Jürgen Bärsch: Liturgie im Prozess. Studien zur Geschichte des religiösen Lebens, hg. von Marco Benini, Florian Kluger und Benedikt Winkel, Münster: Aschendorff Verlag 2019; 554 S.; 49,00 €; ISBN 978-3-402-24587-3
Dass die Liturgie aufgrund theologischer, aber auch mentalitäts- und kulturgeschichtlicher Entwicklungen schon immer im Wandel begriffen war, stellt heute eine Grundeinsicht dar, die sich vor allem einer methodisch breit angelegten Liturgiegeschichtsforschung verdankt. Aus Anlass des 60. Geburtstags eines ihrer profiliertesten Vertreter, des Eichstätter Liturgiewissenschaftlers Jürgen Bärsch, ist nun eine Festschrift erschienen, die in 20 Aufsätzen einen Querschnitt durch seine langjährige Forschungstätigkeit bietet.
Die Beiträge sind chronologisch geordnet und schreiten mit je unterschiedlicher thematischer Zielsetzung die Liturgiegeschichte ab: Die Entstehung des Gedenktags Allerseelen oder die Gestaltung von Paramenten im Mittelalter werden ebenso beleuchtet wie Aspekte des gottesdienstlichen Lebens in der Barockzeit oder wichtige Personen und Stationen der Liturgischen Bewegung und der liturgischen Erneuerung im 20. Jahrhundert, z. B. die Messbuchreform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Zuletzt werden auch liturgische Gegenwartsfragen (z. B. die Rolle des Bischofs bei der Firmliturgie) in den Blick genommen.
Die Festschrift wird nicht nur explizit (liturgie-)historisch interessierte Leser/innen ansprechen. In ihrer thematischen Fülle zeigt sie auf, dass Liturgiegeschichtsforschung auch stets im Interesse der Gegenwart ist, da sie Anregungen zu Reform und Weiterentwicklung des gottesdienstlichen Lebens geben kann.
Peter Ebenbauer/Basilius J. Groen (Hg.): Zukunftsraum Liturgie. Gottesdienst vor neuen Herausforderungen, Wien: LIT Verlag 2019; 194 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-50941-3
Gesellschaftliche und pastorale Veränderungsprozesse stellen die gottesdienstliche Praxis vor neue Herausforderungen, die im Kontext der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht bekannt waren und daher Handlungsbedarf erfordern. „Wird die Liturgie auch in Zukunft einlösen können, was den christlichen Glauben seit jeher bewegt und belebt?“, lautet daher die spannende Leitfrage des Aufsatzbandes „Zukunftsraum Liturgie“, der aus der gleichnamigen internationalen Tagung der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz im Jahr 2018 hervorgegangen ist.
Die zehn Beiträge, zwei davon in englischer Sprache, stecken Grenzen, aber vor allem Potentiale christlicher Gottesdienstpraxis im Kontext aktueller Entwicklungen ab. Im Fokus stehen u. a. die Herausforderungen, die die vielfaltigen Krisenerfahrungen der heutigen Gesellschaften (Peter Ebenbauer) oder die Gender-Debatte (Terese Berger) für die Liturgie mit sich bringen, oder die Impulse, die aus der Ökumene erwachsen können (Basilius J. Groen).
Wer sich für gegenwärtige und zukünftige Fragen des christlichen Gottesdienstes und der Liturgiewissenschaft interessiert, findet in dem thematisch weit gefächerten Tagungsband vielfältige Impulse.
Manuel Uder, Trier