question of the eucharistic signification also lies at the heart of the controversy between Berengar of Tours and Lanfranc of Bec, as well as the Protestant eucharistic controversy between Martin Luther and Huldrych Zwingli.

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