Václav Havels geistiger Weg

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" druckte in seiner Ausgabe vom 25. Oktober 1999 ein Gespräch mit dem international angesehenen Zeithistoriker Timothy Garton Ash aus Oxford über die Situation Europas an der Jahrhundertwende. Die Redakteure begannen das Gespräch mit der Frage, wer "der bedeutendste europäische Staatsmann am Ende dieses Jahrhunderts sei"? Garton Ash antwortete:

"Václav Havel, für mich immer noch eine leuchtende Gestalt. Er hat eine überzeugende Vision von einer fundamental liberalen Ordnung für Europa und darüber hinaus. Er denkt in langfristigen Perspektiven, was sonst kaum jemand in Europa tut. In diesem Sinn war auch Helmut Kohl ein Staatsmann."

Eine zusammenfassende Beschreibung seiner Vision einer "liberalen", auf Freiheit beruhenden Ordnung hat Havel in einer Ansprache gegeben, mit der er sich am 4. Juli 1994 in der "Independance Hall" von Philadelphia für die Verleihung der "Philadelphia Liberty Medal" bedankte. In ihr bezeichnete er die Gegenwart als "postmoderne" Übergangszeit, deren politisches Hauptproblem durch den Zusammenbruch zweier weltweiter Imperien, des kolonialistischen und des kommunistischen, sichtbar geworden sei. Jetzt gehe es darum, eine Form für die Koexistenz der verschiedenen Kulturen, Völker, Rassen und religiösen Sphären innerhalb einer einzigen, in sich verbundenen Zivilisation zu finden. Eine Lösung dieser Aufgabe sei aber nicht möglich ohne Orientierung an einer großen, dem Menschen vorgegebenen Ordnung. Von deren Existenz seien die Menschen früher allgemein überzeugt gewesen. Die in vieler Hinsicht ungemein erfolgreiche moderne Wissenschaft habe diese dann weitgehend verschwinden lassen. Doch die postmoderne Wissenschaft habe mit ihrer Wiederentdeckung begonnen.

Havel verwies insbesonders auf Wege zur Erkenntnis der Ordnung im Universum und in der irdischen Natur, die durch die These vom "anthropischen kosmologischen Prinzip" und die "Gaia-Hypothese" aufgezeigt wurden. Schon habe die Bildung eines neuen Bewußtseins begonnen, für das nicht mehr die maschinenhaften Züge der Welt maßgeblich seien, sondern diejenigen, die sie als ein Zusammenhang von aus Freiheit kommenden Wundern erscheinen lassen. Deren Anerkennung sei gerade auch für Politiker notwendig:

"Politiker mögen bei internationalen Foren tausendmal wiederholen, daß die Grundlage der neuen Weltordnung die umfassende Achtung der Menschenrechte sei, aber das bedeutet nichts, solange diese Forderung nicht getragen wird von der Achtung vor dem Wunder des Seins, dem Wunder des Universums, dem Wunder der Natur, dem Wunder unserer eigenen Existenz."1

Das Wunder der menschlichen Existenz wurde, wie Havel meinte, einst durch die in Philadelphia verabschiedete Unabhängigkeitserklärung gefeiert. Jetzt müsse diese ergänzt werden durch einen Rückbezug auf den Schöpfer des Menschen:

"Nur wer die Autorität der universellen Ordnung und der Schöpfung anerkennt, wer das Recht, Teil von ihr und Teilhaber an ihr zu sein, würdigt, kann in echter Weise sich selbst und seine Nachbarn würdigen und so auch deren Rechte ebenfalls ehren. Die Unabhängigkeitserklärung, die vor 218 Jahren in diesem Gebäude verabschiedet wurde, stellt fest, daß der Schöpfer dem Menschen das Recht zur Freiheit gab. Es scheint, daß der Mensch diese Freiheit nur dann verwirklichen kann, wenn er den Einen nicht vergißt, der ihn mit ihr betraute."

Diese Worte hätte Havel nicht immer schon sprechen können. Sie gründen in Einsichten, zu denen er in einem langsamen und mühseligen Prozeß gelangt war. Während dieser Zeit mußte er die schmerzhafteste Einschränkung seiner persönlichen Freiheit erleben. An der kommunistischen Ideologie orientierte Machthaber hatten ihn verfolgt und ins Gefängnis geworfen. Im Nachhinein ist zu erkennen, daß ihm gerade die Situation des Häftlings bei der Entdeckung der Ordnungszüge eine entscheidende geistige Hilfe bot. Wichtig war aber auch der Weg, der ihn in diese Situation geführt hatte.

Ein Versuch, in der Wahrheit zu leben

Im Jahre 1936 geboren, war Václav Havel unter der Einwirkung des kommunistischen Regimes aufgewachsen, das nach dem Zweiten Weltkrieg in seinem Heimatland die Herrschaft übernommen hatte. Die Indoktrination hatte zur Folge, daß er sich die marxistisch-leninistische Ideologie zu eigen machte. Dabei stammte er aus einer einst vermögenden, dann von den Kommunisten enteigneten Familie und wurde, als er 1951 die Grundschule beendete, selbst als Kapitalistensohn behandelt: Das Gymnasium blieb ihm versperrt. Fünf Jahre lang übte er nun eine praktische Tätigkeit als Laborant aus, aber dann gelang es seiner Mutter, ihn auf einem der Abendgymnasien unterzubringen, die zur Weiterbildung neuernannter Arbeitsdirektoren eingerichtet worden waren. Ausgerechnet in dieser für seine Eltern "schlimmsten Zeit" gab er sich, wie er später bekannte, ihnen gegenüber "kämpferisch 'antibürgerlich'"2, denn er war überzeugt, daß man auf der Seite der Unterdrückten und Ausgebeuteten stehen müsse.

Nach seiner Militärdienstzeit blieben Havels Versuche, zu einem geisteswissenschaftlichen Studium zugelassen zu werden, vergeblich. Schließlich fand er 1960 eine Anstellung an einem kleinen Prager Theater, die acht Jahre andauerte. Hier übte er "die unterschiedlichsten Funktionen" aus, "vom Kulissenschieber über Beleuchter, Sekretär, Lektor, bis hin zum Dramaturgen"3. Die Arbeit am Theater regte ihn an, auch selbst erste Stücke zu verfassen, die 1963 und 1964 herauskamen. Sie waren unpolitisch und hatten Erfolg, sogar international. Diesem Umstand verdankte er es, daß er zur Mitarbeit in der Redaktion einer neugegründeten, für jüngere Schriftsteller gedachten Zeitschrift eingeladen wurde.

Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit kam er nun mit jener Bewegung von sogenannten Reformkommunisten in Kontakt, die im Jahre 1968 die vorübergehende Liberalisierung des "Prager Frühlings" bewirkte. Einmal meldete er sich öffentlich mit einem großen Artikel zu Wort. Darin vertrat er eine These, die über die Ansichten der Reformkommunisten bereits hinausging: man dürfe sich mit einer Verbesserung des Einparteiensystems nicht begnügen, sondern müsse auch die Möglichkeit zur Gründung einer legalen Oppositionspartei bieten.

Nach der Niederschlagung der Reformbewegung durch die Armeen der "sozialistischen Bruderländer" schloß sich Havel einer Gruppe von Intellektuellen an, die gegen die von Gustav Husák geführte Politik der Entliberalisierung mit einem Manifest "Zehn Punkte" protestierte. Für ihn hatte das die Folge, daß in seinem Heimatland ein Publikations- und Aufführungsverbot über ihn verhängt wurde. Damit konnte jedoch nicht verhindert werden, daß er mit Büchern und Aufführungen im Ausland weiterhin sehr erfolgreich war. Bei seinen Bühnendichtungen folgte er nun dem Trend des "absurden Theaters": In seinen Stücken stellte er Menschen dar, die zu einem sinnlosen Funktionieren gezwungen sind.

Eine gewisse Wirkung vermochte er allerdings doch auch in seiner Heimat auszuüben. Er richtete nämlich an den Staatspräsidenten Husák einen offenen Brief, der von Freunden kopiert und verteilt wurde. Darin gab er eine Analyse des Lebens in einem kommunistischen Land, die zu der Folgerung führte, daß die gegenwärtige Macht der Staatsführung auf der Angst der Bürger beruhe. Allein durch seine Existenz zeigte der Brief zugleich an, daß die Angst überwindbar und die Reichweite der Staatsmacht also nicht unbegrenzt war.

Wichtig wurde für Havel dann die Schlußakte der KSZE-Konferenz, zumal auch die tschechoslowakische Regierung diese Menschenrechtserklärung unterschrieb. Als die Mitglieder einer Rockgruppe einzig deshalb verhaftet und verurteilt wurden, weil ihre Musik verschiedenen Parteibonzen mißfiel, ergriff Havel zusammen mit einigen Freunden die Initiative zur Verabschiedung einer "Charta 77", einem Manifest, das die Wahrung der Menschenrechte und die Gewährung bürgerlicher Freiheiten forderte. Daraufhin wurde Havel im März 1977 inhaftiert und bis Mai festgehalten. Wenn er dann freigelassen und etwas später zwar zu 14 Monaten Gefängnis zur Bewährung verurteilt wurde, so hing das mit einem Gesuch zusammen, das er in der Haft verfaßt hatte. Die Behörden erweckten in der Öffentlichkeit die Meinung, er habe sich von der "Charta 77" losgesagt. Dieser Vorgang hat Havel, wie noch zu sehen sein wird, sehr beschäftigt.

Havel gab seine Tätigkeit zugunsten der Menschenrechte jedoch nicht auf. Im Mai 1979 wurde er zusammen mit einigen Freunden abermals verhaftet und im Oktober zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Man legte ihm nahe, wieder ein Gesuch zu schreiben - dann habe er die Aussicht, sogar nach Amerika fahren zu dürfen, wo er sich ganz dem Theater widmen könne. Dieses Mal sagte Havel nein. Er wollte nicht, daß seine Freunde an ihm irre würden und meinten, er habe die gemeinsame Sache der Menschenrechte verraten. Insofern nahm er die Gefängnishaft freiwillig auf sich - für seine Freunde. Die Strafe wurde gegen Ende um wenige Monate verkürzt, weil er zu diesem Zeitpunkt lebensgefährlich erkrankt war und man vermeiden wollte, daß die Weltpresse von seinem Tod im Gefängnis berichten würde. Das waren die Bedingungen, unter denen Havel zu seinen Entdeckungen von der Weltordnung gelangte.

Eine wichtige Vorüberlegung hatte er bereits 1978 nach seiner Entlassung und vor der erneuten Verhaftung angestellt. Sie fand ihren Niederschlag in einem großen Essay "Versuch, in der Wahrheit zu leben" (der übrigens bereits 1980 in deutscher Übersetzung erschien4). Darin bemühte sich Havel, die Eigenart der Gewaltherrschaft, der man in einem Staat mit kommunistischem Regime ausgesetzt war, besser zu verstehen. Er stellte fest, daß diese sich von einer klassischen Diktatur in verschiedener Hinsicht unterscheide.

Am wichtigsten erschien ihm der Umstand, daß die traditionellen Diktaturen aufgrund mehr oder weniger zufälliger gesellschaftlicher Konstellationen weitgehend spontan entstanden, während eine kommunistische Diktatur immer Folge des Kampfes einer seit langem, seit dem 19. Jahrhundert tätigen internationalen Arbeiterbewegung und der in ihr entwickelten Überzeugungen war. Diese verträten den Anspruch, über eine wissenschaftlich verbürgte Wahrheit vom Wesen des Menschen, seiner Herkunft, seiner gegenwärtigen Aufgabe und seiner Zukunft derart zu verfügen, daß der einzelne Genosse bei gesellschaftlichen Problemen jeder persönlichen Verantwortung enthoben sei. Das habe zur Folge, daß ein Wesenszug des Menschen, sein Gewissen, zugedeckt werde. Das Leben aber sei nichts Starres, vielmehr bringe es immer wieder neuartige Situationen hervor und beziehe Menschen in diese ein. Dann werde das Gewissen wieder aufgeweckt. Von ihm lerne der Mensch, was es heißt, in der Wahrheit zu leben. Zugleich erweise sich die Welt der Ideologie als beherrscht von der Lüge. In dem Maß, in dem diese Erkenntnis um sich greife, verliere die kommunistische Diktatur den Boden unter den Füßen. Eines Tages werde sie zusammenbrechen, nicht infolge eines gewaltsamen Angriffes von außen, sondern infolge ihrer eigenen Schwäche.

Havel wußte natürlich nicht, wann dieser Tag kommen würde. Wohl aber wußte er, daß er selbst nun für das Leben in der Wahrheit eintreten müsse, auch dann, wenn das den Gang ins Gefängnis zur Folge hatte.

Die drei Horizonte

Die Zeit im Gefängnis nutzte Havel zum Nachdenken über seine eigene Situation und über diejenige der gegenwärtigen Menschheit. An den arbeitsfreien Wochenenden fixierte er seine Überlegungen in einem Brief an seine Frau - vier Seiten standen ihm jede Woche zur Verfügung. In diesen Briefen nahm seine Vision von einer mit Freiheit verbundenen Ordnung nach und nach Gestalt an5.

Unmittelbar mußte Havel feststellen, daß das Leben im Gefängnis bestimmt war vom Zusammengepferchtsein mit Leidensgenossen, von schwerer körperlicher Arbeit, von ständiger Überwachung und einem weitgehenden Verlust des Privaten. Als besonders bedrückend empfand er den Umstand, daß das Gefängnis auch in sein Inneres eindrang. Allmählich bildete sich bei ihm das Empfinden, daß die Gefängniswelt sich nicht nur, wie selbstverständlich, in den äußeren Verhältnissen von der Welt des Draußen unterschied, sondern auch im Geistigen. Diese hatte er als ein "Zuhause" erlebt, als eine "mütterliche Umgebung", die "irgendwie von selbst allem, was ich tat, Sinn" verlieh. Und er begriff, "daß der Mensch ... mit allem, was er tut, sich auf etwas bezieht, auf etwas außerhalb seiner selbst, auf irgendeinen persönlichen existentiellen Horizont. Er tut alles eigentlich auf dem Hintergrund dieses Horizontes, der sein Tun definiert und ihm Sinn gibt" (73)6.

Danach wurde ihm deutlich, daß auch das Leben im Gefängnis auf einen Horizont bezogen ist, allerdings auf einen anderen. Ein Zuhause bietet er nur scheinbar, den einzelnen treibt er in geistige Isolierung, und allen Sinn schließt er aus. Der Gefängnisaufenthalt zeigt also, daß sich das menschliche Leben innerhalb von zwei tief verschiedenen Horizonten vollziehen kann.

Nachdem Havel diese Unterscheidung getroffen und den ersten Horizont als Bereich von Isoliertheit und Sinnlosigkeit, den zweiten als einen solchen des Zuhause bei vertrauten Mitmenschen und der Sinnerfülltheit gedeutet hatte, stellte er sich die Frage, woher der im zweiten Horizont erscheinende Sinn eigentlich komme. Klar war, daß er nicht aus dem Ich hervorgeht; denn sonst könnte er ja auch im ersten Horizont erscheinen, und das ist nicht der Fall. Aber auch die Mitmenschen, auf die man im zweiten Horizont bezogen ist, können nicht die Urheber des Sinns sein; denn im Verlauf eines Lebens pflegen die Personen, bei denen man zu Hause ist, zu wechseln, aber die Sinnhaftigkeit des Lebens hält an. Es muß also jenseits eines jeden konkreten Horizontes noch einen dritten geben, der in dem zweiten aufleuchtet wie in einem Lampenschirm die Lichtquelle oder wie zum Beispiel für einen Bahnreisenden in jedem konkreten Horizontbild das Horizonthafte überhaupt:

"Die Horizontlinie verbirgt sich, öffnet sich, ändert sich auf jede erdenkliche Weise, aber der Horizont selbst bleibt und dauert, unabhängig von diesem Verbergen und diesen Veränderungen - so verbirgt sich auch hinter diesem konkreten existentiellen Horizont (im Moment von der Mauer verborgen, aber desto lebendiger innerlich erfahren) noch irgendein weiterer - eigentlich 'dritter' - Horizont. Er ist... am abstraktesten, am verborgensten und am schwersten zu erfassen, gleichzeitig aber paradoxerweise der sicherste (er dauert an, auch wenn alles Konkrete zusammenstürzt), und er ist der letzte und absolute (als absoluter Horizont aller Lebensrelativitäten)" (74).

Die Erfahrung des Lebens im Gefängnis regte Havel zum Entwurf eines neuen Denkmodells zur Deutung des Menschseins an. Unmittelbar war ihm dies gewiß deshalb wichtig, weil es eine grundsätzliche Korrektur der marxistisch-leninistischen Weltanschauung erlaubte. Was dem Leben Sinn gibt, ist dem Modell zufolge nicht eine von Menschen ausgedachte Ideologie, sondern ein Zusammenhang, der ohne Zutun der Menschen für sie erscheint. Wenn Havel später der Wissenschaft eine so hohe Bedeutung auch für die Politik zumaß, so weil er überzeugt war, daß sie in der Lage sei, diesen Zusammenhang im einzelnen und im ganzen weiter zu erforschen und zu beschreiben.

Schon nach seiner ersten Entdeckung fragte er sich, ob nicht auch er selbst über diesen Zusammenhang noch weiteres zu sagen vermöge? Er vermerkte, daß der absolute Horizont von vielen Menschen als "Gott" erlebt werde. Bei ihm war dies, wie er feststellte, jedoch nicht der Fall. Als ihm aus seinem Freundeskreis, in dem die an seine Frau gerichteten Briefe kursierten, die Frage übermittelt wurde, warum er denn ein so intellektuelles Wort gebrauche und dem überlieferten immerzu ausweiche, erklärte er, daß eine "Nähe zu christlichem Fühlen" bei ihm durchaus bestehe, mehr aber nicht. Denn ein ernsthafter "Glaube an einen persönlichen Gott" setze doch die Erfahrung der persönlichen Angesprochenheit voraus und die kenne er nicht: "Mir fehlt das mystische Erlebnis der tatsächlichen Ansprache oder Offenbarung" (206).

Dagegen hielt Havel es für berechtigt, den absoluten Horizont mit dem zusammenzudenken, was der Philosoph Martin Heidegger, den er sehr schätzte, das "Sein" nannte. Ohne es zu beabsichtigen, verhalf er dem Begriff des Seins durch Einbeziehung in das Modell von den drei Horizonten sogar zu einer bedeutenden zusätzlichen Klärung.

Der Mitmensch

Der Aufenthalt im Gefängnis regte Havel noch zu einem weiteren Gedanken von großer Tragweite an. Beim Entwurf des erläuterten Modells hatte er unterstellt, daß das Menschliche im zweiten Horizont im Unterschied zum ersten von Sinn erfüllt und also etwas wie ein Transparent für das vom dritten Horizont ausgehende Licht sei. Nun suchte er zu klären, welchem Moment das Menschliche diese Eigenschaft verdanke.

Er war überzeugt, daß die Fähigkeit zur freien Übernahme von Verantwortung das sei, was den Menschen zum Menschen macht. So legte sich ihm die Vermutung nahe, der Sinn gehe vom Träger der Verantwortlichkeit aus, dem Ichsein des Menschen. Dabei schloß er sich an die neuzeitliche Philosophie an, der das menschliche Subjekt als die Urgegebenheit galt. Offensichtlich war er sich nicht bewußt, daß er mit der Deutung des absoluten Horizonts als Sein über die neuzeitliche Denkweise bereits hinausgegangen war. Aber bald bemerkte er, daß er bei diesem Ansatz gedrängt wurde, sich den absoluten Horizont als ein Produkt des Ich vorzustellen, und das wäre seiner Überzeugung nach irrig gewesen. So wandte er sich statt dem Ich nun dem Du zu, allerdings in einer besonderen Form, nämlich in derjenigen, in der es von ihm im Gefängnis allermeist erlebt wurde, in der Form der körperlichen Abwesenheit. Das hatte eine bedeutsame Folge. Alles das, was ein wissenschaftlich arbeitender Biograph normalerweise von einem Menschen zu erfassen vermag, erschien ihm nun zu dessen Verständnis nicht auszureichen:

"Der andere ist für uns nicht... nur das, was er alles getan hat und wie er sich je benommen hat; das alles ist er zwar auch, gleichzeitig und vor allem jedoch ist er für uns ein weiter Umkreis des Möglichen: das, was er tun könnte, was er sich über dieses oder jenes denken könnte, wie er sich wohl zu diesem oder jenem verhielte, wie er darauf reagieren würde usw." (86).

Havel stellte also fest, daß ein anderer Mensch für uns nicht nur so existiert wie jedes Ding, sondern darüber hinaus für uns auch noch Möglichkeit ist, ein Zentrum von Möglichem. Das aber bedeutet, daß der andere auch jenseits der uns wahrnehmbaren Wirklichkeit existiert:

"Eines Menschen Persönlichkeit erlischt nicht in dem Augenblick, indem wir sie gerade aktuell nicht erfahren. Sie erlischt nicht einmal dann, wenn niemand sie erfährt - sie dauert ständig an, wenn nicht anders, dann zumindest in der Sphäre des 'Möglichen'. ... Zusammen mit allem, was je irgendwie geschehen ist (oder geschehen könnte oder geschehen sollte) ... bleibt ... ein für allemal im 'Seinsgedächtnis' aufbewahrt... auch die menschliche Persönlichkeit, die menschliche Existenz. Diese erlischt sogar dann nicht, wenn der Mensch stirbt; nicht einmal, wenn der letzte Mensch ihn vergißt oder stirbt, der ihn kannte oder überhaupt wußte, daß ein solcher existiert hat. Eine menschliche Persönlichkeit, die einmal gewesen ist, kann durch nichts aus der Seinsgeschichte ausradiert werden; sie existiert darin auf immer" (87).

Havel gelangte zu der Einsicht, daß immer dann, wenn wir einen anderen Menschen sehen und dabei durch seine dinghaften Züge hindurchblicken, an ihm das Sein erscheint:

"'Ein Mitmensch' ist nicht nur eine in sich beschlossene und auf sich selbst beschränkte Einzelheit, sondern - immer aufs neue - die ganze Welt: als ob es ein Licht wäre, das die ganze Welt immer aufs neue erleuchtet. Ich würde sagen, 'er' ist nicht bloß ein bestimmtes Faktum oder Datum, sondern zugleich eine Botschaft, die auf das Absolute weist und in einer Weise, die keine Analogie hat, das Geheimnis der Welt und die Frage ihres Sinnes vergegenwärtigt" (87).

Mit der Deutung des Mitmenschen, des Du, als Ort der Erscheinung des Seins klärte sich für Havel das Problem der Verantwortlichkeit. Es zeigte sich ihm, daß Verantwortung ursprünglich ein Antworten auf einen Anruf des Seins ist und darum in erster Linie das Einstehen für ein Du verlangt. Die Eigenverantwortung des Ich setzt diese Mitverantwortung voraus. Sie besteht primär darin, daß das Ich für seine Mitverantwortung selbst einstehen muß.

Diese Einsicht berührte sich, wie ihm sein Bruder Ivan mitteilte, mit einer These des französischen Philosophen Emmanuel Levinas (durch die dieser frühere Überlegungen von Ferdinand Ebner und Martin Buber fortgeführt hatte). Václav Havel festigte mit ihr seine Position jenseits der neuzeitlichen Philosophie in einer Weise, die Heidegger nie möglich wurde, weil die Dimension des Du für ihn bedeutungslos blieb.

Nun hat der neuzeitliche Denkansatz nach und nach - am entschiedensten seit der Aufklärung - dazu geführt, daß man als höhere Form des Ich die Nation dachte. Damit wurde der Grund für jenen Nationalismus gelegt, der dann im 19. und 20. Jahrhundert so furchtbare Wirkungen haben sollte. Havels Wendung vom Ich zum Du hat auch in dieser Hinsicht erhebliche Bedeutung. Als Hauptaufgabe einer Nation mußte nun, über die Pflege ihrer selbst hinaus, die Übernahme von Mitverantwortung für die Nachbarn gelten.

Die drei Ordnungen

Eine weitere Folge der neuen Würdigung des Du bestand in einer Ergänzung des Modells von den drei Horizonten. Havel hatte dieses aus der Perspektive des Ich entworfen. Jetzt wurde ihm klar, daß die Horizonte auf eine vom menschlichen Subjekt unabhängige Ordnung der Welt verweisen, die in sich selbst in drei Ordnungen gegliedert ist.

Die dem ersten, dem gefängnishaften Horizont entsprechende Ordnung bezeichnete Havel als die "Ordnung des Realen", die dem zweiten, dem heimatlichen Horizont gemäße nannte er die "Ordnung des Geistes" und für die dem absoluten Horizont korrespondierende wählte er den Begriff "Seinsordnung".

Die Ordnung des Realen ist, wie er darlegte, so beschaffen, daß sie allem Dinghaften gerecht wird. Sie umfaßt auch einen Teil des Menschlichen, nämlich die "Sphäre des Eingefahrenen, der Konventionen, Vorurteile, Automatismen usw." (133). Der Mensch zeigt sich hier als ein Wesen, das nur das tut, was immer schon getan wurde. Dem widerspricht es nicht, wenn in derselben Ordnung auch eine "Sphäre der natürlichen und gesunden Ansprüche und begreiflichen Erwartungen" (133), also von noch nicht realisierten Möglichkeiten, hervortritt, denn auch sie erwecken den Eindruck, als habe es sie immer schon gegeben.

Das spezifisch Menschliche erscheint jedoch in der Ordnung des Geistes. Fundamental für sie ist die Freiheit des Ich. Deren Wesen besteht nun keineswegs in der Willkür. Das zeigt sich am klarsten bei der Übernahme von Verantwortung. Dabei ist die Freiheit auf eine Aufgabe bezogen, die ihr von außen gestellt wurde. Der Mensch wird schöpferisch, indem er sich für ein vorgegebenes Strukturmuster entscheidet und es mit eigenen Kräften derart gestaltet, daß es in der Gesellschaft Gegenwart erlangt. Diese Strukturmuster stammen zu einem Teil aus der Überlieferung, zu einem anderen, zumal auch wenn sie neu sind, aus der Seinsordnung.

Mit den Bemerkungen über die Ordnung des Geistes skizzierte Havel ein Forschungsprogramm für eine neue Art von Kulturwissenschaft. Näheres auszuführen war ihm in seiner Gefängniszelle natürlich nicht möglich. Immerhin entwarf er eine Skizze zur Neudeutung des ihm besonders gut vertrauten Bereichs des Theaters. Entscheidend war auch in diesem Fall die Grundeinsicht, daß die spezifisch menschlichen Leistungen immer etwas wie Antworten auf Anfragen aus der Seinsordnung sind.

Mit der Skizzierung der drei Ordnungen postulierte Havel die Begründung einer Wissenschaft, welche die marxistisch-leninistische Wissenschaft überwinden würde. Ihre Hauptaufgabe bestehe in der Umwandlung der Theorie des Fortschritts. Wenn aller Sinn seinen Ursprung in der Seinsordnung habe, müsse die neue Wissenschaft versuchen, den Fortschritt von ihr her zu erklären.

Havel wäre es besonders wichtig gewesen, herauszufinden, wie im Zug des Fortschritts der Kommunismus an die Herrschaft hatte gelangen können. Denn offensichtlich hatte dieser das öffentliche Leben derart umgewandelt, daß es statt der Ordnung des Geistes nur noch der Ordnung des Realen entsprach und also im Horizont des Gefängnishaften auch von denjenigen Menschen erlitten werden mußte, die außerhalb des Gefängnisses lebten. Diese Situation konnte nur durch eine kollektive Abwendung von der Seinsordnung entstanden sein, durch eine gemeinsame Verleugnung des absoluten Horizonts.

Natürlich war es für Havel unmöglich, die für die Klärung dieses Sachverhalts nötigen Untersuchungen nun anzustellen (und daß sie durch andere bereits auf den Weg gebracht worden waren, blieb ihm unbekannt7). Jedoch gelangte er im persönlichen, ja im allerpersönlichsten Bereich zu einer entscheidenden weiteren Einsicht, und sie enthielt für ihn den Ansatz zur Erhellung auch des kollektiven Problems.

Das persönliche Antlitz des absoluten Horizonts

Wie schon erwähnt, hatten Freunde, die von seinem Modell der drei Horizonte erfahren hatten, ihm die Frage übermitteln lassen, ob er mit dem absoluten Horizont nicht Gott meine. Er hatte mit Nein geantwortet, vor allem, weil ihm aus der Bibel bekannt war, daß Gott als eine Macht erlebt wird, die den Menschen anspricht und aufruft, während er seinerseits dies vom absoluten Horizont nicht wahrnahm. Seiner Erfahrung nach war dieser für ihn vielmehr in stummer Weise einfach da. Aber inzwischen war ihm klar geworden, daß das Sein an einem menschlichen Du erscheinen und das Ich zur Übernahme von Verantwortung aufrufen kann. Und nun fragte er sich, ob seine frühere Ansicht noch immer gelte? Gewiß war ein menschliches Du keinesfalls Gott, doch gab es nicht auch Situationen, in denen das Ich einen Anruf erfährt, ohne dabei auf ein menschliches Du bezogen zu sein?

Havel vergegenwärtigte sich solche Situationen - wie etwa jene, die seiner Verurteilung zu viereinhalb Jahren Gefängnis voranging - und stellte fest, daß er auch sie so erlebt habe, als gehe der Anruf von einem Partner aus. Das erwies seinem Urteil nach, daß manchmal "das Sein ... in der Sphäre unserer inneren Erfahrung ... deutlich persönliche Züge" (280) gewinnt. Aber das reichte für ihn nicht aus, um nun doch von "Gott" zu sprechen. Wie er vom Ich aus keinen Zugang zum Sein hatte finden können, so wollte es ihm jetzt nicht gelingen, die Stimme des Seins, die den Menschen in seiner privaten Existenz anspricht, mit "Gott, ... so wie ihn die christliche Menschheit begreift" (280), zusammenzudenken.

Doch die Selbstprüfung ging noch weiter. Eines Tages, es war im dritten Jahr seiner Gefängnishaft, vergegenwärtigte er sich jenen Vorgang vor fünf Jahren, als er aus der Haft entlassen worden war, nachdem er ein Gesuch eingereicht und mündlich auch seinen Rücktritt als Sprecher der "Charta 77" erklärt hatte. Sein Gesuch wurde "mit Ergänzungen" veröffentlicht und erweckte den Eindruck, er habe, so schrieb er jetzt, "nicht ausgehalten, sei dem Druck erlegen und von meinen Haltungen, Meinungen und der ganzen bisherigen Arbeit abgewichen - kurz, ich habe meine Sache verraten, und das bloß aus dem nichtigen Grund, um aus dem Gefängnis zu kommen" (282). Als er dann tatsächlich entlassen wurde, wußte er bereits, daß er eine Katastrophe über sich selbst heraufbeschworen hatte:

"Ich verließ in Schande das Gefängnis und stand im Angesicht einer Welt, die mir als ein einziger, überaus berechtigter Vorwurf erschien. Niemand weiß, was alles ich in dieser dunkelsten Zeit meines Lebens durchgemacht habe. ... Es waren Wochen, Monate, Jahre der Scham, innerer Schande, Vorwürfe und verständnisloser Fragen" (283).

Während dieser Zeit bemühte er sich darum, den katastrophalen Vorgang zu begreifen, aber gleichzeitig wurden Kräfte in ihm wirksam, die dies zu verhindern trachteten. Auch nachdem er sich freiwillig hatte verurteilen lassen und bereits Jahre im Gefängnis gelitten hatte, war es ihm noch nicht möglich geworden, die ganze Wahrheit zu erfassen. Aber neuerdings waren ihm die Augen aufgegangen und endlich vermochte er anzuerkennen und auszusprechen, was sich in Wahrheit zugetragen hatte:

"Meinem Versagen verdanke ich, daß ich zum erstenmal im Leben - wenn mir ein solches Beispiel erlaubt ist - unmittelbar im Arbeitszimmer des lieben Gottes selbst stand. Niemals bisher habe ich ihm so aus der Nähe in das Antlitz geschaut, niemals bisher hörte ich so aus der Nähe seine vorwurfsvolle Stimme, niemals vorher stand ich vor ihr in so tiefer Verlegenheit, so mit Schande bedeckt und verwirrt, niemals habe ich mich so tief geschämt und die Unangemessenheit all meiner Verteidigungen gefühlt" (288).

Havel hatte eine Situation erlebt, in der zur Bezeichnung des absoluten Horizonts das Wort "Gott" möglich, ja notwendig war. In ihr ging es zwar um ihn ganz persönlich, aber nicht in seiner Privatheit, sondern in seiner Bezogenheit auf Mitmenschen. Gerade als diese am bedrückendsten wurde, da war es zu der Begegnung gekommen:

"Also: es war Scham ... vor meinen Nächsten, Freunden, Bekannten, der Öffentlichkeit, also Scham vor konkreten, irrenden, Fehler machenden und über den tatsächlichen äußeren und inneren Verlauf meines Vorfalls im Grunde nichts wissenden Leuten ..., also Scham vor jenem 'relativen', zufälligen, flüchtigen und nicht allzu richtungsweisenden 'konkreten Horizont' meines Sich-Beziehens - was mich zu meinem Erstaunen in diese bisher schärfste Konfrontation mit dem 'absoluten Horizont' stellte, mit jenem 'persönlichen Antlitz', mit dem sich das Sein in solchen Momenten an mich wendet! Es ist also überhaupt nicht so, daß es zwei voneinander getrennte und entfernte Welten gäbe, die irdische Welt der irrenden Menschen, an der nicht viel liegt, und die himmlische Welt Gottes, um die einzig es geht. Ganz im Gegenteil: das Sein ist das einzige, es ist überall und hinter allem, es ist das Sein von allem, und es gibt keinen Weg zu ihm als den, der durch diese Welt und dieses mein 'Ich' führt" (289).

Da Václav Havel sich mit der Frage, ob es ihm gestattet sei, den Namen Gottes auf seine persönliche Erfahrung zu beziehen, lange und intensiv beschäftigt hatte, bedeutete diese Einsicht für ihn ein Ereignis ersten Ranges. Dazu kam, daß es die Antwort auf die geschichtliche Frage enthielt, wie und wann sich die von Havel diagnostizierte Abkehr vom absoluten Horizont, von der Seinsordnung, vollzogen hatte.

Die Revolution in der Seele des modernen Menschen

Wenn Gott dasjenige Sein ist, das mit einem persönlichen Antlitz erscheint, so muß sich die geschichtliche Abkehr vom Sein im Zug einer kollektiven Abkehr von Gott vollzogen haben. Wann und wie es zu dieser gekommen ist, wissen wir aber bereits. Es geschah im 17. und 18. Jahrhundert in der Folge der Entwicklung eines Programms der modernen Wissenschaft, welches das Feld der Forschung auf diejenigen Bereiche der Welt einschränkte, in denen Gott nicht erscheint. Dieses Programm fanden Marx und Engels bereits vor. Sie haben es nur erweitert und intensiviert. Dementsprechend ist spezifisch für die kommunistische Politik nur die Rigorosität bei der Umsetzung von atheistischer Wissenschaft in gesellschaftliche Praxis. Die Einkerkerung in der Ordnung des Realen hat sich in erheblichem Maße auch am öffentlichen Leben in den nichtkommunistischen Ländern vollzogen. Auch in ihnen wird die Welt durch die Abgekehrtheit von der Seinsordnung bestimmt. Havel sagte von ihr:

"Es ist die Welt der Funktionen, der Zwecke und des Funktionierens, die auf sich selbst gerichtet und in sich geschlossen ist, leer in ihrer äußeren Buntheit, gehaltlos in ihrem illusorischen Reichtum, unwissend in ihrem Schwimmen in Informationen, kalt, entfremdet und in letzter Instanz sinnlos" (275).

Zur Überwindung dieser von der Wissenschaft begründeten Welt bedurfte es einer erneuerten Wissenschaft. Aber diese allein konnte die Menschheit aus ihrem selbstgemauerten Gefängnis nicht befreien. Sie würde darin verharren, "solange sich nicht etwas in der Struktur des heutigen Menschseins und in der Seele selbst der heutigen Menschheit radikal - ich würde sogar sagen revolutionär - ändert. Solange der Mensch - offenbar unmittelbar am Abgrund angelangt - nicht aus dem weitreichenden Verrat erwacht, den er tagtäglich an sich selbst begeht, und nicht wieder dahin zurückkehrt, wohin er in guten Augenblicken seiner Geschichte immer zurückgekehrt ist: zu dem, was das dramatische Wesen seines Menschseins begründet, ... zum absoluten Horizont seines Bezuges" (302).

Außer den wissenschaftlichen Revisionen wäre also eine starke gesellschaftliche Bewegung vonnöten, und wenn diese vorerst keine ausgesprochen religiöse sein kann - dazu ist die Entfernung breiter Schichten der Bevölkerung vom Bereich der Religiosität wohl noch zu groß -, so könnte es doch eine existentielle sein. Havel stellte sich wohl vor, daß das, was sein Begriff des "absoluten Horizonts" bezeichnet, einen geistigen Ansatz dafür bieten könnte. Ein jeder Mensch kann die Bezogenheit auf den absoluten Horizont erfahren und anerkennen, ganz gleich, wie er im übrigen weltanschaulich orientiert, ob er Christ oder Agnostiker ist. Der Bezug kommt dadurch zum Tragen, daß ein Mensch seine Verantwortung gegenüber dem absoluten Horizont bejaht und bereit wird, für Mitmenschen Mitverantwortung zu übernehmen. Sowie dies geschieht, öffnet sich im Gefängnis der modernen Isoliertheit das Tor.

Stimmen der Zeit (2000) 315-326

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