Sauberkeitsentwicklung

Eines der großen Entwicklungsthemen in den ersten Lebensjahren ist die Kontrolle eines Kindes über seine Blase und seinen Darm! Ein Thema, das alle Eltern betrifft, und das auch in der Kita alltäglich ist, je jünger die Kinder sind, desto mehr! Auch wenn das wenige sagen: Viele Eltern und Pädagoginnen sind froh, wenn ein Kind keine Windel mehr braucht. Immer wieder gibt es sogar Kindergärten, die vorschreiben, dass Kinder keine Windel mehr benutzen dürfen, wenn sie in den Kindergarten kommen.

Sauberkeitserziehung in der Kita
© avtk - iStock

Das mag aus der Sicht einer Pädagogin, die alle Hände voll zu tun hat, um den Alltag in der Kita zu meistern, eine verständliche Forderung sein. Wer sich jedoch mit der Entwicklung eines Kindes auf dem Weg zum selbstständigen Toilettengang beschäftigt hat, erkennt, dass eine solche Forderung wenig Sinn ergibt.

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht! Dieses Sprichwort passt sehr gut zur Sauberkeitsentwicklung von Kindern, denn sie ist ein Reifungsprozess in Nervenbahnen und Anatomie. Bevor ein Kind rein körperlich nicht in der Lage ist, Blase oder Darm bewusst wahrzunehmen und darauf zu reagieren, beschleunigt weder Üben noch eine gezielte Sauberkeitserziehung den Weg zum Windelfreisein. Eltern und Pädagogen werden angehalten, den Kindern immer wieder Angebote zum Toilettengang zu machen, jedoch nichts dabei zu forcieren, da dies zu keinem früheren Abschied von der Windel führt, im schlimmsten Fall aber negativen Folgen hat.

Windelfrei – Kommunikation über Ausscheidungen mit Säuglingen

Ein neuer Trend breitet sich seit einigen Jahren in Deutschland aus, nämlich die sogenannte Elimination Communication, also die Ausscheidungskommunikation. Vertreter dieser Ansicht sind der Überzeugung, dass Kinder bereits mit wenigen Tagen bzw. Wochen beginnen, Signale zu geben, kurz bevor sie ihre Blase oder ihren Darm entleeren. Aufgabe der Eltern ist es, so feinfühlig und achtsam mit dem Kind zu leben, dass sie diese Signale wahrnehmen und darauf reagieren können. So spielt sich zwischen Eltern und Kind schon sehr früh ein Zusammenspiel ein, das auf Signalen des Kindes und Konditionierung (z.B. auf bestimmte Geräusche beim Urinabgeben) basiert. Die These dieser Vertreter ist: Vollständig gewickelte Kinder lernen, dass niemand auf ihre Signale reagiert und stellen diese im Lauf der Zeit immer weiter ein. Sie lernen dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder, die Signale einer vollen Blase wahrzunehmen.

Klingt unvorstellbar? Wer schon einmal Eltern mit einem Windelfrei-Kind beobachtet oder mit ihnen gesprochen hat, kann bestätigen, dass das Vorgehen funktioniert. Zudem gibt es einige Studien, die auf eine schnellere vollständige Blasen- und Darmkontrolle von Kindern hinweisen, die ohne Windel aufgewachsen sind (z.B. eine Vergleichsstudie von vietnamesischen und schwedischen Kinder: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/labs/pubmed/23759503-urinary-bladder-control-during-the-first-3-years-of-life-in-healthy-children-in-vietnam-a-comparison-study-with-swedish-children/?i=2&from=/23182948/related)

Für den Kita-Alltag gehen Pädagoginnen in der Regel den Weg mit, den Eltern mit ihrem Kind einschlagen und unterstützen sie dabei. Und das ist weitgehend der Weg über Windel und Töpfchen zur Toilette.

Kinder, die so aufwachsen, sind in Deutschland im Durchschnitt mit etwa 28 Monaten tagsüber trocken und mit etwa 33 Monaten nachts ohne Windel. Der Durchschnitt besagt, dass es eben der Durchschnitt ist. Es gibt Kinder, die früher dran sind, und solche, die etwas länger brauchen. Wenn Kinder fünf Jahre alt sind, sollten sie diesen Schritt geschafft haben.

In den meisten Fällen gelingt die bewusste Darmentleerung vor der Blasenkontrolle, weil diese zum einen deutlich seltener stattfindet und sich zum anderen nicht nur wenige Sekunden bis Minuten vorher ankündigt, sondern über einen etwas längeren Zeitraum.

Für einen selbstständigen Gang zur Toilette müssen Kinder verschiedene Dinge kennenlernen, üben und beherrschen:

  • Ich nehme wahr, dass meine Blase voll ist und ich auf die Toilette muss.
  • Ich weiß, wie viel Zeit ich vorab einkalkulieren muss, damit ich es noch rechtzeitig zur Toilette schaffe.
  • Ich weiß, wie ich mich auf die Toilette setzen muss und was ich dort machen muss.
  • Ich kenne die Regeln zur Hygiene.

Meistens beginnen Kinder von sich aus, sich für den Toilettengang zu interessieren, vor allem, wenn sie ältere Kinder als Vorbilder haben, zuerst spielerisch, dann real. Zeigen sie durch ihre Körperhaltung oder verbal, dass sie ihre volle Blase wahrnehmen, können Pädagoginnen und Eltern sie zum Toilettengang ermutigen. In der Phase des Trockenwerdens ist Kleidung, die die Kinder schnell und selbstständig an- und ausziehen können, von Vorteil.

Quellen:
https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/entwicklung/kleinkind/sauberkeitserziehung/DieEntwicklungderKontrolleueberBlaseundDarm.php
https://www.kita-fachtexte.de/texte-finden/detail/data/physiologische-und-psychologische-aspekte-der-sauberkeitsentwicklung

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