Laien

Laie (griechisch „laikos“ = dem Volk zugehörig), ein Begriff, der vom 3. Jh. an die nicht durch Gebet und Handauflegung geweihten Mitglieder der Kirche bezeichnet.

Dieser negativ bestimmte Begriff für die übergroße Mehrzahl der Kirchenmitglieder blieb in der katholischen Kirche bis zum II. Vaticanum in Geltung. Das Konzil versuchte, ihn dadurch positiver zu umschreiben, dass es die Bezeichnung „Laien“ für „alle Christgläubigen mit Ausnahme der Glieder des Weihestandes und des in der Kirche anerkannten Ordensstandes“ verwendet und die Gemeinsamkeit aller mit dem höchst problematischen Begriff „Volk Gottes“ ausspricht (LG 31).

Zeitgleich mit der Unterscheidung von Klerus und Laien begegnen im 3. Jh. die Begriffe „Ordo“ (= Stand) und „plebs“ (= Volk). Das Ende des 3. Jh. erstmals greifbare Mönchtum (Männer und Frauen) wird nicht zum einfachen „Volk“ gerechnet. Ein „innerer“, spiritueller Unterschied wird im Mittelalter thematisiert: Priester und Ordensleute sind die „Geistlichen“, die zu einer nicht-weltlichen, religiösen Lebensform verpflichtet sind; den Weltlichen oder „Fleischlichen“ ist das weltliche Leben erlaubt, sie haben die „Geistlichen“ zu unterstützen. Weder hinsichtlich der asketischen, dem Evangelium gemäßen Lebensform noch hinsichtlich des Bildungsstandes (auch nicht der theologischen Kenntnisse) konnten die „Geistlichen“« ihr Monopol behaupten. In den Forderungen nach Kirchenreform kam dies immer wieder zum Ausdruck.

M. Luther († 1546) lehnte die Spaltung der Kirche in zwei Klassen („genera“) von Christen ab. Er leugnete die Existenz des Weihesakraments, bezeichnete die Taufe als Priesterweihe und rief die biblischen Aussagen vom gemeinsamen Priestertum aller Kirchenmitglieder in Erinnerung. Ihm folgten die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen.

Das Konzil von Trient sprach dogmatisch verpflichtend von den Unterschieden, die durch Weihe und geistliche Vollmacht begründet würden. So blieb es im Bereich der katholischen Kirche bei den zwei „Klassen“ mit der durchwegs negativen Bestimmung der Laien.

Bei den Männerorden wurden die Nichtgeweihten trotz der Verpflichtung auf die „geistliche“ Lebensform nach den Evangelischen Räten zu den Laien gerechnet.

Nach dem Verlust der weltlichen Macht des Papsttums seit 1870 wurde den Laien die positive Aufgabe zugesprochen, Gehilfen der Hierarchie im weltlichen Bereich zu sein: Verteidigung der Rechte und Freiheit der Kirche, Wiederherstellung der „christlichen Kultur“ in der Welt.

Seit 1890 sollte dem die „Aktion der Katholiken“ (Leo XIII. †1903), später „Katholische Aktion“ genannt, als „Mitarbeit und Teilhabe der Laien am hierarchischen Apostolat der Kirche“ (Pius XI. †1939) unter der Leitung der Hierarchie dienen.

In der 1. Hälfte des 20. Jh. entstand die literarische Gattung der „Laientheologie“ mit einem im Vergleich zur Schultheologie abgesenkten wissenschaftlichen Niveau.

Ende der 50er Jahre wurde den Laien ein eigenes „Laienapostolat“ zugesprochen. Eine „Theologie des Laientums“ (Y. Congar †1995) versuchte damals die Laien als diejenigen zu umschreiben, die das „Werk Gottes“ als „Werk der Welt“ in der Welt verrichten. Diese Sicht der Laien als „Mitarbeiter Gottes, des Schöpfers, Erlösers und Heiligmachers“ (AA 16) mit einem besonderen „Weltcharakter“ (LG 31) machte sich das II. Vaticanum zu eigen. Darüber hinaus sprach es den Laien aufgrund der Taufe und Firmung eine eigene Sendung auch in der Kirche, eine Teilhabe am dreifachen Amt Jesu Christi, eine Weihe zu einer „königlichen Priesterschaft“ (AA 3), das Recht, eigene Vereinigungen zu gründen (AA 19) u. a. zu. Mit verschiedenen Hinweisen legte das Konzil den Grund dafür, dass Laien durch ihre Zugehörigkeit zu kirchlichen „Räten“« auch offiziell Mitverantwortung in der Kirche tragen.

Durch ihre theologische Kompetenz haben Laien das Profil der wissenschaftlichen Theologie entscheidend geprägt, so dass der Begriff „Laientheologie“ entbehrlich ist. In einer vertieften weltlichen Spiritualität und in einer von Sachkenntnis bestimmten Lebensgestaltung sind die Laien nicht mehr auf die Anleitungen durch den Klerus angewiesen. So viele Probleme im Verhältnis von Laien und Klerus auch noch offen sind, die Stellung der Laien in der Kirche hat sich in knapp 100 Jahren entscheidend verändert. Sie sind nicht mehr die von der Hierarchie betreuten Objekte, sondern können in dem Bewusstsein leben: „Wir sind (auch) Kirche“.

Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder

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