Die europäischen Kolonialreiche im 19. Jahrhundert

Die Ausdehnung Europas in die Welt verlief in mehreren Etappen und begann keineswegs mit großangelegter Eroberung. Im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts unterlagen die Mächte der Alten Welt zahlreichen Beschränkungen, die eine Expansion weitgehend ausschlossen.

Kolonien im 19. Jahrhundert
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Das »Second Empire«

Selbst England, dessen Reich gewissermaßen den Musterfall für die europäische Expansion im 19. und 20. Jahrhundert darstellt, blieb stark eingeschränkt und musste auch teils schwere Rückschläge hinnehmen, hier vor allem die Unabhängigkeit Nordamerikas, die eine erste Phase des britischen Kolonialismus beendete. Erst nach und nach entwickelte sich dann ein neues Reich, das dementsprechend als »Second Empire« bezeichnet wird.

Der europäische Imperialismus – Die Flagge folgt dem Handel

Generell mussten in Europa erst bestimmte Entwicklungen stattfinden, die dann das auslösen sollten, was später als europäischer Imperialismus bezeichnet werden sollte. Die Zeit der ideologisch bestimmten Revolutionen und Kriege ging 1815 zu Ende und machte einer stabileren, restaurativen Ordnung Platz. Die Wirtschaftspolitik wurde trotz der politischen Unterdrückung auf dem europäischen Kontinent nach und nach offener. Es entwickelte sich zumindest eine Art liberaler Grundkonsens, der insbesondere den Außenhandel langfristig ausdehnen sollte. Gleichzeitig ereigneten sich eine technologische und eine demografische Explosion. Die Erfindung der Dampfmaschine revolutionierte das Transportwesen und die Produktionsmöglichkeiten. Die daraufhin in Gang kommende Industrialisierung führte zu einem ungeahnten Bevölkerungswachstum, das eine wahre Auswanderungsflut auslöste. Die europäischen Mächte, insbesondere England und Frankreich, setzten die bereits früher von den iberischen Staaten praktizierte Strategie der Stützpunktgewinnung fort, radikalisierten diese aber. Dies diente direkt oder indirekt vor allem dem Handel auf Basis der immer stärker in Gang kommenden wirtschaftlichen Kapazitäten in Europa selbst, weniger dem direkten politischen Machtgewinn. Letzteres Unterfangen hätte einen größeren Aufwand an Menschen, Material und Geld nötig gemacht – dazu waren die bürgerlichen Gesellschaften keineswegs bereit. Man hatte vor allem ein Interesse an wirtschaftlichem Profit und ging erst dann zur militärischen Aggression bzw. Eroberung über, wenn diese Interessen massiv bedroht waren. Von daher ergab sich auch das Leitmotiv: »Die Flagge folgt dem Handel« (»The flag follows the trade«).

Sonderfall Kolonialisierung in Indien

Eine Ausnahme in der Art der Kolonialisierung bildete vor allem Indien. Hier hatte eine militärisch bewaffnete Handelsorganisation, die »East India Company«, im Interesse des eigenen wirtschaftlichen Profits von Bengalen aus begonnen, direkte Eroberungen vorzunehmen.

Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht

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