UmweltschutzEs ist höchste Zeit!

Vor bald 50 Jahren erschien der Bericht des Club of Rome, der die Grenzen des Wachstums zum Thema machte. Damals wurde klar: Nur durch sofortige Maßnahmen zum Umweltschutz könnte die Erde die Weltbevölkerung tragen.

Es ist höchste Zeit!
"Nach dem Verursacherprinzip müssen die Industrienationen zusammen mit den verantwortlichen Unternehmen auch für die Klimaschäden aufkommen." © cinoby/ iStock.com

Nicht erst die Fridays-for-Future-Bewegung hat gezeigt: Wir haben die Wachstumsgrenzen längst überschritten. Der Planet Erde steht vor dem Kollaps. Wenn nicht Umweltschutzmaßnahmen energisch umgesetzt werden, steuern wir auf eine Katastrophe zu. Das wussten wir seit langem. Aber ich bin ein Mensch der Hoffnung. Es ist noch nicht zu spät für eine Antwort auf den Klimawandel. Es geht jetzt darum, den Konsum in den reichen Nationen einzuschränken, das Bevölkerungswachstum zu reduzieren, den Schadstoffausstoß zurückzudrängen. Nur ein nachhaltiger Lebensstil kann knapp acht Milliarden Menschen das Überleben sichern.

Viel zu lange wurde beschwichtigt: Es würde schon alles nicht so schlimm werden. Irgendwie hat die Menschheit immer überlebt. Aber die Zeichen sind unübersehbar: Die Pole schmelzen, der Meeresspiegel steigt, andernorts breitet sich Dürre aus. Abwiegeln hilft nicht. Angst ist keine gute Ratgeberin. Deshalb geht es darum, Menschen zum Handeln zu ermutigen und Wege zu zeigen, wie wir die Klimakatastrophe verhindern können. Wir können etwas tun, jeder und jede einzeln, aber vor allem auch alle gemeinsam.

Wir müssen Abschied nehmen von der Ideologie des Wachstums. Es gibt auch eine Ethik der Grenze, des Genug. Die Erde hat genügend Ressourcen, um die elementaren Bedürfnisse aller Menschen zu befriedigen. Aber sie hat nicht genügend Ressourcen, um Gier, Macht, Bereicherung und Egomanie zu befriedigen.

Die langfristige Wirkung unseres Lebensstils haben wir noch vor uns. 1978 beispielsweise wurde auf öffentlichen Druck hin FCKW als Treibmittel in Sprühdosen in den USA verboten. 1990 einigten sich 92 Länder darauf, die Produktion bis zum Jahr 2000 einzustellen. 1991 machten Satellitenbeobachtungen klar, dass das Ozonloch sich noch schneller vergrößert als angenommen. Erst Mitte des 21. Jahrhunderts wird die Belastung das Niveau von 1980 erreichen! Je länger konsequentes Handeln verzögert wird, desto schneller schreitet die Zerstörung voran. Die Folgen werden erst die Generationen nach uns mit voller Wucht treffen. Ob deshalb so oft gezögert wird, energisch Veränderungen zu gestalten? Wir haben eine Verantwortung für nachfolgende Generationen.

Es ist Zeit zu handeln, denn Fragen des Klimas sind Fragen der Gerechtigkeit. Die Menschen in den armen Ländern leiden unter der Klimakatastrophe am meisten. In Ostafrika beispielsweise ist der durchschnittliche Niederschlag in den letzten dreißig Jahren um 25 Prozent zurückgegangen, die verheerenden Dürren dauern immer länger an. Tuvalu ist eine der Pazifikinseln, die nur drei Meter aus dem Meer herausragen. Der steigende Meeresspiegel droht die Insel zu überspülen. Die 11 000 Bewohner haben Asyl in Neuseeland beantragt und die Auswanderung hat bereits begonnen. Und der Klimawandel verursacht eine Ausbreitung der Malaria. Durch höhere Temperaturen und stärkere Niederschläge hat sich allein in Südafrika der Lebensraum der Mücke verdoppelt, sie dringt in immer weitere Gebiete vor. Jährlich in zieren sich schon heute 500 Millionen Menschen, mehr als zwei Millionen sterben, die meisten in Afrika, und 90 Prozent sind jünger als fünf Jahre.

Die reichen Nationen belasten durch ihren enormen Energieverbrauch die Umwelt am stärksten. Die Industrieländer sind die Hauptverantwortlichen für den Klimawandel. Nach dem Verursacherprinzip müssen sie zusammen mit den verantwortlichen Unternehmen auch für die Klimaschäden aufkommen. Auch wir als Konsumentinnen und Konsumenten in den reichen Nationen sind gefragt.

Es geht um deutliche Maßnahmen, wenn wir verantwortlich handeln wollen, die zu klaren Zielen führen: Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur muss auf unter 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden. Die Trendwende bei den weltweiten Emissionen von Treibhausgasen muss energisch betrieben werden, damit sie bis 2050 halbiert werden.

Wenn Menschen in China oder Indien leben würden wie wir in Europa, wäre der Kollaps längst erfolgt. Ein Amerikaner verbraucht pro Jahr rund 90 000 Kilowattstunden Energie, ein Deutscher 48 000, ein Chinese 13 000 und ein Inder 6000. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass bis zu einem Energieverbrauch von etwa 9000 kWh pro Kopf pro Jahr die Lebensqualität vom Energieverbrauch abhängt. Oberhalb dieses Grenzwertes gibt es praktisch keinen Zusammenhang mehr zwischen Lebensqualität und Energieverbrauch: Es ist reine Verschwendung.

Wir können aber anderen nicht sagen: Ihr dürft nicht leben wie wir! Wie sollte das gerechtfertigt werden? Also muss ein Wandel hier bei uns erfolgen in den reichen Industrienationen. Und das könnte doch auch ein Ansporn sein. Wir waren in Deutschland immer wieder technologisch Vorreiter. Warum nicht in der Produktion von Elektroautos, von erneuerbaren Energien, in einer dramatischen Senkung der Emissionen?

Wir können auch nicht Gott die Verantwortung in die Schuhe schieben. Gott hat, so erzählt die Bibel, zugesagt, dass von seiner Seite ein Bund besteht und die Erde nicht mehr zerstört wird. Wir sind es, die diesen Bund aufkündigen, die Menschen zerstören, was als Schöpfung gut ist. Ich sehe uns in einer Verantwortung vor Gott, weil uns die Erde anvertraut ist als Haushalterinnen und Haushalter. Dass wir hierzu heute die Kräfte bündeln, ist ein wichtiger Schritt. Die Kräfte der unterschiedlichsten Gruppen in unserer Gesellschaft, die sich für einen nachhaltigen Lebensstil engagieren, gilt es ebenso zu bündeln wie die Kräfte der Menschen im Norden und im Süden der Welt, in den reichen wie in den armen Ländern, damit eine nachhaltige Politik Rückenwind hat.

In der Coronakrise haben wir gesehen, wie schnell die Politik Gesetze auf den Weg bringen kann, wenn es wirklich Druck zum Handeln gibt. Den Zeitdruck spüren wir bei der Klimakrise noch immer nicht genug. Aber er existiert. Es ist höchste Zeit!

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