Einheit sei ein zentrales Thema des Papstes, so der Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović, in seinem Grußwort bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda. Gemeint ist damit kein stromlinienförmiger Einheitsbrei, sondern die Offenheit für Varianz bei gleichem Ziel. „Es ist wichtig, zu lernen, Gemeinschaft als Einheit in der Verschiedenheit zu leben, damit die Vielfalt der Gaben, geeint im Bekenntnis des einzigen Glaubens, zur Verkündigung des Evangeliums beiträgt.“, zitierte er Leo XIV.
Angesichts der starken Polarisierung, die wir derzeit in der Gesellschaft, aber auch in der Kirche erleben, ist dieser Gedanke unendlich wichtig. Denn falsch verstandene Einheit hat fatale Folgen. Eine Politik, die kein Miteinander mehr kennt, sondern nur noch in Freund-Feind-Schemata denkt, wie sie der derzeitige Präsident der USA verkörpert, proklamiert eine falsche Einheit, die Einheit der Ja-Sager. Wer nicht dafür ist, gilt als abtrünnig und muss bekämpft werden. Der vermeintliche Einheitskämpfer wird so zum Spaltpilz und bedroht den inneren Frieden, für den er einzutreten vorgibt.
Es ist schlimm zu sehen, dass ein Klima der Einschüchterung Konzerne und Medienbetriebe einknicken lässt. Abweichende Meinungen (die nicht auf Einheitslinie liegen) werden gebrandmarkt, geahndet und verhindert. Die Angst vor Gegendemonstrationen hat angeblich dazu geführt, dass auch in Deutschland ein Redner (Michel Friedmann) ausgeladen wurde. Selbst wenn es auch andere Gründe gäbe, ist es bezeichnend für ein Klima der Gespaltenheit, der Einschüchterung und für mangelnde Debattenkultur.
Einheit ist wichtig, aber sie darf nicht zum Zwang werden oder Entwicklung verhindern. Daher ist gerade innerkirchlich die Ergänzung „Einheit in Vielfalt“ notwendig, um kulturellen Eigenheiten gerecht zu werden. Wenn die katholische Kirche in Deutschland in einem säkularen Umfeld neue Wege gehen will (und muss), dann kann sie das tun, ohne die Einheit mit dem Vatikan und der Weltkirche aufzugeben. Möge sie sich durch den Papst dazu ermutigt fühlen.