Probleme in der Patchworkfamilie

Sie haben sich in einen Mann mit Kindern verliebt? Oder Ihre neue Frau bringt Kinder mit in die Ehe? Paartherapeut Martin Koschorke kennt die typischen Probleme von Patchworkfamilien und hat Tipps, wie man sie lösen kann.

Patchworkfamilie
Das Modell der Patchworkfamilie wird in unserer Gesellschaft immer häufiger. Die spezifischen Konflikte, die dabei auftreten können, gilt es früh zu identifizieren. Klare Rollen sind dabei das Wichtigste.© Everypixel

Sprechen Sie nicht negativ über die Mutter oder den Vater der Kinder

Zunächst: Für die Kinder des Partners bleiben Papa und Mama die ersten Eltern. Sie bekommen mit, dass Papa und Mama nicht mehr zusammenleben wollen, weil sie sich nicht mehr liebhaben. Aber richtig verstehen können die Kinder das nicht. Unbewusst sehnen sich Kinder getrennter Eltern immer danach, dass Papa und Mama wieder zusammenfinden. Es ist wichtig für den neuen Partner oder die Partnerin, sich da nicht einzumischen, denn es ist nicht seine/ihre Geschichte. Wenn man etwas gegen diesen abwesenden Part sagen würde, würde man damit gegen die Kinder Stellung beziehen: Kinder bestehen zur Hälfte aus Papa, und zur anderen Hälfte aus Mama – selbst wenn es zwischen Eltern und Kindern manchmal Konflikte gibt.

Akzeptieren Sie Ihre Rolle als „zweite Mutter“ oder „zweiter Vater“

Die Patchworkfamilie ist anders als eine einfache Familie mit Vater, Mutter und Kindern. Doch auch in einer solch zusammengewürfelten Familie können alle glücklich und überwiegend zufrieden sein, sagt Paartherapeut Martin Koschorke. Nur vergessen darf man nicht: Es gibt mehr Eltern als sonst. Mit Papa und Mama haben die Kinder zwei erste Eltern. Sie sind eine zweite Mutter oder ein zweiter Vater. Vielleicht hat die Exfrau des Partners auch einen neuen Freund, der könnte dann, zumindest für einen Teil der Woche, so etwas wie ein zweiter Vater werden. Das macht schon vier Erwachsene in der Rolle von Eltern. Möglicherweise möchte man mit dem neuen Lebensgefährten eigene Kinder; dann gäbe es erste und zweite Kinder im Haus.

Den Überblick über die Patchworkfamilie behalten

Das alles klingt ein bisschen kompliziert? Ja, aber es lässt sich managen. Vor allem, wenn man die Übersicht behält. Der Partner ist zum Beispiel der Hauptvater für seine Kinder; ihn kennen sie. Darum wird er auch den Hauptkontakt zu seinen Kindern halten. Er wird die Verabredungen mit der Mutter der Kinder treffen. Falls es ein Problem mit den Kindern gibt, wird er das regeln. Denn ihn kennen die Kinder, mit ihm haben Sie seit Jahren eine Beziehung.

Auch der Vater übernimmt die Hauptrolle bei seinen Kindern

Viele Väter müssen nach einer Trennung von der bisherigen Partnerin manchmal erst noch richtig begreifen und lernen, dass sie die Hauptrolle haben, wenn die Kinder bei ihnen sind. Oftmals geben Väter gerne die Verantwortung an die neue Partnerin ab, wenn die Kinder Kummer haben oder Schwierigkeiten machen. Sie möchten am liebsten, dass die neue Partnerin die Rolle der klassischen Mutter übernimmt. Damit alles wieder so funktioniert wie in einer einfachen Familie.

Nur das klappt meist nicht. Die neue Partnerin hat ja nicht die langjährige und feste Beziehung zu den Kindern, die der Vater hat. Diese muss sich erst entwickeln. Hierzu braucht es Geduld, Liebe und Zeit. Wenn es notwendig sein sollte, einmal Nein! zu sagen, dann sind der leibliche Vater oder die leibliche Mutter gefragt. Denn sie kennen die Kinder am längsten.

Die neuen Partner sollten sich zurückhalten, zumindest am Anfang. Sie werden eher nette Sachen mit den Kindern machen. So sorgen sie dafür, dass sich zwischen ihnen und den Kindern eine positive und stabile Beziehung entwickeln kann. Die Kinder lernen, ihnen zu vertrauen – das ist etwas, was sie lernen müssen, meint Martin Koschorke, so merkwürdig das klingen mag. Wenn alles gut läuft, werden sie den neuen Partner oder die neue Partnerin im Laufe der Zeit immer mehr wie eine Mutter oder einen Vater akzeptieren.

Als Stiefvater oder Stiefmutter gut für sich sorgen

Die Patchwork-Expertin Katharina Grünewald betont in ihrem Buch Glückliche Stiefmutter, wie wichtig Selbstfürsorge ist. Es ist ganz und gar nicht egoistisch, sich als Stiefmutter auch um das eigene Wohlergehen zu kümmern: „Die Stiefmutter trägt Mitverantwortung für das Gelingen der Patchworkfamilie. Damit sie gut und unbeschwert mitwirken kann, sollte sie für gute Bedingungen für sich sorgen. Ähnlich wie Erwachsene im Flugzeug angehalten werden, im Notfall zuerst sich mit Atemmasken zu versorgen und dann erst die Kinder, ist es hier wichtig, dass eine grundlegende Versorgung der Stiefmutter sichergestellt ist, bevor sie sich um andere kümmert.“

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