Hochgebet

Ein Hochgebet nennt nach der Anrede Gottes in einem ersten Teil recht ausführlich die wesentlichen Lobpreis- und Dank-Elemente für das (biblisch bezeugte) Handeln Gottes, die für die zugehörige Feier kennzeichnend sind (Anamnese). Daraus leitet es in einem zweiten Teil die Bitt-Elemente her, die an Gott gerichtet werden (Epiklese). Abgeschlossen wird das jeweilige Hochgebet durch einen letzten Lobpreis (Doxologie).

Der Wortbestandteil „Hoch“ kennzeichnet es als eine besonders feierliche sowie (im Gegensatz zu den kürzer und allgemeiner formulierten Orationen Tages-, Gaben- und Schlussgebet) ausführliche und mehr ins Detail gehende Form des Gebets.

Ein Hochgebet ist Bestandteil jeder Sakramentenspendung und einiger weiterer liturgischer Feiern. Neben dem Eucharistischen Hochgebet, dem wohl bekanntesten Hochgebet, das in einem eigenen Eintrag behandelt wird, gibt es noch diese weiteren Hochgebete:

  • Lobpreis und Anrufung Gottes über dem Wasser („Taufwasserweihe“) bei der Spendung der Taufe
  • Das Gebet des Bischofs (bzw. des von ihm beauftragten Firmspenders) über die Firmlinge bei der Feier der Firmung
  • Das Segensgebet über die Neuvermählten bei der Feier der Trauung
  • Das Gebet über die oder den Weihekandidaten bei der Feier der (Diakon-, Priester- oder Bischofs-)Weihe
  • Beim (Weihe-)Gebet über das Öl bei der Feier der Krankensalbung gibt es zwei Formulare:
    1. Das Gebet „Lobpreis und Anrufung Gottes über dem Öl“ besitzt einen größeren und von Zwischenrufen der Gemeinde gegliederten Lobpreis-Teil sowie eine eher kurze Bitte um Linderung der Schmerzen und um Stärkung in der Schwäche des/der Kranken durch Gott. Da das Krankenöl in der jährlichen Chrisam- oder Ölweihmesse am Gründonnerstag geweiht und anschließend in die Pfarreien gebracht wurde, ist eine Weihe innerhalb der Krankensalbungs-Feier unnötig.
    2. Deshalb findet das zweite Formular, das ein Weihegebet darstellt, auch nur dann Anwendung, wenn kein geweihtes Krankenöl (mehr) zur Verfügung steht. Hier folgt auf eine sehr kurze Anamnese (In-Erinnerung-Rufen), dass Gott Jesus gesandt hat, um Kranken Heilung zu bringen, eine längere Bitte um den Heiligen Geist und um Gottes Segen, damit das Öl zum Zeichen für Gottes Zuwendung an die Kranken werde.
  • Bei der Weihe der liturgischen Öle Chrisam (Taufe, Firmung, Altar- und Glockenweihe), Katechumenenöl (Taufvorbereitung bzw. Taufe) und Öl für die Krankensalbung am (oder in zeitlicher Nähe vor dem) Gründonnerstag in der Kathedrale des Bistums weist v. a. das Weihegebet des Chrisamöls die Charakteristika eines Hochgebets auf.
  • Die Feier der Buße besitzt kein Gebet, das der Gattung „Hochgebet“ zugeordnet werden könnte.
  • Die Gebete zur Abts-/Äbtissinnenweihe, zur Profess (Aufnahme in einen Orden), zur Jungfrauenweihe und zur Beauftragung zu Lektorat und Akolythat besitzen unterschiedlich starke Ausprägungen der charakteristischen Elemente eines Hochgebets, wobei die Gebete zur Beauftragung nur noch wenige Charakteristika aufweisen und die Gebete zur Aufnahme unter die Kandidaten von Diakonat und Priesteramt keine Grundelemente eines Hochgebets aufweisen.
  • Auch das Exsultet zählt als besonders ausführlicher Lobpreis Gottes zur Gattung Hochgebet und bildet den Höhepunkt der Lichterfeier der Osternacht. Als einziges der nicht eucharistischen Hochgebete beinhaltet es den sonst nur im Eucharistischen Hochgebet vorkommenden Dialog „Der Herr sei mit euch. – Und mit deinem Geiste. / Erhebet die Herzen. – Wir haben sie beim Herrn. / Lasset uns danken, dem Herrn, unserm Gott. – Das ist würdig und recht“ sowie die daran anschließende Fortführung des preisenden Textes mit „In Wahrheit ist es würdig und recht“, auch wenn im Gegensatz zum Eucharistischen Hochgebet das Exsultet nicht Gott anspricht, sondern den versammelten Gläubigen anhand weiterer Beispiele aus der gemeinsamen Glaubensgeschichte ausführt, wie wichtig es ist, „den verborgenen Gott, den allmächtigen Vater, mit aller Glut des Herzens zu rühmen und seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn Jesus Christus, mit jubelnder Stimme zu preisen“.

Christoph Neuert

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