„Eine familienfreundliche Unternehmenskultur ist mehr als ein bloßes 'nice-to-have'.“ Mit diesen Worten begann kürzlich eine Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Worum es dabei ging? Um die Verleihung des evangelischen Gütesiegels „Familienorientierung“. Es ging an insgesamt 17 Trägerorganisationen aus Diakonie und Kirche, die ihre Personalpolitik „familienorientiert weiterentwickelt“ und das „nach innen und außen sichtbar gemacht“ haben.
Moment. 17 Organisationen? Fehlt da nicht noch wer? Immerhin gibt es in Deutschland 12.000 Evangelische Kirchengemeinden. Mehrere hundert Kirchenkreise, Dekanate und Propsteien bilden die 20 Landeskirchen, und natürlich gibt es auch unzählige Träger von Altenheimen, Behinderteneinrichtungen und Krankenhäusern unter dem Dach der Diakonie. Und bedenkt man, dass es das evangelische Gütesiegel „Familienorientierung“ immerhin schon seit neun Jahren gibt, fällt einem eigentlich fast nichts mehr ein – nur noch ein einziges Wort: „beschämend“.
Denn glauben Christen nicht an diesen Wanderprediger aus Nazareth, der einstmals sagte: „Lasset die Kinder zu mir kommen, und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Himmelreich“? Wie passt das damit zusammen, dass ein Großteil der evangelischen Einrichtungen in diesem Land die Kriterien für das Gütesiegel entweder nicht erfüllt oder nicht erfüllen will? Hier muss die EKD sehr dringend nacharbeiten. Denn eine familienfreundliche Unternehmenskultur sollte nicht nur ein Nice-to-have sein. Sie muss vielmehr zur Grundbedingung dafür werden, sich „evangelisch“ nennen zu dürfen oder das eigene Werk mit dem Kronenkreuz der Diakonie zu schmücken.